Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
Vom Netzwerk:
hatten sich per Blickkontakt darüber verständigt, ihm noch eine kleine Schonfrist einzuräumen. Er war noch jung und unerfahren; er bejammerte, dass die Kinder der Haubachers hätten untergebracht werden müssen – bei fremden Leuten.
    Funk meinte, dass es ihm leid täte, aber samstags habe der Polizeikindergarten geschlossen, wegen den Anwälten, die da immer auftauchten. Dr. Müller nahm konsterniert den Kopf zurück und sah Funk herablassend an.
    Schielin richtete seine erste Frage an Jürgen Haubacher und es ging gleich gut los. Er fragte: »Was haben Sie denn am Montag dieser Woche gemacht?«
    Sofort fing Frau Haubacher ein hysterisches Gezeter an: »Wir haben mit der Sache nichts zu tun! Wir lassen uns doch nichts in die Schuhe schieben von euch, nur weil wir ein paar Tätowierungen haben, immer geht ihr auf uns los, immer, was ist denn mit der alten Kinkelin, habt ihr die auch schon vorgeladen, he! Habt ihr die auch schon vorgeladen, geht ihr mit der vielleicht auch so um …«
    Selbst Dr. Müller war überrascht und realisierte, mit welcher Sorte Mandanten er es zu tun hatte. Auch kein leichter Job.
    Jürgen Haubacher sah ihn fragend an, was er denn antworten sollte, während seine Frau Anstalten machte aufzustehen. An Schielin und Funk tropfte das ordinäre Geschrei herab wie Regenwasser von Lotosblättern. Es langweilte sie.
    Schielin sah den Anwalt fragend und auffordernd an. Der richtete sich mit bittenden, beruhigenden Worten an seine Mandantin, die sich davon jedoch nicht beeindrucken ließ. In ihrer Empörung war der Genuss an der Situation zu spüren. Als sie ihre Hände auf den Tisch stützte und aufstehen wollte, wendete sich Schielin ihr zu, sah sie durchdringend an und bellte ein lautes, drohendes »Hey … Lady! Schluss nun mit dem Theater!«
    Sofort war Ruhe. Sie setzte sich und schwieg, warf ihrem Gatten einen verächtlichen Blick zu.
    Robert Funk lächelte. Schielin sagte in Richtung Dr. Müller: »Wir führen hier eine Zeugenbefragung durch und keine Beschuldigtenvernehmung. Sie können gerne hier im Raum bleiben, wenn Sie sich raushalten. Haben wir uns verstanden? Frau Haubacher wird vorerst draußen warten.«
    Dr. Müller signalisierte Einverständnis und seine Mandantin verließ unter Kimmels Begleitung, den man geholt hatte, den Raum.

    Schielin wendete sich erneut an Jürgen Haubacher. »Noch einmal. Was haben Sie am Montag gemacht, wo waren Sie … haben Sie an diesem Tag Herrn oder Frau Kohn getroffen?«
    Jürgen Haubacher sagte »Ja« und schien davon selbst überrascht. Dr. Müller senkte die Augen und presste die Lippen aufeinander.
    »Was, ja?«, fragte Robert Funk.
    »Ich war am Montag zu Hause.«
    »Ach. Und … weiter?«
    Die Türe ging auf und Lydia Naber kam herein. Sie reichte Schielin einen Zettel. Der las, nickte ernst und reichte die Notiz an Robert Funk weiter.
    Schielin lächelte Jürgen Haubacher böse an. »Na, dann erzählen Sie doch ganz einfach, wie Ihr Montag so war. Wie er für Gundolf Kohn gewesen sein muss, wissen wir ja bereits.«

    Lydia Naber ging zurück zu den Stalzers und fragte: »Also am Mittwoch ist die Lieferung zu den Haubachers gekommen. Sie sind sich da sicher.«
    »Ganz sicher«, bestätigte sie, »die haben ganz schön schleppen müssen.«
    »Und zum Montag, da ist Ihnen nichts mehr eingefallen?«
    »Nein.«
    *
    Jürgen Haubacher hatte es inzwischen fertiggebracht eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte den Montag betreffend, die höchstwahrscheinlich vorher mit dem Anwalt abgesprochen worden war. Nach beinahe jedem Satz suchten seine wässrigen Augen nach Bestätigung bei Dr. Müller, der versuchte mit geringstmöglicher nonverbaler Kommunikation zur Seite zu stehen und er machte den Job gar nicht schlecht, wie Schielin fand.
    Er war sich darüber hinaus auch im Klaren, dass der aggressive Auftritt der gnädigen Frau Haubacher der dümmlichen Sicherheit entsprungen war, in Anwesenheit eines Anwalts auftrumpfen zu können. Schielin und Funk erwarteten, von ihr eine fast exakte Kopie der soeben gehörten Geschichte zu erhalten.
    Ein paar Minuten später, schon nach den ersten Sätzen, bestätigte sich ihre Vermutung. Gelangweilt hörten sie zu und ließen die beiden dann, ohne weitere Fragen zu stellen, wieder gehen. Ihr Auftritt an sich verriet mehr, als ihre konstruierten Erklärungen.
    Die Stalzers waren schon gegangen und in ihrem Gefolge fuhr Dr. Müller mit seiner Mandantschaft vom Hof. Funk stand in Schielins Büro und

Weitere Kostenlose Bücher