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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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verfolgte die Abfahrt.
    Lydia kam zurück und schmiss den Notizblock auf den Tisch.
    »Also die Haubachers haben mächtig Dreck am Stecken«, knurrte Funk, »und am Mittwoch kam also die Lieferung, sagen diese Stalzers?«
    »Ja. Flachfernseher, so in etwa acht auf zehn Meter, und lauter so Prekariatselektronik.«
    »Kostet doch ganz schön was«, stellte Schielin fest.
    Lydia Naber lachte böse. »Na wenigstens kaufen sie beim örtlichen Dealer, der mit Firmenwagen nach Hause liefert. Habe schon dort angerufen … kriege gleich einen Termin. Die haben bar bezahlt.«

    Ein BMW fuhr langsam in den Hof ein. Funk nahm es aus den Augenwinkeln wahr und rief laut: »Gommi kommt heim!«
    Alle Augen richteten sich auf den BMW, der vor dem Gebäude hielt. Als hätte Wenzel Funks Rufen im Keller vernommen, kam er den Gang entlang, gut gelaunt, Spurensicherungstütchen in der Hand. Als er das Büro betrat, aus dem Gemurmel und unterdrücktes Lachen herausdrangen, hörte er, wie Schielin ungläubig rief: »Ich glaube, ich spinn. Da hockt doch ein Hund hinten auf dem Rücksitz.«
    Alle drängten sich nun am Fenster und sahen hinaus zum BMW. Tatsächlich. Auf der Rückbank saß ein Hund. Ein schöner, so wie es von hier aussah. Leider war er nicht so deutlich zu erkennen, weil die Seitenscheibe ziemlich angeschlabbert war. Fassungslose Stille breitete sich aus. Was hatte Gommi da angeschleppt?

    Kimmel tobte. Kimmel war außer sich. Er konnte es nicht glauben, was er da gehört hatte. Erich Gommert war in aller Seelenruhe an seinem Büro vorbeigegangen, dessen Türe immer offen stand, um mitzubekommen, was los war.
    Erich Gommert war also an der offenen Türe vorbeigelaufen, hatte die Fototasche und den ED-Koffer ins Büro gestellt und anschließend war aus seinem Büro das Hämmern auf der Tastatur zu hören.
    Kimmel wollte es zunächst gar nicht glauben, was ihm die anderen voller Fröhlichkeit zuflüsterten. Er war hinaus zum BMW gegangen, weil er von drinnen nichts erkennen konnte, und hatte den Hund gesehen, der ihn auch sofort anbellte, als er sich dem Auto näherte. Zurück im Haus, hatte Kimmel Erich Gommert in sein Büro bestellt. Vor Aufregung konnte er sich gar nicht setzen. Die Lockerheit, mit der Gommert zu ihm ins Büro hüpfte, machte ihn vollends rasend.
    »Sag mal, spinnst du eigentlich!?«, fing er an, »wir buckeln hier am Samstag wie die Irren, haben einen Erstochenen, eine vermisste Frau, die Täterin sein könnte, oder Opfer, keiner weiß mehr, wo ihm der Kopf steht und ich schicke dich zu einem Tatort, um für Entlastung zu sorgen – und du kommst mit einem Hund zurück!?«
    Bei den letzten Sätzen hatte sich seine Stimme überschlagen, so wie es Sopranistinnen passiert, wenn ihnen ein hoher Ton verloren geht.
    Gommert sah Kimmel unbekümmert ins Gesicht und sagte nichts.
    »Das Viech hat schon die ganzen Scheiben beschmiert und die Sitze sind wahrscheinlich voller Haare!«, stellte Kimmel fest.
    »Ist halt ein wenig aufgeregt, des Hundle«, erklärte Gommert, was wenig zur Beruhigung beitrug.
    »Ach! Das Hundle ist also aufgeregt«, presste Kimmel hervor und machte wilde Gesten mit den Händen, »was glaubst du eigentlich, was ich bin, he!?«
    »Was ist denn schon dabei«, rechtfertigte sich Erich Gommert, »ich hab halt nun emole den BMW dabeigehabt und die machen jetzt ja auch Schluss da draußen im Tierheim, am Samstag. Da hab ich halt alles eingeladen.«
    Kimmel war einmal um den Schreibtisch gelaufen und hatte seinem Untertan für den Moment den Rücken zugewandt. Schnell fuhr er herum. »Was meinst du mit alles?«
    »Ja, ich hab doch nichts daheim für des Hundle und die im Tierheim bieten ja alles an. Decken, Näpfle, Futter natürlich, Wurmpaste und eine Leine zum Spazierengehen.«
    »Näpfle, … eine Leine zum Spazierengehen …« echote Kimmel.
    »Du sollst einen Einbruch aufnehmen und nimmst einen Hund ins Asyl. Was glaubst du, was ist, wenn das die Öffentlichkeit erfährt? Was, wenn das in der Lindauer Zeitung steht, was meinst du?«
    »Des wäre dann doch emole en Bericht über einen Bullen mit Herz, tät ich meinen.«
    Kimmel schwieg zornig. Noch mehr als die Geschichte mit dem Hund regte ihm Gommerts Uneinsichtigkeit auf. Was war nur mit dem Kerl los! Sonst musste er nur einen scharfen Blick ins Büro werfen und schon war er geständig und entschuldigte sich für Fehlleistungen, die Kimmel niemals hätte erfahren können. Und jetzt stand er hier im Büro und ließ einen echten, guten alten

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