Hexenstunde
mit ihr ins Bett gegangen bist, sie hierher zurückgebracht und sie geschwängert hast – und genau das solltest du für uns tun.«
»Wir wollen nicht streiten«, sagte Marguerite, und ihre Hexenzotteln verschleierten ihr Gesicht, als sie die Hand nach ihm ausstreckte. »Wir sind alle auf derselben Seite, mon chér. Steh auf, bitte, und komm zu uns.«
»Komm schon, Michael, all dieses Durcheinander machst du doch nur selbst«, sagte Suzanne. Ihre großen, einfältigen Augen blitzten und flatterten, als sie ihm aufhalf, und ihre Brüste lugten durch dreckige Lumpen.
»Ja, du hast es vollbracht, mein Sohn«, sagte Julien. »Eh bien, ihr ward wundervoll, alle beide, du und Rowan – ihr habt genau das getan, wozu ihr geboren wart.«
»Und jetzt kannst du mit uns zurück gehen«, sagte Deborah. Sie hob die Hände und ließ die anderen beiseite treten; Flammen stiegen hinter ihr auf, und der Rauch trieb in Wolken über ihren Kopf. Der Smaragd schimmerte und blinkte auf ihrem dunkelblauen Samtgewand. Das Mädchen, das Rembrandt gemalt hatte – so schön mit den roten Wangen und den blauen Augen, schön wie der Smaragd. »Verstehst du denn nicht? Das war der Pakt. Jetzt, da er hindurch gegangen ist, kehren wir alle wieder zurück! Rowan weiß, wie sie uns hindurch gehen lassen kann, wie sie auch ihn hat hindurch gehen lassen. Nein, Michael, sträube dich nicht. Du mußt bei uns bleiben, hier, an die Erde gebunden, und warten, bis du an der Reihe bist, denn sonst wirst du einfach für allezeit tot sein.«
»Wir sind jetzt alle erlöst, Michael«, sagte die zerbrechliche Antha; wie ein kleines Mädchen stand sie da in ihrem schlichten, geblümten Kleid. Blut rann ihr über das Gesicht; es floß aus der tiefen Wunde an ihrem Hinterkopf. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange wir schon warten. Man verliert hier das Gefühl für die Zeit…«
»Aber dieses Haus wird ewig stehen«, erklärte Maurice würdevoll, und sein Blick wanderte über die Decke, die Stuckmedaillons, die schwankenden Kronleuchter. »Dank deinen prachtvollen Restaurierungsarbeiten haben wir nun dieses sichere, wunderbare Haus; in dem wir warten können, bis wir an die Reihe kommen und wieder Fleisch werden.«
»Wir sind ja so froh, dich bei uns zu haben, Darling«, sagte Stella mit ihrem gelangweilten Gehabe, und sie verlagerte unvermittelt ihr Gewicht, so daß ihre linke Hüfte aus dem Seidenhemd hervorstach. »Gewiß willst du dir doch eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
»Ich glaube euch nicht! Ihr seid Lügen, Fiktionen!« Michael fuhr herum und rannte mit dem Kopf durch die pfirsichfarbene Putzwand. Der Topffarn kippte um. Paare, die sich vor ihm wanden, fauchten zähnefletschend, als sein Fuß durch sie hindurch ging – durch den Rücken des Mannes und den Bauch der Frau.
Stella kicherte und rannte durch den Raum. Dann warf sie sich in den satingefütterten Sarg und griff nach ihrem Champagnerglas. Die Trommeln dröhnten lauter und lauter.
Warum geht nicht alles in Flammen auf, warum brennt nicht einfach alles ab?
»Weil das hier die Hölle ist, mein Sohn«, sagte die Nonne und hob die Hand, um ihn noch einmal zu schlagen. »Weil es brennt und brennt.«
»Du kannst jetzt nur noch bei uns bleiben und mit uns zurück gehen!« sagte Deborah. »Verstehst du es denn nicht? Die Tür ist jetzt offen: es ist nur noch eine Frage der Zeit. Lasher und Rowan werden uns durch dringen – Suzanne zuerst, dann mich, und dann -«
»Nein, halt, mit dieser Reihenfolge war ich niemals einverstanden«, rief Charlotte.
»Ich auch nicht«, sagte Julien.
»Wer hat etwas von Reihenfolgen gesagt?« brüllte Marie Claudette, und ihre Beine schleuderten die Steppdecke beiseite, als sie sich im Bett aufrichtete.
»Warum seid ihr so töricht?« fragte Mary Beth gelangweilt und nüchtern. »Mein Gott, alles hat sich erfüllt. Die Transmutation läßt sich unbegrenzt oft bewerkstelligen. Und du kannst dir doch wohl vorstellen, von welch überlegener Qualität das mutierte Fleisch und die mutierten Gene sein werden. Dies ist im Grunde ein wissenschaftlicher Fortschritt von schwindelerregender Brillanz.«
»Es ist alles nur zu natürlich, Michael – und wer das versteht, versteht das Wesen der Welt: daß die Dinge – hmmmm, mehr oder weniger vorher bestimmt sind«, sagte Cortland. »Weißt du nicht, daß du von Anfang an in unserer Hand warst?«
»Das ist der entscheidende Punkt, den du verstehen mußt«, sagte Mary Beth vernünftig.
»Das
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