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Hexenstunde

Hexenstunde

Titel: Hexenstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Tunika an der schmalen Statur hing. Er hatte dichtes schwarzes, lockiges Haar und sehr große blaue Augen, aber sonst sah er aus wie Rowan. Seine Haut war wie Rowans glatte, jugendliche Haut, und der Mund war wie Rowans Mund, nur noch ein wenig voller und sinnlicher. Die Augen, so groß und blau sie waren, hatten Rowan in sich, und Rowan war auch in dem plötzlichen schmalen, kalten Lächeln des Mannes.
    Er tat einen Schritt auf Michael zu, und Michael sah, daß er unsicher auf den Beinen war. Etwas Strahlendes ging von ihm aus, und Michael erkannte, daß das Ding aussah wie neugeboren, daß es von sanftem, elastischem Leuchten erfüllt war wie ein neugeborenes Baby. Die langen, schmalen Hände waren babyglatt, und das Gesicht war von keinem Charakter geprägt.
    Aber der Ausdruck dieses Gesichtes war kein babyhafter Ausdruck. Es war erfüllt von Staunen, von etwas, das aussah wie Liebe, und von schrecklichem Spott. Michael stürzte sich auf ihn und überrumpelte ihn. Seine Hände umfaßten die dünnen, kräftigen Arme, und verblüfft und entsetzt vernahm er das sanfte, männliche Lachen, das aus der Gestalt hervorbrach.
    Lasher, lebendig vorher und lebendig jetzt, wieder im Fleisch – und er besiegt dich! Euer Kind, eure Gene, dein Fleisch und ihr Fleisch, liebt dich, besiegt dich, benutzt dich, danke dir, mein auserwählter Vater.
    Ein dunkles, bebendes Brüllen stieg in Michael auf.
    »Du hast mein Kind ermordet! Rowan, du hast ihm unser Kind gegeben!« Es war ein gutturaler, schmerzerfüllter Aufschrei, und die Worte strömten in seinen Ohren zusammen zu einem einzigen Rauschen. »Rowan!«
    Die Kreatur wich hastig vor ihm zurück, prallte unbeholfen gegen die Wand des Eßzimmers, warf die Hände in die Höhe und lachte wieder. Ein Arm schoß vor, eine große, glatte Hand schlug mühelos gegen Michaels Brust, so daß er über den Eßtisch flog.
    »Ich bin dein Kind, Vater. Tritt zurück. Betrachte mich!«
    Michael rappelte sich hoch.
    »Dich betrachten? Umbringen werde ich dich!«
    Er stürzte sich auf das Wesen, aber es wich tanzend zurück in die Geschirrkammer, bog den Rücken nach hinten und streckte die Hände aus, als wolle es ihn foppen. Es drehte sich, kreiselte rückwärts durch die Küchentür. Seine Beine verhedderten sich, streckten sich wieder, als wäre sie aus Strohhalmen. Wieder erklang das Gelächter, voll und dunkel und von irrer Heiterkeit erfüllt. Der gleiche Irrsinn lag in den Augen des Wesens; sein Blick war erfüllt von rasendem, rücksichtslosem Entzücken.
    Michael stürzte sich von neuem auf das Ungeheuer; er packte es und schleuderte es rücklings gegen die Terrassentür, daß die Scheiben klirrten. Draußen, hoch oben an der Hausfassade, gellte der Alarm, als die Glassicherungen zerrissen, und das ohrenbetäubende Schrillen mischte sich in das Chaos.
    Das Wesen hob die langen, schlenkernden Arme hoch und starrte erstaunt auf Michael herunter, als der ihm die Hände um den Hals legte. Dann krümmte es beide Hände zu Fäusten und schlug sie Michael ans Kinn.
    Michaels Beine gaben nach, aber noch während er stürzte, rollte er sich auf Hände und Knie. Die Tür stand jetzt offen, der Alarm heulte noch immer, und das Wesen tanzte, hüpfte und tollte mit scheußlicher Anmut zum Swimming-Pool hinüber.
    Als er ihm nachsetzte, sah er aus dem Augenwinkel, daß Rowan die Treppe in die Küche herunterlief. Er hörte sie schreien.
    »Michael, bleib weg von ihm!«
    »Du hast es getan, Rowan, du hast ihm unser Kind gegeben! Er ist in unserem Kind!« Er fuhr herum und hob den Arm, aber er konnte sie nicht schlagen. Wie erstarrt blieb er stehen und starrte sie an. Sie war der Inbegriff des Grauens; ihr Gesicht war bleich, ihr Mund naß und bebend. Der Schmerz preßte seine Brust zusammen wie ein Blasebalg, und hilflos erschauernd drehte er sich um und funkelte das Ding an.
    Es hüpfte auf den verschneiten Steinplatten am Rande des blau gekräuselten Wassers hin und her. Es reckte den Kopf nach vorn, legte die Hände auf die Knie, deutete dann auf Michael. Seine Stimme erhob sich laut und deutlich über das Schrillen des Alarms.
    »Du wirst darüber hinweg kommen, wie die Sterblichen sagen, du wirst schon wieder Licht sehen, wie die Sterblichen sagen! Du hast ein tolles Kind geschaffen, Michael. Michael, ich bin dein Werk. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Liebe war die Definition meines Ehrgeizes, denn beides ist für mich ein und dasselbe. Ich zeige mich dir in Liebe.«
    Er lief zur

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