Hexenstunde
Antwort auf diese Frage ist: ja.« Sie stieg aus.
Er öffnete seine Tür und stieg ebenfalls aus. »Wie, zum Teufel, lautet die Frage?« Er wurde rot.
Sie nahm seinen Koffer vom Rücksitz. »Oh, Sie wissen schon«.
»Weiß ich nicht!«
Achselzuckend ging sie auf das Tor zu. »Sie wollten wissen, ob ich mit Ihnen ins Bett gehen würde. Die Antwort ist ja, wie ich gerade sagte.«
Er hatte sie eingeholt, als sie durch das Tor ging. Ein breiter, zementierter Weg führte zu der schwarzen Teakholz-Doppeltür hinauf.
»Na, dann frage ich mich, wieso, zum Teufel, wir hier noch lange herumreden.« Er nahm ihr den Koffer ab, während sie nach dem Schlüssel suchte.
Wieder sah sie ein bißchen verwirrt aus. Sie winkte ihn hinein. Als sie ihm die Biertüte abnahm, merkte er es kaum.
Das Haus war unendlich viel schöner, als er es sich vorgestellt hatte. Dabei hatte er unzählige alte Häuser gekannt und erforscht. Aber diese Art Haus, ein mit Sorgfalt gestaltetes modernes Meisterwerk, war ihm unvertraut.
Was er jetzt sah, war eine weite Fläche aus breiten Holzdielen, die sich fließend und ohne Unterteilung vom Eßzimmer ins Wohnzimmer und weiter in den Salon erstreckte. Hinter gläsernen Wänden lag eine breite Holzveranda nach Süden, Westen und Norden hin, eine geräumige, offene Terrasse, von vereinzelten, matt leuchtenden Flutlichtstrahlern sanft erhellt. Die Bay dahinter war schwarz und unsichtbar. Und die winzigen funkelnden Lichter von Sausalito im Westen erschienen zart und intim, verglichen mit der fernen Pracht der dicht zusammengedrängten, farbwütigen Skyline von San Francisco im Süden.
In der Ostecke des Hauses befand sich die Küche, die er in seiner kurz aufblitzenden Vision vorhin gesehen hatte – ein geräumiger Alkoven mit dunklen Holzschränken und Arbeitsflächen, wo blinkende Kupfertöpfe an der Decke hingen. Eine Küche zum Anschauen wie zum Arbeiten. Nur ein tiefer, steinerner Kamin mit einer hohen, breiten Feuerstelle – einem Herd, auf dem man sitzen konnte – trennte diese Küche von den anderen Räumen.
»Ich dachte, es würde Ihnen nicht gefallen«, sagte sie.
»Oh, aber es ist wunderschön.« Er seufzte. »Es ist gebaut wie ein Schiff. Ich habe noch nie ein so gut gebautes neues Haus gesehen.«
»Spüren Sie, daß es sich bewegt? Es ist so konstruiert, daß es sich mit dem Wasser bewegt.«
Langsam ging er über den dicken Teppich im Wohnzimmer. Und erst jetzt sah er die geschwungene Eisentreppe hinter dem Kamin. Sanftes, bernsteinfarbenes Licht fiel oben durch eine offene Tür. Sofort dachte er an Schlafzimmer, an Räume, so offen wie die hier, und er dachte daran, im Dunkeln zu liegen, allein mit ihr und den funkelnden Lichtern der Stadt. Wieder errötete er heiß.
Er warf ihr einen Blick zu. Hatte sie seine Gedanken mitbekommen, wie sie es vorhin behauptet hatte? Zum Teufel, jede Frau hätte darauf kommen können…
Sie stand in der Küche vor dem offenen Kühlschrank, und in dem klaren weißen Licht sah er zum erstenmal wirklich ihr Gesicht. Ihre Haut war von beinahe asiatischer Glätte, aber ihr Haar war für eine Asiatin von allzu reinem Blond. Ihre Gesichtshaut war so straff, daß sich in den Wangen zwei Grübchen formten, als sie ihn jetzt anlächelte.
Er näherte sich ihr, und wieder war ihm ihre physische Gegenwart schneidend bewußt, die Art, wie ihre Hände das Licht zurückwarfen, die glamourösen Bewegungen ihres Haars. Wenn Frauen ihr Haar so tragen, voll und kurz, so daß es bei jedem Schwenk gerade den Kragen streift, dann wird es zu einem entscheidenden Teil jeder ihrer Gebärden, überlegte er. Man denkt an sie, und man denkt an ihr hübsches Haar.
Als sie die Kühlschranktür schloß und das klare weiße Licht ausging, erkannte er, daß er durch die nördliche Glaswand des Hauses – weit links, nahe der Haustür – einen gewaltigen weißen Kabinenkreuzer vor Anker liegen sehen konnte.
Er war von monströser Größe, ein beinahe unmögliches Ding – wie ein gestrandeter Wal -, den weichgerundeten Möbeln und den überall verstreut liegenden Teppichen, die ihn hier umgaben, grotesk nahe. Etwas wie Panik stieg in ihm auf. Ein seltsames Grauen, als habe er am Abend seiner Errettung etwas Schreckliches erlebt, das Teil dessen war, was er vergessen hatte.
Es blieb ihm nichts, als hinzugehen. Es blieb ihm nichts, als die Hände auf das Deck zu legen. Unversehens ging er auf die Glastür zu; dann blieb er verwirrt stehen und sah zu, wie sie den Riegel
Weitere Kostenlose Bücher