Hexensturm
er ist weit weg.« Ich sah Smoky an. »Liebster, könnten wir drei auf deinem Rücken reiten, und ich sage dir, wo es langgeht?« Ich nannte ihm die grobe Richtung.
Ich kannte niemanden, der auf der Astralebene so schnell rennen konnte wie ich, ausgenommen Rozurial, aber es erschien mir sinnvoll, unsere Kräfte zu schonen, falls wir noch einmal würden kämpfen müssen. Und ich war zu Fuß hier schneller als Smoky im Flug, aber Trillian und Delilah liefen viel langsamer, als der Drache fliegen konnte. So würden wir es nicht riskieren, getrennt zu werden. Außerdem gab es auf der Astralebene ein paar richtig fiese kleine Ungeheuer, und ein paar von denen konnten wir nur gemeinsam besiegen. Wenn die einen Drachen sahen, würden sie es sich zweimal überlegen, ehe sie uns angriffen.
Smoky nickte und bedeutete uns, zurückzutreten. Sekunden später stand er als schimmernder Drache vor uns und senkte den langen Schlangenhals, damit wir aufsteigen konnten. Ich saß ganz vorn, an der Stelle, wo sein Hals in die Schultern überging. Ich ritt oft auf seinem Rücken, wenn wir nachts kleine Ausflüge machten, in der Nähe seines Hügels, wo uns niemand sehen würde.
Delilah gab Trillian einen hilfreichen Schubs von unten – sie war größer als er, allerdings nicht stärker – und sprang dann selbst hinauf. Sie klammerten sich an mir fest. Ich presste die Knie an Smokys Seiten, beugte mich vor und hielt mich an seiner Mähne fest. Die Haare schlangen sich um meine Taille und sicherten auch Trillian und Delilah, und dann erhob er sich in die Luft.
Wir schossen in die Höhe, und sogleich wurde mir ganz leicht ums Herz. Hyto mochte es auf mich abgesehen haben, aber sein Sohn war mein Ehemann, und auf Smokys Rücken zu fliegen gehörte zu meinen größten Freuden. Als er sich nach links neigte und die Richtung einschlug, in der ich die vertraute Energie gespürt hatte, hörte ich jemanden hinter mir lachen.
»Nicht zu fassen, dass ich das bisher versäumt habe! Das macht ja riesigen Spaß! Aber es wundert mich, dass du dich nicht davor fürchtest«, bemerkte Delilah. »Du hast doch Höhenangst.«
Ich lächelte, obwohl sie mein Gesicht gar nicht sehen konnte. »Auf Smokys Rücken fürchte ich mich vor fast gar nichts.«
Trillian räusperte sich brummend, doch dann schlang sich sein Arm um meine Taille, und er küsste mich auf die Schulter. Er flüsterte mir ins Ohr: »Wir hatten solche Angst, dich für immer zu verlieren, meine Liebste. Wir alle drei – wir konnten den Gedanken nicht ertragen. Ohne dich sind das Füchslein, die Eidechse und ich weniger, als wir sein sollten. Als wir sein wollen und sein müssen, wenn du da bist.« Tränen traten mir in die Augen, und ich zog den Kopf ein. Was Hyto mir angetan hatte, hatte mich für immer gezeichnet, und dennoch … dennoch war mir bewusst, dass Narbengewebe stärker sein kann als die ursprüngliche Haut. Ich musste nur lernen, wie ich aus dem, was mir passiert war, Kraft gewinnen konnte, statt mich davon runterziehen zu lassen.
»Ich liebe euch – euch alle. Dafür, dass ihr bereit seid, ein Teil meines Lebens zu sein. Dass ihr zusammenarbeitet, damit wir alle glücklicher sind. Und ich liebe euch dafür … dass ihr alle mit mir zusammen sein wollt. Ich werde eure Hilfe brauchen, um darüber wegzukommen, aber ich lasse Hyto nicht gewinnen. Ich lasse nicht zu, dass seine Misshandlungen unser Leben ruinieren.«
Trillian drückte mir sacht, ohne jede Forderung, die Lippen in den Nacken – nur eine zärtliche Erinnerung daran, dass er mir Rückendeckung gab. Ich begann leise zu weinen, unendlich dankbar, wieder bei all jenen zu sein, die mich liebten. Uns stand noch ein harter Kampf bevor – Hyto würde keine Ruhe geben, und wir konnten uns das auch nicht leisten. Aber für den Augenblick war bei uns alles so, wie es für uns sein sollte.
»Wir machen auch Vanzir keine Vorwürfe mehr. Nachdem du verschwunden warst, ist er zu uns gekommen und hat uns die Leviten gelesen. Er hat uns klargemacht, dass wir euch beiden die Schuld an etwas geben wollten, das unvermeidlich war. Um deine Ehre zu verteidigen, hat er es riskiert, dass die Rieseneidechse ihn umbringt. Er gehört nicht zu unserem Trio, aber …«
Ich schüttelte den Kopf. »Was geschehen ist, ist geschehen. Und das war nichts im Vergleich dazu, was Hyto mir angetan hat. Vanzir … ist keiner meiner Seelengefährten. Ich begehre ihn nicht, auch nicht als Partner, aber ich verstehe ihn jetzt viel besser
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