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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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werde allmählich ein bisschen nervös. Was meint ihr, wo wir hier sind?«
    »Ich weiß es nicht.« Delilah sah sich beunruhigt um. »Ich frage mich, ob das hier überhaupt eine natürliche Welt ist. Wir sind doch nicht auf der Astralebene, oder?«
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Smoky, Trillian, was sagt ihr?«
    Smoky ging ein paar Schritte weit und blieb dann stehen. Er zeigte auf ein Grüppchen kleiner Nadelbäume. »Da ist eine Hütte.«
    »Eine Hütte? Chase hat gesagt, er wäre zu irgendeiner Hütte geschleift worden.« Ich trat vor und betrachtete sie mit zur Seite geneigtem Kopf. »Die sieht irgendwie seltsam aus. Fällt euch etwas auf?«
    Delilah beschirmte die Augen mit einer Hand und spähte angestrengt hinüber. »Sieht beinahe so aus, als würden sich die Wände bewegen.«
    Wir gingen darauf zu, Smoky an der Spitze, und bald sah ich, dass Delilah recht hatte. Wände und Dach des Häuschens schienen sich zu bewegen, als tanzten die einzelnen Atome durcheinander. Ich fragte mich, was zum Teufel das sein mochte. Leise folgten wir dem Pfad den Abhang hinunter.
    »Das fühlt sich gar nicht gut an.« Trillian schüttelte den Kopf und zog seinen Dolch. »Ich spüre Gefahr. Überall um uns herum. Wir sind davon umringt, als ob …«
    Er verstummte, als ich ihn am Arm packte. »Stopp. Bleibt stehen. Schaut genau hin – ich glaube, ich sehe jetzt, warum sich das Haus bewegt.« Ich kam selbst rutschend zum Stehen und starrte darauf. »O Scheiße.«
    »Was ist?« Delilah kniff halb die Augen zusammen. »Ich sehe nichts.«
    »Ich sehe die Aura des Hauses. Die Bewegung ist nicht energetisch – die ist physisch. Das ganze Haus ist mit Spinnen und Käfern bedeckt – sie wimmeln in Schwärmen darauf herum. Das ist ein einziger großer Ameisenhaufen, nur ohne Ameisen.«
    Als ich das aussprach, war es auf einmal deutlich zu sehen. Die wabernde Masse entpuppte sich als einzelne Spinnen und Käfer, die überall auf dem Haus herumkrabbelten. In kleinen Lücken zwischen dem wimmelnden Getier sah ich eine Art weißes Gewebe aus dicken Fäden hervorschimmern – ein Kokon! Das Haus war ein riesengroßer Kokon.
    »O große Bast, glaubst du, Chase ist da drin?« Delilahs schrille Stimme hatte einen hysterischen Unterton.
    Kopfschüttelnd und mit klappernden Zähnen wich ich zurück. Ich konnte einiges ab, aber Insektenschwärme … eher weniger. »Nein, er war körperlich auf der Astralebene. Und es wäre klug von uns, auch dorthin zu springen, und zwar sofort!«
    »Aber wir müssen wissen, ob er da drin ist. Wir brauchen Gewissheit. Tut mir leid, aber wir können uns nicht einfach auf das verlassen, was du bei diesem perversen Drachen geträumt hast. Vielleicht war das nur dein Fieber …«
    Ich hätte sie ohrfeigen können, aber natürlich hatte sie recht. Bei Vanzir hatte ich genau richtig gelegen, aber das musste deshalb nicht auch bei Chase so sein.
    Smoky blickte zwischen Delilah und mir hin und her und wartete auf irgendeine Anweisung. »Ich könnte das Haus einfach niederbrennen …«
    »Nein! Was, wenn Chase da drin ist?« Delilah stieß ein klägliches Maunzen aus, wie sie es meistens tat, ehe sie sich in das Tigerkätzchen verwandelte. Aber ich merkte, dass der Panther dicht unter der Oberfläche wartete. Sie drückte sich die Fingernägel in die Handflächen. »Ich kann es mir nicht leisten, mich zu verwandeln, noch nicht jetzt. Aber wir müssen irgendetwas tun.«
    »Ich glaube, die Entscheidung wird uns soeben abgenommen«, sagte Trillian und deutete auf das Häuschen.
    Eine Gestalt huschte heraus, krabbelte erst ein wenig hin und her und dann auf uns zu. Sie sah aus wie eine runzlige alte Frau in einem roten und schwarzen Gewand, ein wenig wie die Ewigen Alten, aber sie hatte sechs Arme und wirkte auch ansonsten wenig menschenähnlich. Ihr Haar war zu einem straffen kleinen Knoten hochgesteckt, und ihre Knopfaugen glänzten gierig. Ich erhaschte einen Hauch von Hunger, der durch die Luft trieb. Sie war gefräßig, und ich konnte nicht erspüren, ob sie nach Blut oder Fleisch gierte, aber sie wollte etwas, und zwar sofort.
    »Wenn sie solchen Hunger hat, muss sie schon seit einer Weile nichts mehr gefressen haben. Chase ist nicht da drin.« Ich sprach sehr leise, doch die anderen verstanden mich und nickten. Ich reckte meinen Geist nach oben und rief die Macht der Mondmutter zu mir herab. Das hier war gewiss eine Alte Fee, und wir würden alle Unterstützung brauchen, die wir bekommen

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