Hexensturm
als früher, und ich misstraue ihm nicht mehr. Und ich mache ihm keine Vorwürfe. Ich will das nur endlich vergessen und mir sicher sein können, dass ihr drei ihm nicht den Hals umdreht.«
Trillian seufzte tief. »Wie du wünschst, Liebste.«
Smoky musste unser Gespräch belauscht haben, denn er drehte sich plötzlich in der Luft um sich selbst, flog eine übermütige Spirale, so dass wir erst hinunter-, dann nach oben gedrückt wurden. Ich hielt mich lachend an ihm fest, Trillian umklammerte meine Taille und Delilah Trillians.
Danach schossen wir wieder schnurstracks auf die Energie zu, die immer stärker wurde. Der Nebel flog an uns vorbei, hier und da reckte sich ein schmaler Streifen bis zu uns empor. Der Boden war mit wabernden Schwaden bedeckt, so weit wir schauen konnten. Ein Großteil der Astralebene war mit brodelndem Nebel bedeckt – der gehörte einfach dazu. Es gab andere Sphären der Existenz, und die meisten waren durch das Ionysische Meer miteinander verbunden. Aber die anderen mied ich, wenn es ging. Der Ätherraum war noch weniger physisch als der Astralraum, und andere erst …
Wir flogen zwar ohne Luft, aber Luftlinie, wie man so schön sagt, eine gefühlte Stunde lang, doch in Wahrheit gab es hier auch keine Zeit. Menschen allerdings – alle Sterblichen, so langlebig sie auch sein mochten – hatten wohl immer irgendein inneres Zeitgefühl.
Nach einer Weile zupfte ich an Smokys Mähne. Wir sanken in sanften Spiralen dem Boden entgegen. Er landete vorsichtig, ich stützte mich mit einem Fuß auf seiner Schwinge ab und kletterte hinunter. Trillian und Delilah folgten mir. Ich blickte mich um und spürte auf einmal viel deutlicher, wo die Quelle der Energiesignatur sein musste, der wir folgten.
»Hier entlang«, sagte ich und bedeutete den anderen, mir zu folgen. Ich machte mich in die Richtung auf, die zu Hause etwa Osten gewesen wäre, und ließ mich von der Energie führen. Auf dem Weg über eine weite Fläche voller Pflanzen, die mich an Farne und wuchernde Rhododendren erinnerten, stießen wir auf einen Teich. Das war natürlich kein echtes Wasser, aber es schimmerte und kräuselte sich leicht, und als ich mich darüber beugte, erkannte ich, dass es lebendig war. Es stieg in die Luft, und ich machte erschrocken einen Satz rückwärts.
Das »Wasser« nahm eine vage zweibeinige Gestalt an. Sie stand vor mir, und als ich ein paar Fünkchen ihrer Magie spürte, streckte ich zögernd den Zeigefinger aus. Ein schmales Fähnchen reckte sich aus der Hand, die einem nebulösen Fäustling glich, und berührte vorsichtig meinen Finger.
Energie durchströmte mich wie ein Wasserfall aus funkelnden Tröpfchen. Einen Augenblick lang barst ich vor Regenbogen und Prismen, blitzenden Splittern und funkelnden Kristallen. Und dann folgte eine besänftigende Welle des Friedens.
Langsam zog ich die Hand zurück und sah zu, wie das Geschöpf wieder seine ursprüngliche Gestalt annahm, indem es zu einem kleinen Teich zerfloss.
»Wie wunderschön«, flüsterte ich. »Reine Freude, transzendenter Frieden.« Und dann wurde mir bewusst, dass mein Herz nicht mehr so wehtat. Der Kummer war gelindert. Ich schloss die Augen, und das intensive, scheußliche Gefühl, vergewaltigt und misshandelt worden zu sein, war verblasst – nur ein wenig, aber es machte mir alles leichter. »Das mag nicht der blaue Dschinn sein, der alle Wünsche erfüllt, aber das Geschenk dieses Geschöpfs ist kostbar.«
»Was ist das?«, fragte Delilah, die immer noch auf den schimmernden Teich hinabstarrte.
»Ein Wasserzirp. Ich habe schon Geschichten über sie gehört, aber noch nie einen gesehen.« Ich wünschte dem Zirp im Stillen alles Gute, ging um den Teich herum, und dann hielten wir auf das andere Ende der Fläche zu.
Kurz vor einem dichten Gebüsch aus astralen Farnen hörten wir ein Rascheln und blieben stehen. Aus dem Gestrüpp trat Chase hervor – und ein Ausdruck der Erleichterung breitete sich über sein Gesicht.
»Gott sei Dank, ihr seid es! Ich habe deine Energie gespürt, Camille, und dass du direkt in meine Richtung kommst.« Er wirkte ein wenig irre, aber mehrere Tage lang allein im Astralraum festzuhängen, würde jeden VBM in den Wahnsinn treiben. Vor allem, wenn er gerade so gewaltige Veränderungen durchmachte wie Chase.
Delilah stürzte vor und fiel ihm um den Hals. Er schloss die Augen, während sie ihn fest drückte, und trat dann zurück. »Camille – geht es dir gut? Ich dachte … Na ja, ich war
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