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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Gedächtnis, so gut es ging, gab meinen hinzu und formte und streichelte das Leuchten im Geiste zu einer violetten Kugel. Die Energie flammte auf, bis die Kugel glühte, erfüllt von der Flamme der karmischen Gerechtigkeit. Ich rief die Macht der Schattenwelt herbei und leitete sie durch meinen Körper. Ein schlängelnder Strom begann zu pulsieren, schwoll an und trug mich mit sich.
    Ach, wie mir das fehlte – diese Praktiken. Und meine Verbindung mit Morio. Wir mussten seit etwa drei Wochen auf unsere Magie verzichten, aber das war schon zu lange. Er war mein Priester, mein Magus, und ich seine Hexe.
    Während ich mit dieser Macht arbeitete, spürte ich ihn am Rande meines Geistes. Er schlief, und dennoch hatte er einen Weg zu mir gefunden, langsam und tastend.
    Verausgabe dich nicht, mein Liebster.
    Ich kann dir helfen, ohne mir zu schaden, antwortete er.
    Du bist immer noch geschwächt. Die Geister haben dir zu viel Lebensenergie geraubt. Davon musst du dich erst erholen, ehe du in irgendwelche Kämpfe ziehst, und sei es im Traum.
    Halt den Mund, mein schönes Weib, und lass mich dir helfen. Ich erhole mich schneller, als du glaubst.
    Also schwieg ich trotz meiner Besorgnis, wurde wieder ruhig und ließ ihn mitarbeiten. Gemeinsam machten wir die Flamme bereit.
    Du bist so weit. Ziele auf ihr drittes Auge. Ihr übersinnliches Zentrum wird am verletzlichsten sein, vor allem, da sie eine Alte Fee ist. Diesen Zauber wird sie nicht abwehren können. Und damit zog Morio sich zurück.
    Ich holte tief Luft und ermahnte mich, weiter auf die schnappenden Fangzähne zu achten. Dann schob ich die Flamme an, aus mir heraus, und zielte damit direkt auf ihre Stirn. Ein mächtiger Blitz, und sie kreischte. Im nächsten Moment lockerte sich ihr Griff, und Smoky zog mich von ihr weg. Wir alle wichen zurück, während sie zu zittern begann, umhüllt von einem violetten Wetterleuchten. Dann zerriss ein lauter Knall die Luft, und sie fiel zu Boden.
    Keuchend starrte ich auf die reglose Gestalt hinab, doch Delilahs Warnung riss mich aus meiner Starre. »Schnell! Das Haus – sie kommen!«
    Ich blickte zu dem Häuschen hinüber und sah, dass die wimmelnde Masse der Spinnen und Käfer von der Hütte und über den Boden glitt wie ein riesiges Tuch, das sich in unsere Richtung bewegte. Ich quiekte vor Entsetzen.
    »Nichts wie weg hier! Schnell rüber in den Astralraum.«
    Smoky öffnete seinen langen weißen Trenchcoat, und ich schmiegte mich an seine Seite. Trillian hielt sich an mir fest, Delilah kuschelte sich auf der anderen Seite unter Smokys Mantel. Er hüllte uns darin ein, und mit dem vertrauten Schwanken des Bodens unter meinen Füßen lösten wir uns auf … um auf der Astralebene wieder zu erscheinen.

    Dichter Nebel wallte, und mir stockte der Atem, ehe mir wieder bewusst wurde, dass ich ja nicht zu atmen brauchte. Die Astralebene war eines der Reiche, über die man nicht allzu gründlich nachdenken durfte, denn die Rätsel und Widersprüche würden einen verrückt machen.
    Knöcheltief rollte der Nebel über den Boden, so weit das Auge reichte, aber ich konnte ein paar kahle Baumstümpfe erkennen – sofern man hier von Bäumen sprechen konnte –, und die Luft schimmerte silbrig, dunkler am Horizont und heller hoch am Himmel. Felsbrocken lagen um uns verstreut, doch hier auf der Astralebene konnten das ebenso gut Geschöpfe wie Gesteine sein.
    Das war eines der Dinge, die man nicht vergessen durfte: Obwohl die Umgebung ähnlich wirkte wie das, was wir in der physischen Welt sahen, konnte man nie davon ausgehen, dass irgendetwas auch so war. Mit anderen Worten: Ein Stein ist ein Stein ist nicht unbedingt ein Stein.
    Mein Körper begann zu kribbeln. Im Astralraum fühlte ich mich immer besonders lebendig, schon seit ich damals in der Anderwelt gelernt hatte, wie man sich hier bewegte. Das war eine der wenigen magischen Aufgaben, mit denen ich meine Lehrer tatsächlich beeindruckt hatte. Astralreisen hatte ich so leicht und selbstverständlich gelernt, als wäre ich ganz in meinem Element.
    Jetzt blickte ich mich um und versuchte mich zu orientieren. Chase war immer noch hier, das spürte ich in den Knochen. Und meine Knochen entpuppten sich als ziemlich präzise, was solche Vorahnungen anging.
    Ich schloss die Augen und ließ mich treiben. Die anderen traten zurück und warteten. Kurz darauf spürte ich einen fernen Funken, der mir sehr vertraut vorkam, und ich konzentrierte mich darauf.
    »Ich glaube, ich habe ihn. Aber

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