Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
dazu.
    »Würdest du hier leben wollen?«, fragte Delilah und betrachtete die Lichter, die in Fenstern am Straßenrand leuchteten.
    Ich lächelte schwach. »Ich glaube nicht. Smoky würden sie wahrscheinlich nicht gerade mit offenen Armen willkommen heißen … oder auch nur Morio. Trillian vielleicht eher – obwohl er als Svartaner ja zu den Elfen gehört. Aber Svartaner und Elfen verstehen sich nicht sonderlich gut.«
    »Svartaner und Feen schon gar nicht.« Sie errötete. »Es tut mir leid, dass Menolly und ich dir seinetwegen jahrelang zugesetzt haben. Jetzt, da wir ihn besser kennen …«
    »Du meinst, jetzt, da ihr gezwungen seid, mit ihm zu leben?«
    »Auch das.« Sie zog lächelnd den Kopf ein. »Also, er ist im Grunde ganz in Ordnung. Ich finde ihn immer noch furchtbar arrogant, aber das ist eben seine Art. Er liebt dich, er trägt dich auf Händen, er hilft im Haushalt, und er vergöttert Maggie.«
    »Schön, dass du das endlich gemerkt hast.« Ich hob die Hand und stupste ihr mit dem Zeigefinger auf die Nase.
    »Also, was wolltest du gerade sagen?«
    »Wie bitte? Ach so, ob ich hier leben möchte?« Ich seufzte tief. »Versteh mich nicht falsch – ich finde es gut, was Titania und Aeval tun. Und es ist sehr schön hier. Die Magie ist Musik in meinen Ohren. Aber sie ist kalt, Kätzchen. Die Magie, meine ich – sie gibt mir so ein Gefühl von Kälte und Einsamkeit. Wie die Sterne – sie glitzern wunderschön, aber sie sind so weit weg von allem, was man berühren oder spüren könnte, dass ihr Licht beinahe … leer ist.«
    Der dumpfe Hufschlag des Pferdes auf dem schneebedeckten Pflaster beruhigte meine Nerven, während wir uns einen Weg durch den Irrgarten der Gassen und Pfade suchten. Überall wurde gebaut, und es sah aus, als schössen Häuser und Wohnhügel nur so aus dem Boden.
    Keines der Häuser hatte mehr als ein Stockwerk, und alle erinnerten an malerische Cottages. Kein einziger Strommast ragte über dem Land auf, und so etwas würde es hier auch nie geben. Ich wusste, dass Titania und Aeval darauf bestanden hatten – alle diese Häuser wurden durch Magie, Solarenergie und Erdwärme versorgt. Strom kam hier vom Wind, von der Sonne oder aus Dampf.
    Blickfänger glommen entlang der Wege und zeigten mir jede neue Straße. Es kam mir seltsam vor, diese schimmernden Lichter hier zu sehen, erdseits, aber ich hatte den Eindruck, dass dieser Austausch immer mehr wurde. Die Anderwelt lieh sich einiges von der Erdwelt-Technologie, und die Erdwelt-Feen begannen manche Wunder aus der Anderwelt zu nutzen. Es war merkwürdig – als vereinten sich die beiden Welten auf ihre eigene Art. Wie Wurzeln, die vor langer Zeit auseinandergerissen worden waren und sich nun wieder zueinanderwanden.
    So viele Portale, die Verbindungen zwischen den Reichen schufen, entwickelten ein Eigenleben, und der Schleier zwischen Anderwelt und Erdwelt wurde hier und da löchrig. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis alles implodierte und die Welten sich wieder miteinander vermengten.
    Als die Anderwelt sich bei der Großen Spaltung von der Erdwelt getrennt hatte, war ein gähnender Spalt auf der Astralebene entstanden, der immer weiter wurde und an den Rändern des Schleiers zerrte. Doch bisher hatten die Geistsiegel alles hübsch ordentlich voneinander getrennt gehalten. Bis jetzt.
    »Was glaubst du, was passieren wird, wenn die Welten sich wiedervereinen? Nach allem, was Aeval mir erzählt hat, gab es größere Katastrophen bei der Spaltung – Erdbeben, Vulkanausbrüche, unnatürliche Wetterextreme selbst in den Gebieten, die von dem Riss durch Raum und Zeit am wenigsten betroffen waren.« Ich blickte zu Delilah hinüber. »Ich habe ein bisschen Angst, dass es bereits jetzt geschieht. Und wenn es unvermeidlich ist, wenn die Geistsiegel tatsächlich versagen – was erwartet unsere beiden Welten in der Zukunft? Sie sind so viel stärker bevölkert als damals. Hunderttausende könnten sterben.«
    Sie presste die Lippen zusammen und starrte in die Nacht. »Ich weiß es nicht«, sagte sie nach einer Weile. »Wir können spekulieren, so lange wir wollen, und werden doch nie wissen, ob wir auf die richtige Antwort gekommen sind. Das erfahren wir wohl erst … wenn es so weit ist, denke ich. Falls es wirklich dazu kommt. Die Erdwelt ist schon zu dicht bevölkert – kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn all die Leute von zu Hause auch noch hier unterkommen müssten? Und was wird dann erst mit

Weitere Kostenlose Bücher