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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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leise. »Davon erzähle ich nie jemandem – immerhin bin ich ein Dämon und habe anderen schon Schlimmeres angetan. Aber diese Art der Misshandlung … er war durch und durch Sadist.«
    »Wie Hyto«, flüsterte ich und starrte auf die Bettdecke hinab. Das hellblaue Muster auf blauem Grund war zart, beinahe filigran. Im ersten Moment seltsam, aber Smoky hatte eine elegante Seite, die ich schon immer sehr liebenswert fand.
    »Genau wie Hyto. Ich weiß nicht genau, was er dir alles angetan hat, aber … Camille, ich glaube, du wirst Hilfe brauchen, um damit klarzukommen.« Vanzir sah sich um, schnappte sich einen Bademantel und legte ihn mir um die Schultern. »Kannst du aufstehen? Du solltest etwas essen.«
    Ich hielt ihn zurück. »Ich bin froh, dass Smoky dir Waffenstillstand angeboten hat. Ich wollte es ihm gar nicht sagen, aber …«
    »Aber du bist mit ihm verheiratet – und mit Morio und Trillian, und sie haben es verdient, so etwas zu erfahren. Du liebst sie, und es hätte sie sehr verletzt, wenn das irgendwann zufällig herausgekommen wäre. Ich weiß. Ich verstehe das schon. Ehrlich. Komm, steh auf, ich bringe dir etwas zu essen.«
    Ich zupfte an dem Halsband. »Ich hasse dieses Ding. Von ganzem Herzen. Und er kann mich darüber aufspüren. Ich will es endlich loswerden – es fühlt sich an, als würde es mich ersticken.«
    »So hat sich die Seelenfessel angefühlt, aber die habe ich mir freiwillig anlegen lassen. Das da solltest du wirklich nicht tragen müssen. Es tut mir so leid.« Wieder brach seine Stimme. Er schüttelte den Kopf, wobei sich sein kurzes, igelmäßig frisiertes Haar kaum bewegte.
    »Vanzir … was passiert ist, ist passiert. Ich verzeihe dir. Und ich verzeihe mir selbst. Mehr braucht niemand zu wissen. Ich lasse nicht zu, dass Smoky dir etwas antut.« Als ich schwankend aufstand, regte sich Hanna im Schlaf. »Warum liegt sie nicht in einem richtigen Bett? Sie kann doch nicht auf einem Stuhl schlafen.«
    »Sie hat darauf bestanden, in deiner Nähe zu bleiben und auf dich aufzupassen. Ich habe ihr heimlich einen Schlaftrunk ins Glas gemixt. Die Frau war völlig erschöpft.« Vanzir blickte zu ihr hinüber. »Sie ist ja eigentlich ganz hübsch, aber sie wirkt so barsch und hart …«
    »Sie war fünf Jahre lang Hytos Gefangene. Sie musste ihn bedienen und mit ansehen, wie ihr Sohn langsam den Verstand verlor, weil der Drache ihn eingeschlossen hat. Hart zu sein, ist ihr gutes Recht.« Ich bedeutete Vanzir, sie ins Bett zu tragen. Er hob sie aus dem Stuhl, legte sie hin und deckte sie sanft zu. Ich schlang den Bademantel um meinen schmerzenden Körper, und wir gingen hinüber in die Höhle, die als Wohnzimmer diente.
    Überall roch es nach meinem Liebsten – Drachenmoschus, doch Smokys Geruch war besänftigend, feiner, liebevoll. Smoky konnte ein ganzes Dorf in Schutt und Asche legen, wenn er wollte, aber er war mein Geliebter. Hyto war ein Wahnsinniger. Ich versuchte, die beiden in Gedanken klarer voneinander abzugrenzen – rein äußerlich ähnelte Smoky seinem Vater sehr. Zugleich blickte ich mich nach der altmodischen Uhr um, die immer aufgezogen werden musste. Hier verrann die Zeit langsamer, und elektronische Geräte funktionierten nicht.
    Smokys Bau lag weit draußen in der Nähe des Mount Rainier in einem Feenhügel – er hatte ihn von Titania übernommen. Im hinteren Bereich der Höhle, die als Wohnzimmer diente, fiel der Boden senkrecht ab. Hier begann ein riesiger unterirdischer Gang, durch den er in seiner Drachengestalt nach draußen fliegen konnte. Auf der rechten Seite der Höhle schlossen sich Schlafzimmer und Bad an, links eine große Essküche. Die Einrichtung war alt – schweres Holz, kostbare Antiquitäten –, und der Duft von Zigarrenrauch hing in der Luft. In seinem eigenen Zuhause genoss er Cognac und Zigarren, auf die er bei uns verzichtete, weil der Rauch mir und Delilah so zu schaffen machte.
    In den Tabakduft mischte sich der Geruch von brutzelnden Würstchen, und mein Magen knurrte laut. Mir wurde bewusst, dass ich halb verhungert war. Wie ich nach allem, was ich durchgemacht hatte, noch Appetit haben konnte, war mir ein Rätsel, aber mein Körper gierte eindeutig nach Essen. Schmerzgeplagt humpelte ich zur Küchentür, da ging sie plötzlich auf, und Delilah und Trillian kamen heraus.
    »Camille!« Trillian ließ den Stapel Teller fallen, den er in der Hand hatte, und sie zerschellten auf dem Boden, während er auf mich zurannte, um mich

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