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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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heran und klopfte auf den freien Platz neben sich auf dem Sofa. »Setz dich, Mann.«
    Trillian würde mich verstehen – während des Bürgerkriegs in meiner Heimatstadt war er von gegnerischen Soldaten gefangen genommen und vergewaltigt worden. Er hatte es geschafft, sich zu befreien und den Männern die Eingeweide aus dem Leib zu reißen. Aber die hatten zum Feenvolk gehört – mein Vergewaltiger war ein Drache.
    Smoky war gerade auf dem Weg zum Sofa, als die Tür zum Schlafgemach aufging und Hanna hereinspähte. Sie warf einen einzigen Blick auf ihn, fiel kreischend zu Boden und hielt sich die Arme über den Kopf.
    Ich lief zu ihr hinüber und verfluchte dabei jeden einzelnen schmerzhaften Schritt. »Ist schon gut – ist schon gut! Das ist nicht Hyto.« Ich ließ mich neben ihr auf die Knie sinken und zog sie in meine Arme. »Smoky … Das ist Smoky  – Hytos Sohn. Mein Ehemann. Er wird dir nichts tun.«
    Wir hockten auf dem Boden, und ich wiegte Hanna hin und her. Smoky stieß ein ersticktes Stöhnen aus und verzerrte das Gesicht zu einem Ausdruck vernichtender Schuld.
    »Mein Vater … Dass mein Vater solches Grauen hervorruft …«
    »Hyto hat Hanna und ihren Sohn verschleppt. Er hat ihren Mann getötet und den Jungen fünf Jahre lang in einem Käfig eingesperrt.« Ich blickte zu ihm auf. »In diesen fünf Jahren hat Hyto mindestens zwei Dutzend Frauen ermordet. Hanna musste hinterher sauber machen … Er hat sie gezwungen, seine Opfer für ihn zu baden und herzurichten und dann in den sicheren Tod zu führen – unter der Drohung, dass er sonst ihren Sohn foltern würde.«
    Smoky bedeutete mir, aufzustehen. »Erzähl es uns gleich. Sag mir, was er dir angetan hat. Zeige mir, was mein Vater verbrochen hat.« Sein Blick war tödlich ernst.
    Delilah half Hanna zu einem Sessel, während ich mich langsam aufrichtete. Ich schluckte meine Scham herunter, ließ mitten im Raum den Bademantel von meinen Schultern rutschen und streifte das Nachthemd ab.
    Smoky und Trillian starrten mich an. Ich wusste, was sie sahen – die Blutergüsse und Abschürfungen an meinem Bauch, zwischen meinen Schenkeln, zornig violett und schwarz, und die abgeschürfte, wunde Haut. Langsam drehte ich mich um und raffte mein Haar zur Seite, um ihnen die langen, tiefen Striemen auf meiner Haut zu zeigen und die Stiefelabdrücke an meiner Seite, wo er mich getreten hatte.
    Ich blieb mit dem Rücken zu ihnen stehen und starrte die Wand an, während ich sagte: »Hyto hat mich vergewaltigt … so brutal er konnte, überall und so schmerzhaft wie möglich. Er wollte, dass es richtig wehtut. Er hat mich geschlagen und getreten, mich als Fußschemel benutzt, mich gezwungen, ihm einen zu blasen … und vor ihm auf dem Boden herumzukriechen und ihn mit ›Herr‹ anzusprechen. Und er hat mich in ein Halsband gesteckt wie einen Hund.«
    Ich ratterte seine Übeltaten herunter wie eine Einkaufsliste. Mich emotional von dem zu distanzieren, was mir widerfahren war, half mir, den Erinnerungen standzuhalten, die in meinen Gedanken kreiselnd immer wieder aufblitzten wie in einer Drehtür. Schließlich wandte ich mich wieder meinen Männern zu und erklärte: »Hyto hat mich gelehrt, was es bedeutet, jemanden wahrhaftig zu fürchten. Ich will ihn tot sehen. «
    Ich hielt ihren Blicken stand und zwang mich, stark und aufrecht zu bleiben, obwohl es in meinem Inneren tobte. Delilah starrte mich an, und Tränen liefen ihr übers Gesicht, aber mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr weinen konnte. Ich hatte mich ausgeweint. Jetzt spürte ich nur noch einen Kern glühend heißer Wut in mir wachsen.
    »Ich will ihn tot sehen. Und ich will, dass er leidet. Ich will, dass er so leidet, wie er mich hat leiden lassen. Und Hanna. Und seine anderen Opfer.«
    Trillian war sogleich bei mir, an meiner linken Seite, und Smoky an meiner rechten. Sie knieten vor mir und nahmen jeder eine meiner Hände.
    »Meine Liebste, wir werden dafür sorgen«, flüsterte Trillian. »Ich schwöre dir, dass ich nicht ruhen werde, bis er tot ist.«
    Smoky nickte nur. »So ist es«, sagte er barsch. »Ich gebe dir mein Wort darauf, Liebste. Mein Vater wird für diese Vergehen mit seinem Leben bezahlen, und das wird kein leichtes Ende sein.«
    »Dann sollten wir anfangen, uns etwas zu überlegen, denn wir müssen auch noch Chase retten. Ich lasse nicht zu, dass er ganz allein auf der Astralebene herumirrt, wenn ich ihm helfen kann. Hyto wird mich nicht davon abhalten, zu tun, was ich

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