Hexensturm
benachrichtigen, dass seine Frau ihn zu Hause braucht.«
Für Hanna und mich wurde saubere Kleidung gebracht, und Hanna und Kitää halfen mir, mich anzuziehen. Dann trafen wir uns in der Höhle, die als Versammlungssaal diente.
Shade legte einen Arm um Vanzir, Rozurial um mich, und Kitää zog Hanna an sich. Ohne ein weiteres Wort wirbelten wir hinaus aufs Ionysische Meer.
Ich war auf dem Weg nach Hause.
Vom Portal in den Nordlanden aus sprangen wir nach Dahnsburg und weiter nach Elqaneve. Mir war von dem gewaltigen Höhenunterschied so schwindelig, dass ich mich fast den ganzen Weg über an Roz lehnte. Vor dem Portal in Elqaneve wandte ich mich Kitää zu.
»Seid gesegnet für Euren Schutz – Ihr und Euer Volk. Möge die Mondmutter Euch leuchten in all ihrer Pracht und Euch ihren Segen schenken. Ich stehe in Eurer Schuld, und das werde ich nicht vergessen.«
Sie lächelte milde. »Ihr seid uns nichts schuldig – tut nur Euer Möglichstes, um dieses Ungeheuer auf dem Berg zu vernichten. Wir wussten, dass ein Drache sich dort oben eingenistet hatte, aber nicht, wer genau. Dass es sich um Iampaatars Vater handelt, klingt uns wie eine Totenglocke. Er ist wahrhaftig von Sinnen. Und, Camille – seid vorsichtig. Ich mag gar nicht daran denken, was er Euch antun würde, sollte er Euch wieder zu fassen bekommen.«
»Ich weiß, wozu er imstande ist«, flüsterte ich. »Insgesamt bin ich wohl noch leicht davongekommen … aber nicht mehr lange, und die Folter hätte ernsthaft begonnen. Ich glaube nicht, dass ich solche Qualen überstehen könnte.«
»Gebt gut auf Euch acht, ich bitte Euch. Und denkt an das Wolfsvolk, wenn die Mondmutter Euch wieder zur Jagd ruft.« Und ehe wir noch ein Wort sagen konnten, trat sie wieder in das Portal und verschwand.
Ich wandte mich an Roz. »Nach Hause. Ich will nur nach Hause. Hyto wird eine Weile brauchen, um der Signatur in diesem Halsband zu folgen, aber ich muss das Ding so schnell wie möglich loswerden.«
Also betraten wir das nächste Portal, achteten nicht auf die Elfen, die einzeln ein und aus gingen, und sprangen heim in die Erdwelt.
Großmutter Kojote erwartete uns bereits. Sie war eine der Ewigen Alten, die über die Welten wachten, so unsterblich wie die Elementarfürsten und Schnitter. Ich wollte vor ihr niederknien, doch meine steifen, schmerzenden Gelenke ließen es nicht zu, also verneigte ich mich nur tief und langsam.
»Camille, du bist am Leben. Das habe ich gehofft, denn ich habe gesehen, wie deine Fäden sich von denen des weißen Drachen entwirrten.« Sie betrachtete mich, ausgiebig und durchdringend, unter der Kapuze ihres üppigen grauen Umhangs hervor. Großmutter Kojotes Gesicht wies mehr Schluchten und Täler auf als eine topographische Karte, und ihre Augen waren ein fließender Strom wirbelnder Wolken und Sterne. Wenn sie lächelte, glänzten ihre Zähne – aus scharfem Stahl. Sie war wahrhaftig uralt.
Ich dachte daran, sie um Hilfe zu bitten – dafür zahlte man immer einen hohen Preis. Doch sie beugte sich vor, nahm meine Hand und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Dann schüttelte sie langsam einen Fingerknochen aus dem Beutel in ihrer anderen Hand, so dass er auf meiner Handfläche landete.
»Kostenloser Rat, also hör gut zu.« Sie betrachtete den Knochen auf meiner Hand. »Bleibe nicht in deinem Haus. Zieh dich in das Anwesen deines Mannes zurück – seinen Hügel. Dort bist du sicherer. Das Drachenfeuer sucht nach dir. Er ist noch nicht fertig mit dir, aber wenn du es klug anstellst, kannst du auch das überleben. Solange du sein Zeichen trägst, wird er dich finden – und du kannst es nicht abnehmen, solange er lebt.«
Sie nahm den Knochen von meiner Handfläche und ließ ihn wieder in den Beutel fallen.
»Wir müssen also einen Drachen töten … Wie sollen wir das machen? Nur Smoky hat überhaupt eine Chance …« Verzweifelt starrte ich die Alte an und wünschte mir sehnlichst, dass sie ausnahmsweise doch einmal eingreifen würde. Doch die Ewigen Alten stellten sich selten auf irgendeine Seite, sondern beobachteten nur den Lauf der Welt, sahen und hörten zu, während die Ereignisse an ihnen vorüberzogen.
»Da ist noch jemand … Hilfe, wo du sie am wenigsten erwarten würdest.« Abrupt wandte sie sich an Vanzir. »Junger Dämon, gräme dich nicht. Du bist nicht schuld daran. Und die Götter können wiedergeben, was sie genommen haben … gib die Hoffnung nicht auf.«
Ich sah Vanzir an. Er wandte den
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