Hexensturm
bewegen, genau wie die Salben, die ich mitgebracht habe.«
»Dann nehme ich dein Angebot dankbar an.« Ich lächelte, und sie beugte sich vor und umarmte mich herzlich. »Glaubst du, Hyto könnte mich mit irgendetwas angesteckt haben, als er … als er …«
Sharah biss sich auf die Lippe. »Du bist da unten ganz schön zerschunden. Ich kann dir einen Trank geben, der alles abtöten müsste, was er möglicherweise übertragen hat. Ich habe allerdings noch nie einen Drachen behandelt, nicht wegen irgendwelcher Verletzungen, geschweige denn Geschlechtskrankheiten. Also bin ich nicht ganz sicher.«
»Ich will Smoky nicht danach fragen – das wäre nur eine weitere Erinnerung daran, was Hyto mir angetan hat. Uns angetan hat. Aber den Trank nehme ich wohl besser, nur für alle Fälle.« Ich stampfte zornig mit dem Fuß auf und zuckte zusammen, als der Stoß mir durchs ganze Bein fuhr. »Verfluchter Teufel.«
»Wir alle haben unsere Teufel … deiner ist nur ein bisschen größer als der Durchschnitt«, flüsterte sie. Ich kippte das Fläschchen rosa Flüssigkeit herunter, das sie mir in die Hand gedrückt hatte. »Und hier, trink das gegen die Schmerzen. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da. Das weißt du doch, oder?«
»Ja«, antwortete ich leise. »Wenn Hyto mein Teufel sein will, wird er sich am falschen Ende der Mistgabel wiederfinden.«
Während Sharah Hanna versorgte, ging ich zurück ins Wohnzimmer zu den anderen. Delilah winkte mich weiter in die Küche, und nachdem ich Smoky und Trillian versichert hatte, dass ich ein paar Minuten überleben würde, ohne dass sie an mir klebten, folgte ich ihr in die warme, gemütliche Höhle.
Ich ließ mich mit verzerrtem Gesicht auf einem der antiken Küchenstühle nieder, und sie drängte mir ein Sandwich und eine Schale Chips auf. »Du musst wieder zu Kräften kommen. Iss.«
»Euer Wunsch ist mir Befehl.« Ich zog den Teller zu mir heran – Erdnussbutter und Marmelade? Seit wann aß Smoky denn Erdnussbutter?
Sie setzte sich und starrte mich an, und ich merkte, wie meine tapfere Zurückhaltung schwand. »Camille … was brauchst du? Du warst immer für uns da, jetzt sind wir dran. Was immer wir für dich tun können, du brauchst nur zu fragen.«
Sie beugte sich vor, nahm einen Kartoffelchip aus der Schale und hielt ihn mir an die Lippen. Gehorsam öffnete ich den Mund, aß ihn und kaute langsam, während ich über ihre Frage nachdachte. Was brauchte ich jetzt? Meine Gefühle schwankten zwischen jämmerlich elend und fuchsteufelswild.
Ich seufzte und legte das Sandwich weg. Sie stand auf und brachte mir ein Glas Milch. »Was ich brauche? Am liebsten wäre mir, all das wäre nie geschehen. Aber es ist nun mal passiert, und jetzt muss ich irgendwie damit fertig werden. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich hatte noch keine Chance, irgendetwas zu verarbeiten. Hyto … er hat mich erniedrigt, Delilah. Ich kann eine Menge ertragen, aber Demütigung – nein. Er hat mir meine Würde geraubt, und er hat mir wehgetan.«
»Wie … wie willst du je damit fertig werden, was er … ich meine die …«
Ich zuckte mit den Schultern. »Bei einer Vergewaltigung geht es nicht um Sex – sondern um Macht und Kontrolle. Das weiß ich, und ich lasse nicht zu, dass er meine Leidenschaft kaputtmacht. Die lasse ich mir von ihm nicht rauben. Aber der Schmerz … die Schläge … Solche Schmerzen habe ich noch nie erlebt. Und du weißt ja, was ich schon alles einstecken musste, seit wir hierhergekommen sind. Du und Menolly, ihr seid viel stärker als ich, und eure Reflexe sind schneller. Dieser Schmerz hat mir Angst gemacht.«
Delilah biss sich auf die Lippe und beugte sich vor. »Du schaffst das, Camille. Es liegt in deiner Natur. Aber wenn du dir mal Luft machen musst, sag es mir einfach – oder Menolly –, und wir sind für dich da. Wenn du im Wald laut schreien oder irgendeinen Troll vermöbeln willst, finden wir das Passende, damit du dich richtig austoben kannst.«
Ich sog zischend den Atem ein und stieß ihn schaudernd wieder aus. »Ich dachte, mir wäre das Böse schon früher begegnet, aber er ist bösartig wie … wie Karvanak – nur weniger rational und viel gefährlicher. Er ist ein Sadist. Er genießt die Schmerzen anderer. Und er ist eifersüchtig – eifersüchtig und neidisch auf Smoky.«
»Erbärmlich, wenn ein Vater sich nicht am Glück seiner Kinder freuen kann.« Delilah runzelte die Stirn. »Zumindest hat Smoky Vanzir
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