Hexensturm
tun muss. Und wenn ihr recht habt, ist Hyto dank seines Halsbands schon auf meiner Spur. Es soll endlich runter. Und wenn ich ihm dazu eigenhändig das noch schlagende Herz aus dem Leib reißen muss, dann werde ich das tun.«
Und meine Ehemänner – die Göttin segne sie – beugten sich vor und küssten mir zärtlich die Hände. Da war ich sicher, dass sie alles tun würden, was in ihrer Macht stand, um unseren Feind zu vernichten.
Sharah ging mit mir und Hanna ins Schlafzimmer, um unsere Wunden zu versorgen. Während sie meinen Rücken untersuchte, bemerkte sie: »Weißt du, was hieran interessant ist?«
»Ich glaube nicht, dass ich da irgendetwas interessant finden würde.« Mir war nicht nach Geplauder zumute.
»Das schon, denke ich. Deine Tätowierungen – einige der Schläge haben offensichtlich tätowierte Stellen getroffen, aber keines der Tattoos zeigt Spuren davon. Wo die Ketten gelandet sind, ist nicht zu übersehen, aber da, wo deine Tattoos sind, gibt es keine Verletzungen – gar nichts.«
Ich hob den Kopf. »Tatsächlich?«
»So wahr ich hier stehe.« Sie fuhr die Striemen auf meinem Rücken mit den Fingerspitzen nach. »Die werden verheilen. Du wirst Narben zurückbehalten, aber die kann ich minimieren. Du wirst allerdings viel Ruhe brauchen …«
»Ich kann mich ausruhen, wenn Hytos Überreste vor sich hin faulen. Wir haben einen Drachen zu töten und Chase zu retten.« Dann erzählte ich ihr von meiner Begegnung mit Chase im Astralraum, soweit ich mich daran erinnern konnte. Sie bemühte sich zwar, professionell und gelassen zu bleiben, aber ich sah die Erleichterung ganz deutlich in ihrem Blick.
»Ich vermisse ihn schrecklich. Aber, Camille – du musst dich wirklich ausruhen. Ich kann diese Wunden verbinden, aber wenn du dich zu heftig bewegst, könnten sie wieder aufbrechen, und dann sind Narben unvermeidlich …«
»Dann bin ich eben gezeichnet. Menolly lebt mit ihren Narben, also kann ich das auch. Dann werden sie mich eben daran erinnern, dass kein Mann mich je wieder so berühren wird – ob Drache, Dämon oder Teufel. Ich muss sofort wieder da raus. Ich muss Hyto sterben sehen. Wenn ich mich jetzt zu Hause verstecke, werde ich mich nie wieder hinauswagen. Verstehst du das?«
Ich wandte mich ihr zu, packte sie am Handgelenk und beugte mich vor. »Hyto hat mich das Fürchten gelehrt, wie ich mich noch nie, niemals in meinem ganzen Leben gefürchtet habe. Wenn ich diese Angst nicht besiege, bleibt nicht viel von mir übrig. Ich bin weder so stark wie Menolly noch so athletisch wie Delilah. Ich habe nichts weiter als eine Handvoll Zauber, von denen einige nur klappen, wenn es ihnen gerade in den Kram passt. Diese Erfahrung darf mich nicht kleinkriegen. Wenn ich mich zu Hause verstecke, mich verkrieche, hat Hyto gewonnen. Ich muss ihn aus meiner Seele exorzieren. Ich muss ihn vollständig aus meinem Kopf vertreiben.«
Hanna stand auf. »Lasst ihr ihren Willen. Camille ist eine mutige und tapfere junge Frau. Ich war mir am ersten Abend sicher, dass Hyto sie umbringen würde. Aber sie hat seine Misshandlungen überstanden und es sogar fertiggebracht, ihn zur Raserei zu treiben, wie ich es noch nie erlebt habe. Wenn sie es mit diesen Wunden von seinem Berg herunter geschafft hat, wird sie auch einen weiteren Kampf überstehen.« Sie wandte sich mir zu. »Die Nordmänner wären stolz auf dich, wärest du eine von uns. Du bist eine Kriegerin, obgleich nicht im Körper, so doch im Geiste. Und der Geist ist oft viel stärker als Muskeln und Knochen.«
Sharah seufzte tief. »Du wirst natürlich sowieso tun, was du willst. Das macht ihr drei doch immer. Also schön, dann lass mich dir wenigstens etwas gegen die Schmerzen geben. Ich habe ein Schmerzmittel entwickelt, das auch Feen vertragen.«
»Wird es mich außer Gefecht setzen?« Ich sah ihr fest und fordernd in die Augen. Flankiert von meiner Familie, von Trillian und Smoky, kehrte mein Mut zurück, und sie sollten stolz auf mich sein. Ich wollte selbst stolz auf mich sein können. Ich wollte beweisen, dass kein Perverser mich ins Bockshorn jagen konnte. Die Erinnerung daran, wie ich zu Hytos Füßen herumgekrochen war, brannte viel schlimmer als die Peitschenhiebe auf meinem Rücken und alles andere, was er mir angetan hatte. »Ich muss hellwach sein.«
Sharah nickte, und irgendetwas sagte mir, dass sie verstand, was ich damit meinte. »Du wirst davon nicht müde oder langsam. Aber es wird dir helfen, dich schmerzfreier zu
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