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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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letzten Blick auf seinen heranrasenden Gegner, tauchte platschend ins Wasser und hinterließ auf seiner Flucht hinaus in den Sumpf nur noch eine steile Heckwelle. Smoky bremste ab, strich über die Wasseroberfläche dahin, scheuchte ihn noch ein bisschen und kehrte dann ans Ufer zurück.
    Noch im Landen verwandelte er sich wieder, und sein langes Haar peitschte aufgeregt durch die Luft. Ich erstarrte bei diesem Anblick, der mich daran erinnerte, was Hyto mir mit seinen langen Strähnen angetan hatte. Doch dann ließ ich langsam den Atem ausströmen und sagte mir, dass ich vor diesem Perversen in Sicherheit war – zumindest vorerst.
    Smoky keuchte nicht einmal. Und wie üblich war er pieksauber. Ich wollte schon lange unbedingt herausfinden, wie er das anstellte, aber bisher hatte er es niemandem verraten.
    »Er ist verschwunden, ehe ich ihn töten konnte, aber ich bezweifle, dass er uns noch einmal belästigen wird.« Er wandte sich Delilah zu. »Bist du verletzt?« Er klang ein wenig barsch, aber ich wusste, dass meine Schwestern ihm am Herzen lagen, obwohl er gern etwas anderes vorspielte.
    »Ja«, stöhnte sie, rappelte sich auf und wischte so viel sandigen Schleim wie möglich von ihrer Kleidung. »Ich bin nass, und mir ist kalt, aber sonst ist alles in Ordnung.« Sie zitterte, und Trillian bot ihr seinen Staubmantel an, doch sie schüttelte den Kopf. »In so einem langen Mantel kann ich mich schlechter bewegen. Es geht schon noch eine Weile.«
    Ich überlegte, ob ich sie mit einem Zauber trocknen könnte, doch die Vernunft riet mir davon ab, also ließ ich es bleiben.
    »Du kannst auch durchgefroren nicht weiter. Zieh deine Sachen aus und leg sie auf den Boden«, sagte Smoky. Auf Delilahs verwunderten Blick hin schüttelte er nur den Kopf. »Tu es einfach.«
    Delilah gehorchte. Smoky trat an den Rand des Sumpfs und nahm ohne ein weiteres Wort wieder seine Drachengestalt an. Er schwang den langen Hals in Richtung ihrer Kleider und gab ein lautes Rülpsen von sich. Anstelle eines Flammenstoßes schoss rußiger Rauch aus seinem Maul. Selbst von hier aus konnte ich die sengende Hitze des Luftzugs spüren. Nach ein paar weiteren Wölkchen auf ihre Kleidung wandte er sich Delilah selbst zu und hauchte sie sanfter an.
    »Danke, Smoky.« Sie lächelte ihn an und hob ihre Sachen auf, die trocken waren, wenn auch immer noch schmutzig. Während sie in die steifgedörrten Klamotten schlüpfte, begegnete sie meinem Blick und unterdrückte kopfschüttelnd ein Lachen. Ich verkniff mir das Grinsen, während Smoky wieder seine menschliche Gestalt annahm und uns mit selbstzufriedener Miene bedeutete, dass wir weitergehen sollten.
    Wir marschierten landeinwärts, in Richtung Feenkreis, und ich fand es schade, dass Smoky es nicht geschafft hatte, Yanni Finnentaucher zu töten. Im Moment hielt sich mein Erbarmen unseren Feinden gegenüber ziemlich in Grenzen.

    Es dauerte nicht lange, bis wir den Kreis aus Fliegenpilzen erreichten, aus dem mir auch heute eine Woge von Trickster-Energie entgegenschlug. Trillian blinzelte und schüttelte den Kopf.
    »Verdammt, das Ding ist stark. Was für ein Durchgang das auch sein mag, die Magie ist tückisch.«
    »Tückisch und verschlagen, genau. Denkt daran – Chases Beschreibung zufolge wurde er von einer Fee entführt, die wahrscheinlich irgendwie mit Spinnen verwandt ist. Spinnenwesen sind schlau und sprichwörtlich tückisch.« Ich deutete auf den Rand des Rings. »Ich habe nur den Arm da hineingesteckt, das war schon sehr unheimlich. Also, sind alle bereit?«
    Smoky brummte und wollte vorangehen, doch Trillian hielt ihn zurück. »Das ist das Feenreich, Mann. Eher mein Fachgebiet als deines. Bleib du nur dicht bei Camille und Delilah.« Er trat vor, und Smoky blickte zwar skeptisch drein, hielt sich aber zurück.
    Wir fesselten uns aneinander – durch solche Portale zu reisen, konnte man nur fest verbunden wagen. Sonst würden wir womöglich nicht alle am selben Ort herauskommen. Dann trat Trillian wortlos durch das Portal, und wir folgten ihm – erst ich, dann Smoky und schließlich Delilah.

    Die meisten Portale sind verwirrend. Dieses war ein Absurditätenkabinett. Sobald ich es betreten hatte, zerflossen strudelnde Farben um mich herum, die Realität verschwamm zu Farbe und Musik. Ich war immer noch an Trillian festgebunden, konnte aber nichts sehen außer strahlenden Blau- und Grüntönen, die sich in einer Spirale um mich drehten wie dieser Tunnel in der alten Outer Limits

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