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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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denn zunächst war es an Modemann, Peltzer die Stirn zu bieten.
    Modemann trat einen Schritt vor und maß Ameldung mit stechendem Blick, worauf der Apotheker beschämt zu Boden starrte.
    »Wenn Ihr gekommen seid, um für die Gnade einer Hinrichtung unter Ausschluß der Öffentlichkeit für Eure Mutter zu bitten, Modemann, so müßt Ihr Euch noch einen Augenblick gedulden«, sagte Peltzer und studierte das Dokument, das Ameldung ihm unterzeichnet hatte. »Denn Meister Ameldung ist vor Euch eingetreten.«
    »Ihr seid auf seine Forderungen eingegangen?« herrschte Modemann den Apotheker an. »Ameldung, seid Ihr noch bei Trost?«
    Der Apotheker wurde blaß. »Wie soll ich es ertragen, daß meine Frau öffentlich zur Schau gestellt wird?« erwiderte er kleinlaut.
    »Ich verstehe das nicht«, meldete sich Jakob zu Wort. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Modemann wandte sich zu ihm um. »Mit der Nachricht, daß der Rat beschlossen hat, ein endgültiges Urteil zu fällen, überbrachte man uns gleichzeitig das Angebot, unseren Angehörigen die öffentliche Demütigung zu ersparen und ihnen eine Verhandlung und Exekution unter Ausschluß des Volkes zu gewähren.« Sein Gesicht wurde finster. »Doch es wurde vorausgesetzt, daß wir uns verpflichten, jegliches Vorgehen gegen Peltzer und den Rat für alle Zeit zu unterlassen.«
    |267| »Aber das ist Erpressung«, erklärte Jakob.
    »Ganz recht.« Modemann nickte.
    »Ich sehe keine andere Möglichkeit.« Ameldung fuhr sich mit den Händen nervös über den Kopf. »Außerdem wissen wir ja nicht, ob …« Er verstummte und Peltzer übernahm für ihn das Wort.
    »Meister Ameldung hat lange genug an der Schuld seiner Frau gezweifelt. Selbst er hat nun erkannt, daß eine Dienerin des Satans in seinem Haushalt gewirkt hat.«
    »Das ist nicht wahr«, rief Jakob. »Sie ist keine Hexe. Ameldung, Ihr dürft diese Lügen niemals glauben.«
    »Sie hat ihre Schuld eingestanden. Ich bin mir nicht mehr sicher, was ich glauben soll.«
    »Ihr werdet noch etwas länger Zeit haben, Euch darüber eine Meinung zu bilden«, sagte nun Modemann und streckte Peltzer die Depesche des Landesherren entgegen. »Lest!«
    Der Bürgermeister nahm das Dokument zögernd entgegen, brach das Siegel und begann zu lesen. Modemann nickte derweil in Jakobs Richtung und forderte ihn auf, eine Erklärung abzugeben.
    »Es ist ein persönlicher Befehl des Grafen Gustav Gustavson«, erklärte Jakob mit fester Stimme. »Eine an den Rat und insbesondere an Euch gerichtete Verfügung, daß der Prozeß gegen Anna Modemann und Anna Ameldung bis zu seiner Rückkehr nach Osnabrück einzustellen ist. Eine Mißachtung dieses Befehls würde eine Strafe von 10   000 Goldgulden nach sich ziehen.«
    Die starre Miene des Bürgermeisters verriet nicht, welche Gedanken er hegte. Schließlich ließ er das Papier sinken und sagte mit Bestimmtheit: »Dieser Befehl mag vom Grafen Gustavson persönlich ausgestellt worden sein, aber er berührt mich nicht mehr als die vorherigen Strafandrohungen der schwedischen Kanzlei. Die Verhandlung gegen die Hexen wird wie geplant fortgeführt werden.« Er schaute Jakob und Modemann trotzig |268| ins Gesicht, zerriß dann mit einer hastigen Bewegung die Depesche und warf sie auf den Boden.
    »Wie könnt Ihr es wagen …?« zischte Modemann.
    »Ich könnte es außerdem wagen, Euch aus dem Rathaus hinauswerfen zu lassen.«
    Der eingeschüchterte Apotheker schien sich nicht auch noch diese Blöße geben zu wollen. Er schob sich ohne ein weiteres Wort zwischen Jakob und Modemann aus der Tür und verschwand auf den Marktplatz.
    »Durch diese Tat habt Ihr Euch Gustavson zum erbitterten Feind gemacht.« Für einen Moment lang huschte ein bitteres Lächeln über Modemanns Gesicht. »Er wird Euch vernichten. Gott gebe, daß die Schweden auf dem Schlachtfeld siegreich bleiben. Dann wird er eines Tages zurückkehren und Euch in Ketten legen lassen.«
    »Euer Selbstmitleid ist nicht zu ertragen.« Peltzer machte eine abwehrende Handbewegung.
    Modemann starrte den Bürgermeister einen Moment lang nur an, dann trat er langsam einige Schritte aus der Ratsstube hinaus, reckte drohend die Faust in Richtung Peltzer und rief so laut, daß ihn auch andere Ratsmitglieder hören konnten: »Ich will den Tag noch erleben, da Euch der Kopf abgeschlagen wird.« Er fuhr sich mit der Hand über den Hals, um eine Enthauptung anzudeuten, und stürmte fluchend aus dem Rathaus.
    »Und was habt
Ihr
noch länger hier verloren?« wandte

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