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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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in Osnabrück haben nur dann die Möglichkeit, ihre Unschuld zu beweisen, wenn ein überstürztes Urteil verhindert wird. Niemand verlangt von Euch, das Lager zu verlassen. Setzt den Prozeß aus, bis ihr die Zeit findet, Euer Lehen |259| persönlich aufzusuchen und Euch dort eine Meinung über Schuld oder Unschuld dieser Frauen zu bilden. Laßt in Gottes Namen Gerechtigkeit walten.«
    »Es kann Wochen oder gar Monate dauern, bis ich in die Stadt zurückkehren kann. Geht nun, Ihr habt lange genug meine Zeit gestohlen.« Mit einer lapidaren Handbewegung deutete der Graf an, daß für ihn die Unterredung beendet war.
    Jakob kam sich völlig hilflos vor. Da saß dieser Mann, leckte sich die Finger ab und scherte sich einen Dreck darum, was mit den unschuldigen Frauen geschah. Seine einzige Sorge schien darin zu bestehen, wie er der Stadt die benötigten Geldmittel entlocken konnte, um seine Truhen zu füllen.
    Die Wut verleitete Jakob zu einer weiteren unbedachten Äußerung. »Ihr habt recht, Peltzer ist ein unbequemer Mann. Er spottet über Euch und wird Euch noch viel Ärger bereiten, denn die Bürgerschaft steht auf seiner Seite und lehnt die Besatzung ab. In den vergangenen Wochen befand sich das Kriegsglück auf schwedischer Seite, und das stärkt Eure Position in der Stadt, doch dieser Wind kann sich schnell drehen, und sollte sich Peltzer auch nur die geringste Möglichkeit bieten, Euch die Stadt zu entreißen, wird er sie nutzen.« Jakob zögerte einen Moment, dann fügte er hinzu: »Ich glaube nicht, daß Euer Kanzler Oxenstierna darüber erfreut sein würde.«
    Das Gesicht des Grafen lief vor Zorn rot an. »Kerl, verschwinde auf der Stelle, oder ich lasse dich am nächsten Baum aufhängen. Aus meinen Augen! Sofort!« Er griff unbeherrscht nach einem Messer, warf damit nach Jakob und verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
    Jakob schaute dem Grafen einen Moment lang herausfordernd in die Augen, dann wandte er sich wortlos ab und verließ das Zelt.
    Ein Regenschauer prasselte ins Lager nieder, als Jakob aus dem Zelt ins Freie trat. Er konnte es kaum fassen, daß sein Auftrag innerhalb von wenigen Momenten gescheitert war. Die Launen und die Sturheit eines verstockten Grafen fügten dem |260| Todesurteil Anna Ameldungs und Anna Modemanns eine weitere und entscheidende Signatur hinzu.
    »Ihr zieht nicht gerade ein zufriedenes Gesicht«, meinte Klara, als Jakob am Wagen der Marketenderin ankam.
    Jakob schüttelte traurig den Kopf. »Das Schicksal dieser Frauen interessiert Gustavson weniger als das Wohl seiner Geldbörse. Er denkt nur daran, wie er den Osnabrücker Bürgern das Geld abnehmen kann, um damit sein Regiment in diesem sinnlosen Krieg zu finanzieren.«
    »Und was wollt Ihr nun tun?« fragte Klara.
    »Ich werde nach Osnabrück zurückreiten und die schlechte Kunde überbringen.«
    »Ich werde für diese Frauen beten.« Klara faßte Jakob am Arm und führte ihn unter das trockene Zeltdach, das sie vor ihren Wagen gespannt hatte. Jakob hatte vorgehabt, das Feldlager so schnell wie möglich zu verlassen, doch die Marketenderin überredete ihn, sich noch ein wenig zu schonen und erst im Morgengrauen aufzubrechen.
    »Erzählt mir von Euch«, bat sie, während sie einen Fischeintopf würzte. »Wie ist es überhaupt dazu gekommen, daß man Euch als Boten in dieses Lager geschickt hat.«
    Jakob genehmigte sich einen großen Schluck Branntwein und berichtete dann, was seit seiner Ankunft in Osnabrück geschehen war und daß er sich mit dieser Reise offen gegen Peltzers zwielichtige Machenschaften aufgelehnt hatte.
    »Wollt Ihr einen guten Rat von mir hören?« fragte Klara schließlich, nachdem sie ihm nachdenklich zugehört hatte. »Schafft Eure Sara fort aus der Stadt. Sie ist in Gefahr, früher oder später selbst als Hexe gebrandmarkt zu werden. So wie Ihr mir diesen Bürgermeister beschrieben habt, wird er die Kränkung, die Ihr ihm zugefügt habt, nicht ohne weiteres hinnehmen. Der Umstand, daß Sara eine heilkundige Frau ist, wird es für ihn nur noch einfacher machen …«
    »Aber ich wüßte nicht, wohin wir gehen sollten.«
    |261| »Ich habe davon gehört, daß die Menschen in den Niederlanden dem Hexenaberglauben noch nicht so sehr anheimgefallen sind wie die Deutschen.« Sie nickte und schien ihre eigenen Worte bestätigen zu wollen. »Ja, dort wäret ihr wohl sicherer als in den deutschen Landen. Wenn Euch wirklich etwas an dieser Frau liegt, dann bringt sie fort.«
    Nach dieser Warnung gelang es Jakob am

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