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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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einen Mann binden, wo ich |111| doch meine Freiheit so sehr schätze. Eines Tages werde ich wieder reisen. Was hält mich denn hier?«
    »Zurück nach Isfahan?«
    Sara schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, ich würde nach Westen gehen, über das große Meer in die neue Welt. Ich würde es gerne für mich entdecken. Für mich und mein Kind. Ein Stück Land, das noch kein Auge eines Europäers vor mir erblickt hat. Wäre das nicht wunderbar?«
    Jakob konnte ihre Träumereien in gewissem Maße verstehen. Allerdings gab es Berichte, die besagten, daß die neue Welt von wilden, blutrünstigen Völkern bewohnt wurde. Eine Frau und ein Kind allein zwischen diesen Wilden – Sara würde gewiß nicht viel Freude an den unentdeckten Ländern haben.
    »Und jetzt möchte ich, daß Ihr mir von Euch erzählt«, bat Sara.
    Jakob verzog das Gesicht. »Ich? Was hätte ich schon zu erzählen?«
    »Was habt Ihr erlebt? Wie plant Ihr Eure Zukunft? Gibt es eine Frau, die auf Euch wartet?«
    »Eine Frau?«
    »Ihr habt Euren Brautvater erwähnt. Daraus schließe ich, daß Ihr zu heiraten gedenkt.«
    »Das wird wohl noch einige Jahre dauern. Aber Ihr habt recht. Wenn ich mein Studium abgeschlossen habe und in der Lage bin, eine Familie zu ernähren, werde ich heiraten.«
    »Wie ist sie – Eure Braut?«
    Jakob zögerte. Es fiel ihm schwer, Agnes zu beschreiben. Im Grunde war sie das genaue Gegenteil von Sara.
    »Ihr Name ist Agnes«, sagte er. »Sie ist eine stille und sehr fromme Frau, die sich mit Hingabe dem Studium der Bibel widmet. Ich glaube, sie kennt sich in der Heiligen Schrift sogar besser aus als manch ein Priester. Außerdem ist sie fleißig bei der Hausarbeit und ehrt ihren Vater und ihre Mutter.«
    Sara runzelte die Stirn, und Jakob sah ihr an, daß sie wohl |112| etwas anderes erwartet hatte. Dabei hatte er ihr doch Agnes in all ihren Vorzügen beschrieben und es vorgezogen, das oft so schroffe, abweisende Verhalten seiner Braut und ihre Unfähigkeit, Gefühle zu offenbaren, zu verschweigen.
    Sara überlegte eine Weile, dann fragte sie: »Worüber lacht Ihr, wenn Ihr zusammen seid?«
    »Bitte? Ich verstehe nicht.«
    »Könnt Ihr Eure Braut zum Lachen bringen, oder gelingt es ihr, Euch zu erheitern? Treibt Ihr Späße miteinander?«
    »Es gibt wichtigere Dinge im Leben als das Lachen.«
    »Aber ohne das Lachen wird Euch diese Ehe in einigen Jahren bitter aufstoßen.«
    Jakob antwortete nicht. Er ahnte, daß sich hinter ihren Worten eine gewisse Wahrheit verbarg. Vielleicht mußte er Agnes nur besser kennenlernen, dann würden sie irgendwann so viel Vertrauen zueinander aufgebaut haben, daß ihm der Umgang mit ihr leichter fiel.
    »Wurde dieses Eheversprechen von Euren Eltern arrangiert?« wollte Sara wissen.
    Jakob nickte. »So ist es üblich. Agnes ist eine Frau aus gutem Hause. Die Ehe wird unseren beiden Familien Vorteile bringen.«
    »Dann liebt Ihr sie also nicht.«
    Jakob fühlte sich von Sara regelrecht in die Enge getrieben. Eigentlich ging es sie nichts an, wie er über Agnes dachte.
    »Ich mag sie«, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen. »Vielleicht ist es schwer, jemanden zu lieben, den man kaum kennt, aber mit der Zeit wird sich die Liebe schon einstellen.«
    »Wer hat Euch das erzählt? Euer Vater?«
    Wieder einmal hatte Sara leider recht. Diese Hoffnung hatte ihm tatsächlich sein Vater mit auf den Weg gegeben. Es hatte überzeugend geklungen, und doch wollte in Jakob die Befürchtung nicht schwinden, daß er für Agnes niemals ein solches Verlangen empfinden würde, wie er es bei der Magd Elsche verspürt hatte.
    |113| »Das alles klingt für mich, als würdet Ihr über Eure Köchin sprechen und nicht über die Frau, mit der Ihr Euer Leben teilen wollt«, meinte Sara. »Es tut mir leid, aber ich sehe eine düstere Zukunft vor Euch.«
    »So etwas aus Eurem Munde«, murmelte er ungehalten, bereute aber im nächsten Moment bereits seine Worte. Er hatte allzu deutlich auf den Bastard in ihrem Bauch angespielt.
    Sara erwiderte trotzig: »Ich habe den Vater meines Kindes mit Leib und Seele begehrt. Es war nicht meine Absicht, ein Kind zu empfangen, aber nun ist es passiert, und ich muß mit dieser Aufgabe zurechtkommen. Stünde ich vor der Wahl, würde ich es wieder so tun. Was schert mich das Geschwätz der Menschen in dieser Stadt.«
    »Trotzdem solltet Ihr nicht so hart mit mir ins Gericht gehen«, verteidigte sich Jakob. »Auch ich sehe doch vielfältigen Aufgaben entgegen. Und Agnes empfindet höchste

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