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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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einen Moment angespannt ab. Nichts geschah. Als er aus seinem Versteck hervor spähte, war Klare nicht mehr zu sehen. Jakob befürchtete schon, ihn verloren zu haben, doch dann, ein gutes Stück vom Kloster entfernt, machte er eine Bewegung im Wald aus und nahm die Verfolgung wieder auf.
    Wenig später hatte Klare offenbar sein Ziel erreicht. Verborgen |157| hinter einer umgestürzten Eiche verfolgte Jakob, wie der Scharfrichter an einer Anhöhe einen geheimen Eingang öffnete, der mit zusammengeflochtenen Zweigen so sorgfältig verdeckt worden war, daß man ihn nur bei genauerem Hinschauen hätte entdecken können. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Stollen, der in den Berg hineinführte.
    Mathias Klare verschwand in dieser Höhle, und Jakob mußte mehr als eine halbe Stunde warten, bis Klare sich auf den Rückweg machte. Dann endlich tauchte der Scharfrichter aus dem Höhleneingang auf, legte die Zweige zurück über den Geheimgang und entfernte sich. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß Klare weit genug fort war, lief Jakob zu dem Versteck. Er schob die Zweige beiseite und schaute in einen tiefen, schwarzen Stollen. Jakob roch verbranntes Pech. Anscheinend hatte Klare eine Fackel benutzt, um in dieser dunklen Höhle den Weg auszuleuchten. Jakob tastete sich an den kalten, klammen Steinwänden entlang und stieß nach etwa zwanzig Schritten auf eine in den Stollen gearbeitete Holztür, die ihm den Weg versperrte. Er versuchte sie zu öffnen, aber sie war verschlossen.
    Ein äußerst unangenehmer Geruch war hier wahrzunehmen, der aber nicht von der Fackeln stammte. Jakob wagte kaum zu atmen. Nicht nur der Gestank, sondern auch die Enge in diesem Stollen und die Dunkelheit machten ihm zu schaffen. Außerdem überfiel ihn die panische Angst, jemand könnte ihn in dieser Höhle einschließen. Hastig eilte er zum Ausgang zurück. Dicker Schweiß stand ihm auf der Stirn. Während er die Abdeckung so herrichtete, wie er sie vorgefunden hatte, ärgerte er sich bereits darüber, daß er Klare überhaupt gefolgt war. Was scherte es ihn, welche Geheimnisse der Mann hier im Wald verbarg?
    Sara würde es wissen wollen,
schoß es ihm durch den Kopf …
    »Saras Meinung ist unwichtig«, sagte er zu sich selbst. Dann machte er sich auf den Weg in die Stadt zurück.

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    |158| Kapitel 17
    Jakob hoffte, Wilhelm Peltzer bei seiner Rückkehr nicht zu begegnen. Daß er dem Haus des Bürgermeisters die ganze Nacht über ferngeblieben war und erst zur Mittagszeit heimkehrte, würde gewiß einige unangenehme Fragen aufwerfen.
    Zu seinem Verdruß lief er Peltzer bereits in der Küche über den Weg. Der Bürgermeister zeigte sich entgegen Jakobs Befürchtung keineswegs verstimmt, sondern begrüßte ihn freundlich und bat ihn zu sich und seiner Frau an die Tafel. Schweigend nahmen sie eine Rübensuppe zu sich. Jakob empfand die Stimmung in diesem Raum als äußerst seltsam. Peltzer musterte ihn von Zeit zu Zeit mit abschätzenden Blicken. Die Frau des Hauses hingegen bewegte monoton ihren Löffel zum Mund und schaute erst gar nicht von ihrem Teller auf.
    Erst, als sie ihr Mahl fast schon beendet hatten, suchte Peltzer das Gespräch mit ihm und meinte: »Es würde mich interessieren, zu welchen Ergebnissen Ihr mit Eurer Befragung im Bucksturm gelangt seid. Eigentlich wollte ich schon heute morgen mit Euch darüber sprechen, aber wie ich erfahren mußte, war Euer Bett unbenutzt.«
    Er sprach seine Worte mit einem Gleichmut aus, als interessiere ihn das nächtliche Fernbleiben seines Gastes nur aus Höflichkeit. Doch Jakob spürte, daß in seinen Worten lediglich ein gut verborgener Vorwurf lag. Nun war es an ihm, eine Erklärung zu liefern, und da er unmöglich Peltzer gestehen konnte, was in der vergangenen Nacht tatsächlich geschehen war, hatte er sich während des Essens eilig eine Geschichte zurechtgelegt.
    »Es ist mir ein wenig peinlich«, sagte er. »Die Befragung der Frauen im Bucksturm erwies sich – wie Ihr es schon geahnt hattet – als sinnlos. Sie sprachen überhaupt nicht mit mir, selbst die resolute Frau Modemann stellte sich stumm und schenkte mir keine Beachtung. Ich verließ das Gefängnis ohne die geringste Ahnung, wie ich den von Herrn Laurentz gewünschten Bericht |159| fertig stellen sollte. Also spazierte ich durch die Stadt, um in Ruhe darüber nachzudenken. Wie es der Zufall so wollte, begegnete ich auf meinem Weg Sara Meddersheim. Ich ließ mich überreden, Ihr in eine Schänke zu folgen, und

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