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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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dort unterhielten wir uns einen Weile. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich während unserer Unterhaltung so viel Wein getrunken habe, daß ich nicht mehr in der Lage war, den Rückweg anzutreten. Frau Meddersheim bot mir an, noch einmal im Haus ihres Vaters zu schlafen, und ich ließ mich darauf ein. Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich Euch Sorge bereitet haben sollte.«
    Der Bürgermeister brach ein Stück Brot ab, wischte damit gründlich über seinen Teller und erwiderte: »So etwas muß Euch nicht peinlich sein, Jakob. Es gibt wohl kaum einen Mann, der noch nie die Wirkung eines starken Weines unterschätzt hat. Und daß Eure Fragen von den Hexen unbeantwortet bleiben würden, nun, daran hatte ich nie einen Zweifel.«
    Jakob nickte beflissen, merkte aber, daß der Bürgermeister ihm nicht recht glaubte. Himmel, warum nur war er ein so miserabler Lügner?
    »Ihr schaut wirklich noch sehr blaß aus«, meldete sich nun auch Frau Peltzer zu Wort. »Vielleicht solltet Ihr etwas ruhen.«
    »Eine gute Idee«, stimmte Jakob ihr zu und erhob sich. Er wollte zur Tür gehen, doch Peltzer faßte seinen Arm und hielt ihn mit festem Griff zurück.
    »Bedenkt genau, wem Ihr Euer Vertrauen schenkt«, warnte ihn der Bürgermeister. »Man sagt, schwangere Frauen seien in der Liebe unersättlich. Ein betrunkener Mann könnte sich leicht zu etwas hinreißen lassen, was er später bereut.«
    »Wilhelm, du solltest so etwas nicht sagen«, empörte sich Frau Peltzer.
    Jakob senkte schuldbewußt den Blick. »Ich weiß auf mich aufzupassen, Herr Bürgermeister. Habt Dank für Euren Rat.«
    Peltzer starrte ihm noch einen Momente lang fest in die Augen, dann entließ er Jakob aus seinem Griff. Jakob suchte ohne |160| Umwege seine Kammer auf. Ernüchtert ließ er sich auf das Bett fallen, bemüht, die wirren Gedanken zu ordnen, die durch seinen Kopf tosten.
    Wenn er die Augen schloß, hatte er Saras Gesicht vor Augen, hörte ihre Stimme und schmeckte ihre Haut auf seiner Zunge. Wie war es ihr nur gelungen, sich derart seiner Seele zu bemächtigen? Doch ein Zauber? Oder war er einfach nur verliebt in diese Frau, mit der er unzweifelhaft die schönsten Stunden seines Lebens verbracht hatte?
    Niemals zuvor hatte er widersprüchlichere Gefühle in sich gespürt. Er sehnte sich nach Saras Nähe, aber dennoch hatte ihre Bemerkung über seine Visionen die wunderbare Harmonie binnen eines einzigen Augenblicks zerstört, und er wußte, daß er sie niemals wiedersehen durfte, wenn er nicht seine Zukunft aufs Spiel setzen wollte.
    Seine Zukunft! Vor ein paar Tagen noch hatte ihm sein Weg deutlich vor Augen gestanden, doch Sara hatte diesen geraden Weg in einen verschlungenen Pfad verwandelt, der sich zudem in ein Dutzend Richtungen verzweigte. Nur allzu schnell, so befürchtete Jakob, würde er sich in diesem Labyrinth verirren können, und darum war es für ihn wichtig, daß er sein Leben nun wieder in die richtige Richtung lenkte. In Minden wartete seine Braut auf ihn, eine Frau, die kaum in der Lage war, sein Herz zu erwärmen, die ihm Kinder und ein Heim schenken würde und eines Tages vielleicht auch die Zuneigung, die er von Sara erfahren hatte. Aber Jakob wußte, daß diese Hoffnung nur eine Illusion war. Agnes war kalt, und sie würde niemals eine flammende Liebe für ihn empfinden. Sara hingegen glich einem wärmenden Feuer – einem Feuer, dem er zu nahe gekommen war und an dem er sich gefährlich verbrannt hatte.
    Der Gedanke an Feuer rief ihm das zweite Problem in Erinnerung, das ihm arg zu schaffen machte: Matthias Klare. Jakob dachte an das verdächtige Verhalten des Scharfrichters und dessen verborgene Höhle Doch was scherte es ihn, ob Klare das |161| Kloster auf dem Gertrudenberg niedergebrannt hatte oder ob er in seiner Höhle etwas Mysteriöses verbarg, das nicht für die Augen anderer bestimmt war? Warum nur hatte er nicht auf Agnes gehört und diese Stadt gemieden? Osnabrück hatte ihm nichts als Unglück gebracht. Beinahe wäre er von den betrunkenen Söldnern getötet worden, er hatte Peltzer gegenüber mehrmals gelogen, und außerdem hatte er Agnes Schande bereitet, indem er sich der Wollust hingegeben hatte.
    Er konnte diese Sünde nicht ungeschehen machen, wohl aber dafür sorgen, daß er nicht noch tiefer in diesen unglücklichen Strudel hinein gezogen wurde. Es gab nur noch eins für ihn zu tun, er mußte diese Stadt so schnell wie möglich verlassen. Noch heute. Auch wenn es von Vorteil war, eine Reise in den

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