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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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der ein oder zwei Wochen, die er noch hier in Osnabrück verweilte, wollte er nicht darauf verzichten, von Sara in die Geheimnisse der körperlichen Liebe eingeweiht zu werden.
    Sanft streichelte er über ihr Haar und beobachtete, wie sie langsam die Augen öffnete. Sie gähnte herzhaft und schenkte ihm dann ein Lächeln. Ihre Lippen berührten seinen Mund, und die Spitze ihrer Zunge streichelte vorwitzig seinen Gaumen, während sie ihre Brüste an seinen Oberkörper preßte. Sofort spürte Jakob, wie sich sein Glied versteifte. Auch Sara bemerkte es und schob eine Hand unter das Laken.
    Eine Weile genossen sie ihr Liebesspiel, dann lagen sie einfach nur da und schauten sich an.
    »Ich glaube, du bist in der Liebe unersättlich«, sagte Jakob.
    Sara schmunzelte. »Soll ich dir etwas verraten? Damit ist es viel schlimmer geworden, seit ich das Kind in mir trage. Je dicker mein Bauch wird, desto intensiver spüre ich jede Berührung.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    Sara drehte sich auf den Rücken und strich über ihren Bauch, der sich kugelrund unter dem Laken abzeichnete.
    »Bereust du, was wir heute nacht getan haben?«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Nein, es war wunderschön. Ich frage mich nur, warum du ausgerechnet mich mit in dein Bett genommen hast. Warum du mir überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenkst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Erinnerst du dich an die Hinrichtung vor ein paar Tagen? Dort bist du mir zum ersten Mal aufgefallen. Du standest in der Menge und hast dich überhaupt nicht für die Hexe interessiert. Statt dessen hast du nur Augen für mich gehabt. Warum? Ich meine, was gibt es schon Besonderes an mir? In dieser Stadt leben so viele Männer, die weitaus mutiger sind als ich. Ich habe |153| immer noch nicht verstanden, warum du so viel Zeit mit einem Mann verbringst, dessen größter Wunsch es ist, eines Tages gegen Hexen und Zauberer ins Feld zu ziehen.«
    Sara wirkte nachdenklich. »Willst du das wirklich wissen?«
    Sie setzte sich auf und wirkte plötzlich überhaupt nicht mehr müde. »Seltsam, an diesem Gerichtstag hatte ich überhaupt nicht vor, mir die Hinrichtung anzuschauen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bürgern dieser Stadt empfinde ich diese bizarren Schauspiele nicht unbedingt als erheiternd. Doch da ich mich zufällig in der Nähe befand und eine große Menge Schaulustiger in Richtung Marktplatz drängte, ließ ich mich mitreißen. Ich fand mich in einer der ersten Reihen, direkt vor dem Podest des Scharfrichters wieder und verfolgte, wie die Wahrhaus unter den Schmährufen der Umstehenden herangekarrt wurde. Es widerte mich an, den Haß auf den Gesichtern der Menschen zu sehen, doch dann entdeckte ich dich in der Menge. Du standest direkt neben dem Bürgermeister, was dir eigentlich nicht zum Vorteil gereichte, aber da ich eine gute Beobachterin bin, fiel mir in deinen Zügen ein gewisses Mitgefühl für die arme Frau auf, die dort zu ihrem Gericht geführt wurde. Das weckte mein Interesse.«
    »Und später bist du mir dann in die Arme gestolpert. War das auch ein Zufall?«
    »Nein, nicht unbedingt. Ich wollte dich aus der Nähe sehen, denn den meisten Menschen kann man bei einem Blick in ihre Augen direkt bis in die Seele schauen. Als du mich nach meiner vermeintlichen Ungeschicktheit aufgefangen hast, habe ich sofort erkannt, daß du anders als Peltzer bist. Ich war in Sorge um Anna Ameldung, und darum kam mir die Idee, dich um Nachrichten zu bitten, falls sich mir die Gelegenheit bieten sollte, mit dir alleine zu sprechen. Ich konnte aber noch nicht ahnen, daß ich dir schon bald darauf in der Schankwirtschaft begegnen würde, und im Grunde hatte ich auch wenig Hoffnung, von dir etwas über Anna zu erfahren.«
    |154| »Dafür, daß du so niedrige Erwartungen an mich hattest, bist du dann aber sehr wütend geworden.«
    »In dem Augenblick hat mich einfach die Enttäuschung übermannt, daß du dich so störrisch verhalten hast. Ich habe dann sogar einen Moment lang überlegt, ob ich dir in deiner mißlichen Lage inmitten dieser betrunkenen Söldner überhaupt zu Hilfe eilen sollte. Irgendwie hattest du ja eine Strafe verdient, aber mein Sinn für Gerechtigkeit hat schließlich dafür gesorgt, dir zur Seite zu stehen.«
    »Sonst wäre ich jetzt auch wohl nicht hier«, sagte er und küßte ihre Schulter.
    »Da ist noch etwas, worüber ich gerne mit dir sprechen möchte«, meinte Sara ernst. »Du hast gesagt, du seiest nichts Besonderes. Da hast du Unrecht. Ich glaube, daß du

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