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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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habt?«
    »Verzeiht mir, daß ich Euch angegriffen habe. Fast hätte Eure Neugier Euch das Leben gekostet.« Klare schaute ihn ernst an. »Weiß Peltzer, was hier geschehen ist?«
    »Nein. Ich hatte überhaupt keine Gelegenheit, ihm davon zu berichten.«
    »Und … werdet Ihr es tun?«
    Jakob überlegte einen Moment. Er war erschrocken über das, was der Scharfrichter getan hatte. Klare hatte das Leiden dieser Frau auf unermeßliche Weise hinausgezögert, auch wenn er vielleicht in guter Absicht gehandelt hatte. Jakob erschien es verwerflich, solch ein Vergehen ungesühnt zu lassen, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, den Bürgermeister über diesen Vorfall zu unterrichten.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch vor Gericht bringen soll. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich das hier alles nicht. Es ergibt keinen Sinn.«
    Der Scharfrichter lachte kurz auf. »Ja, das alles hier muß Euch sehr sonderbar vorkommen.«
    »Ich habe viele Fragen.«
    »Dann fragt.«
    »Zunächst einmal würde ich gerne von Euch wissen, wer diese Frau überhaupt ist.«
    Klare nahm noch einen tiefen Zug aus der Pfeife. »Ich nehme an, sie ist eine der Nonnen aus dem Kloster vom Gertrudenberg. Jedenfalls trug sie eine Art Ordenskleidung. Ihren Namen kenne ich nicht. Niemandem scheint ihr Verschwinden aufgefallen zu sein, was im Grunde nicht verwunderlich ist, denn die Nonnen, die nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen das |186| Frauenstift verließen, zerstreuten sich in viele verschiedene Abteien, und so hat wohl niemals jemand davon erfahren, daß sich noch eine der Nonnen im Kloster aufhielt, als ich es in Brand gesteckt habe.«
    »Aber aus welchem Grund habt Ihr das getan?« wollte Jakob wissen.
    »Hat Peltzer Euch nie davon erzählt?«
    »Der Bürgernmeister? In welcher Verbindung steht er zu diesem Vorfall?«
    Klare zögerte kurz, dann sagte er: »Ich bin es Euch schuldig, daß Ihr die Wahrheit erfahrt. Aber schwört mir zuvor beim Leben von Sara Meddersheim, daß Ihr über das, was ich Euch jetzt berichte, schweigen werdet.«
    Jakob behagte es keineswegs, Saras Leben in einem Schwur aufs Spiel zu setzen, aber er mußte unbedingt erfahren, was Klare über die Verstrickungen des Bürgermeisters wußte. Also schwor er: »Beim Leben von Sara Meddersheim und auch bei meinem eigenen verspreche ich vor Gott, daß ich niemals über das sprechen werde, was Ihr mir anvertraut.«
    »Gut.« Klare klopfte den verbrannten Tabakrest aus seiner Pfeife und verstaute sie unter seinem Wams. »Mein Vater war Scharfrichter, ich habe dieses Handwerk erlernt, auch mein verstorbener Sohn hat diesen Beruf ausgeübt, und eines Tages wird mein Enkel mir nachfolgen. Man achtet unseren Beruf nicht sonderlich und straft uns gemeinhin mit Verachtung. Ich aber empfinde großen Stolz. So wie ein Richter dem Munde Gottes gleichkommt, indem er sein Urteil verkündet, so sehe ich mich als die Hand des Herrn, die seinen Willen vollstreckt. Bedauerlicherweise habe ich mich in einem schwachen Moment dazu hinreißen lassen, gegen Gottes Ordnung zu verstoßen, und bin schwer dafür gestraft worden.«
    »Was ist geschehen?«
    Klare leckte sich nervös über die Lippen. »Nach annähernd fünf Jahrzehnten wurde im März dieses Jahres wieder eine Frau |187| unter dem Verdacht der Hexerei festgenommen. Ihr Name war Elsche Berges. Sie war in einen Brunnen gestürzt und ohne fremde Hilfe wieder heraus gelangt. Dem Rat schien dieser Vorfall verdächtig, und er ordnete an, die Frau einem Verhör zu unterziehen. Elsche Berges war mir nicht unbekannt. Sie war eine der wenigen Personen in dieser Stadt, die mich und meine Familie stets freundlich behandelt hatte. Als mein Sohn starb, half sie mir mit ihren tröstenden Worten über meinen Kummer hinweg. Es betrübte mich sehr, daß sie bereits während der gütlichen Verhöre vor den Peinkommissaren ein Geständnis über ihr angebliches Bündnis mit dem Teufel ablegte. Am Tag darauf fand ich Gelegenheit, mit ihr unter vier Augen zu sprechen, und sie vertraute mir an, daß sie nur gestanden hatte, um sich die Qualen der Folter zu ersparen. Sie warf sich mir zu Füßen und erflehte einen schnellen Tod, der sie vor dem Scheiterhaufen und einer öffentlichen Zurschaustellung bewahren sollte.«
    »Und Ihr habt es getan«, sagte Jakob. »Ihr habt diese Frau getötet, nicht wahr?«
    »Ich brach ihr Genick wie einen dünnen Ast. Es war ein schneller Tod, sie hat nicht leiden müssen. Von offizieller Seite aus wurde behauptet, der Satan wäre

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