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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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solch schwere Verbrennungen erlitten hat?«
    »Und Ihr?« entgegnete Klare. »Seid Ihr etwa ein Arzt? Nein, Ihr seid nur eine Frau, die sich ein wenig auf die heilenden Kräuter versteht.«
    »Die Kräuter können dieser Frau das Leben retten.« Sara drückte Jakob einen schmalen Löffel und ein spitzes Werkzeug in die Hand, das ihm schon einmal in der Werkstatt ihres Vater |183| aufgefallen war. Es handelte sich um ein kleines Stecheisen, mit dem der Goldschmied seine Gravuren erledigte.
    »Öffne vorsichtig die Blasen«, wies ihn Sara an, während sie begann, die bereits aufgeplatzten Geschwüre mit dem Tuch zu reinigen.
    Jakob wurde von einem Brechreiz geplagt. Wenn er nur hinsah, stieg Übelkeit in ihm auf. Und der schwärende Geruch, der von diesem verbrannten Wesen ausging, ließ ihn vor Ekel zusammenzucken.
    »Worauf wartest du?« drängte Sara. »Vorhin konnte es dir doch nicht schnell genug gehen. Also … fang an!«
    Jakob nickte und näherte sich mit zitternden Fingern der ersten glänzenden Beule. Er stach hinein, und sie platzte auf wie ein Hühnerei, das man auf den Boden warf. Ein weiterer Schwall übelster Gerüche stieg ihm in die Nase, und er mußte sein Gesicht abwenden, um sich nicht zu übergeben. Nach diesem ersten Schreck machte er sich wieder an die Arbeit und benutzte den Löffel, um den Eiter zu entfernen. Schon nach kurzer Zeit lief ihm vor Anspannung der Schweiß in die Augen.
    Jakob kam es wie eine Ewigkeit vor, doch irgendwann hatte er tatsächlich alle Beulen aufgeschnitten und lehnte sich ermattet an die Steinwand. Sara entfernte den letzten Eiter und betupfte die Wunden anschließend mit einem Öl aus Leinsamen.
    Er verfolgte eine Weile stumm, wie sie immer wieder ihr Gewicht verlagern mußte, um trotz ihrer hinderlichen Schwangerschaft alle Stellen zu erreichen, die ihrer Hilfe bedurften. Woher, so fragte er sich, nahm sie nur die Kraft, auch nach Stunden noch konzentriert und tatkräftig um das Leben dieser Frau zu kämpfen, während er selbst vor Erschöpfung nicht mehr fähig war, diese schauderhafte Aufgabe fortzuführen.
    »Geh ein paar Schritte, wenn du dich nicht wohl fühlst«, meinte Sara, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. Ein Lächeln huschte über ihre Züge. »Ich weiß nicht, ob ich es auch noch schaffe, mich um dich zu kümmern, wenn du ohnmächtig werden solltest.«
    |184| »Wahrscheinlich hast du recht.« Jakob erhob sich stöhnend und ging zu Matthias Klare, der unweit vom Eingang zur Höhle auf einem umgestürzten Baumstamm hockte und eine Tabakpfeife rauchte.
    Jakob ließ sich neben ihm nieder und verharrte einen Moment, als Klare ihm die Pfeife anbot.
    »Das wird Euch guttun«, meinte der Scharfrichter.
    Jakob zögerte kurz, dann nahm er die Pfeife zur Hand und saugte den würzigen Rauch ein. Der Tabak brannte so bitter in seinem Hals, daß er einen Hustenanfall nicht unterdrücken konnte. Als es vorüber war, nahm er noch einen zweiten Zug aus der Pfeife, denn er bemerkte, daß der Tabak durchaus seine angeschlagenen Nerven beruhigte.
    Er gab Klare die Pfeife zurück und überlegte, wie seltsam es doch war, hier mit einem Mann einträchtig diese Pfeife zu teilen, der ihn vor nicht einmal fünf Stunden beinahe die Kehle durchgeschnitten hätte.
    Klare atmete genüßlich den Rauch aus und strich mit der Hand durch das Haar.
    »Sara glaubt, daß die Wunden der Frau heilen werden«, sagte Jakob.
    Klare nahm noch einen tiefen Zug, und der Rauch quoll in kleinen Wolken zwischen seinen Zähnen hervor, als er erwiderte: »Sara Meddersheim ist eine tapfere Frau. Sie hat mehr Kraft in sich als Ihr und ich zusammen.«
    Jakob stimmte ihm durch ein Nicken zu. Schweigend saßen sie eine Weile da, dann sagte Klare: »Ich stehe nun tief in Eurer Schuld, und dabei kenne ich noch nicht einmal Euren Namen.«
    »Mein Name ist Jakob Theis.«
    »Ich habe Euch an der Seite des Bürgermeisters Peltzer gesehen. Damals, als Ihr mit ihm den Kerker besucht habt. Hat Peltzer Euch beauftragt, mir zu folgen?«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Nein, das war ein purer Zufall.«
    »Ich ahnte bereits bei meinem letzten Besuch hier im Wald, |185| daß ich nicht ganz allein war. Ich war mir aber nicht wirklich sicher, ob mir jemand gefolgt war. Als ich heute morgen dann eine Gestalt bemerkte, die sich in den Schatten einer Gasse drückte, wußte ich, daß man mein Geheimnis entdeckt hatte.«
    »Und darum habt Ihr Eure Arbeit unterbrochen und seid in die Höhle gekommen, wo ihr mich überrascht

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