Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
Vom Netzwerk:
genug danken«, sagte der Scharfrichter. »Das, was Ihr und Sara Meddersheim für mich getan habt, werde ich Euch niemals vergelten können.«
    »Eines Tages … vielleicht«, erwiderte Jakob und dachte daran, daß Klare den engsten Kontakt mit den Gefangenen im Bucksturm pflegte und sich nun, da er in ihrer Schuld stand, als wichtige Hilfe erweisen würde.
    Vorsichtig lenkte Jakob den Pferdekarren über die holprigen Waldpfade nach Norden Richtung Malgarten. Sara hatte sich zu der Nonne gesetzt und hielt sie im Arm, bis sie bei den Benediktinerinnen ankamen. Das Eintreffen des Pferdekarrens sorgte im Kloster für erhebliche Aufregung. Einige der Nonnen wurden auf sie aufmerksam und eilten wie eine Schar aufgeregter Gänse herbei. Unter hektischem Flüstern wurde die entstellte Frau in Augenschein genommen, bis sich eine ältere rotwangige Frau nach vorne drängte und die Gäste mit ernstem Blick musterte. Sie hielt sich nicht lange mit Begrüßungsfloskeln auf, sondern deutete auf Margaretha und verlangte von Sara zu wissen: »Wer ist diese Frau?«
    »Wir haben sie vor fünf Tagen im Wald gefunden, Mutter Oberin«, antwortete Sara und strich mit ihrer Hand sanft über Margarethas Kopf, die unter den neugierigen Blicken der Nonnen unruhig geworden war. »Sie muß in einer Höhle am Gertrudenberg gehaust haben, wo wir auch Überreste einer Ordenstracht fanden. Es ist wohl anzunehmen, daß sie dem Konvent dort angehörte und sich noch im Kloster befand, als es an Ostern ein Opfer der Flammen wurde.«
    »Ich weiß sehr gut, wann man das Konvent niedergebrannt |193| hat.« Die Augen der Mutter Oberin verengten sich. »Ihr wollt also behaupten, diese Frau hätte über vier Monate lang allein im Wald überlebt. Mit diesen Brandwunden?«
    »Ihr Geist ist verwirrt. Sie spricht nicht. Wir konnten also nichts darüber erfahren, was mit ihr geschehen ist, aber es ist wahrscheinlich, daß sie seit Ostern in dieser Höhle gelebt hat«, erklärte Sara. Jakob bewunderte sie für ihre Ruhe, mit der sie dem Argwohn der Mutter Oberin begegnete.
    »Dann solltet Ihr noch am heutigen Abend den Dom besuchen, dort eine Kerze anzünden und Gott für dieses unermeßliche Wunder danken.« Die Äbtissin hatte einen überaus sarkastischen Tonfall in ihre Stimme gelegt, der Jakob ebenso wie Sara unmißverständlich klar machte, daß sie diese Geschichte von vorne bis hinten anzweifelte. Trotzdem fühlte sie sich gezwungen, ihnen Unterstützung zu gewähren und gab Anweisungen, die leidgeprüfte Nonne in ihr kleines Hospital zu schaffen.
    Jakob und Sara wurden dagegen ins Refektorium geführt, wo man ihnen selbstgebrautes Bier und dunkles Brot zur Stärkung reichte. Beide waren erleichtert, nicht nur, weil die Benediktinerinnen sich ohne Zögern der Nonne angenommen hatten, sondern auch, weil die Äbtissin sich nicht zu ihnen gesellte, um ihnen weitere Einzelheiten über das Schicksal ihres Schützlings zu entlocken.
    Bevor sie sich auf den Rückweg machten, besuchten Jakob und Sara noch das Hospital und verabschiedeten sich von Margaretha. Gleich drei Nonnen kümmerten sich um sie, hatten sie bereits in ein sauberes Ordensgewand gekleidet und auf ein frisch bezogenes Bett gelegt.
    »Mit ein wenig Geduld wird sie wieder in die Gemeinschaft zurückfinden«, sagte die Äbtissin, die hinter Jakob und Sara in das Hospital eingetreten war. »Ihr Geist mag verwirrt sein, aber vielleicht bringt es sie dem Herrn nur noch näher.«
    Sara drückte Margarethas vernarbte rechte Hand und lächelte |194| sie an. Jakob war sich nicht sicher, aber er meinte, auf den verzerrten Gesichtszügen dieser Frau ebenfalls den Anflug eines Lächelns zu erkennen.
    Sara trat mit Jakob und der Äbtissin ins Freie. Man übergab ihnen noch einen Korb, in dem sich vier kleine Pasteten und ein mit Rosinen und Mandeln gespickter Honigkuchen befanden. Sara und Jakob bedankten sich höflich und machten sich auf den Weg zurück in die Stadt.
    Die Erleichterung darüber, daß eine große Sorge von ihren Schultern genommen war, versetzte sie beide in eine gelöste Stimmung, wie sie schon seit Tagen nicht mehr vorgeherrscht hatte. Sara saß neben Jakob auf dem Pferdekarren und neckte ihn, indem sie ihn immer wieder in sein Ohr kniff und sofort darauf eine unschuldige Miene machte.
    »Wärest du nicht schwanger, würde ich dich jetzt über das Knie legen und dir kräftig den Hintern versohlen«, warnte Jakob sie mit einem Lächeln, das seinen Worte Hohn sprach.
    »Oh, meine Rache würde

Weitere Kostenlose Bücher