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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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und Rechtschaffenheit Ihrer Angehörigen überzeugt, und ich glaube, ich könnte Ihrer Angelegenheit sehr von Nutzen sein, da …«
    »Ihr wohnt in Peltzers Haus, wenn ich mich nicht irre«, unterbrach ihn Modemann erneut.
    Jakob seufzte. Genau das hatte er den beiden Männern gerade erklären wollen. Es war offensichtlich, daß Modemann ihm keine Sympathien entgegen brachte.
    »Das ist wohl wahr, aber der Umstand, daß ich eine Kammer im Haus des Bürgermeisters bezogen habe, bedeutet nicht, daß ich in allen Belangen seine Meinung teile.«
    »Wie alt seid Ihr?« fragte Modemann.
    |202| »Achtzehn Jahre«, antwortete Jakob.
    Modemann verzog das Gesicht. »Und was stellt Ihr dar? Einen Laufburschen Peltzers? Tragt Ihr ihm auf der Straße seine Akten hinterher und putzt am Abend seine Stiefel?« Er erhob sich und griff nach seinem Mantel. »Ich werde meine Zeit nicht länger für solch einen Unsinn verschwenden.«
    Jakob spürte eine brennende Wut über Modemanns schroffes Verhalten, doch im Interesse der beiden inhaftierten Frauen wollte er sich nicht provozieren lassen.
    »Ich bin in der Lage, Nachrichten aus dem engsten Umfeld des Rates zu beschaffen, die Ihnen und Ihrer Sache von größtem Nutzen sein könnten. Vor wenigen Tagen erst habe ich mit Ihren Angehörigen gesprochen. Und zwar ohne Aufsicht des Wachpersonals«, fügte Jakob schnell hinzu. Seine Worte schienen zumindest das Interesse Ameldungs zu wecken, denn als er seinen Besuch im Bucksturm erwähnte, hob der Apotheker den Kopf und starrte ihn mit großen, neugierigen Augen an.
    Modemann zeigte sich jedoch weitaus weniger beeindruckt. Er war inzwischen bereits an die Tür getreten. »Man kennt mich als einen Mann der klaren Worte, und darum scheue ich mich nicht davor, Euch hier ins Gesicht zu sagen, daß ich Euch nicht traue, Herr Theis. Unser kurzes Treffen hat meine Vermutung bestätigt, daß Ihr im Auftrag Peltzers hierher geschickt wurdet, um uns in die Irre zu führen. Also haltet Euch in Zukunft besser von mir fern.« Er wandte sich nun Sara zu, und sein Blick ruhte einen Moment verachtend auf der Wölbung ihres Leibes. »Und Ihr, Frau Meddersheim, habt anscheinend nicht nur Eure Ehre, sondern auch Euren Verstand eingebüßt. Anders kann ich es mir nicht erklären, daß Ihr Euer Vertrauen diesem Lakaien Peltzers schenkt.«
    Modemann trat aus der Stube und schlug die Tür hinter sich zu. Sara verzog abfällig ihr Gesicht, ohne jedoch ein Wort zu sagen.
    »Verzeiht sein harsches Benehmen.« Heinrich Ameldung |203| schien über den Verlauf des Treffens alles andere als glücklich zu sein. Seine Miene drückte Sorge aus. »Er befindet sich ebenso wie ich in einer Situation, die an den Nerven zerrt, und da kann man schnell die Fassung verlieren.« Er machte einen Schritt auf Jakob zu. »Herr Theis, Ihr sagtet, Ihr hättet das Gefängnis betreten und meiner Frau gegenübergestanden. Wie ist Ihr Befinden?«
    Jakob räusperte sich. »Euer Weib sehnt sich nach Euch und Ihrer Familie. Die Trennung scheint sie mehr zu belasten als die widrigen Umstände, unter denen sie im Gefängnis ausharren muß.«
    Heinrich Ameldung senkte den Kopf. Jakob vermutete, daß er ebenso litt wie seine Frau – auf eine andere, ebenfalls qualvolle Art.
    »Himmel, ich wünschte, ich könnte diesen verfluchten Turm mit meinen Händen niederreißen und sie zu mir zurückholen.« Der Apotheker ballte die Hände zu Fäusten. »Aber die Zeit wird für uns arbeiten, nicht für den Rat.«
    »Wie meint Ihr das?« fragte Jakob.
    »Wißt Ihr denn nicht davon, daß Peltzer und dem Rat von der schwedischen Kanzlei eine nicht unerhebliche Strafe angedroht wurde?«
    »Nein, das war mir nicht bekannt.«
    »Modemann und ich konnten in der Kanzlei ein
poenal mandatum
erreichen, das dem Rat bei einer Strafe von 3000 Goldgulden pro Person verbietet, ein Urteil über die Angeklagten zu fällen, bevor nicht alle Indizien erörtert worden sind und ihnen die Möglichkeit einer Verteidigung gegeben wurde. Die Gefahr einer Verurteilung, die sich einzig auf die mündlichen Aussagen begründet, konnte damit wohl verhindert werden. Aber allein Gott weiß, wie meine liebe Frau noch weitere Wochen oder gar Monate in diesem schrecklichen Kerker überstehen soll.«
    »Ich wünschte, Ihr würdet meine Hilfe annehmen«, meinte Jakob.
    |204| Ameldung legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich glaube Euch, daß Ihr ein rechtschaffener Mann seid. Aber auch Ihr werdet nichts gegen Peltzer und den Rat ausrichten

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