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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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ist oder sich in eine andere Gestalt verwandelt hat?«
    Diese Frage hatte Jakob in ähnlicher Form schon Rutger Vortkamp, dem Vetter der Anna Ameldung, gestellt, und Johannas Antwort überraschte ihn nicht.
    »Nein, das habe ich nicht.« Johanna zog die Stirn in Falten. »Man weiß doch, wie listig und wachsam die Hexen sind. Sie wenden ihre dunklen Kräfte nur dann an, wenn sie allein sind oder sich unter ihresgleichen aufhalten. Aber die Bödiker trug ein Hexenmal auf ihrer linken Wange. Einen dunklen Fleck, so groß wie eine Münze. Das habe ich genau gesehen.«
    Anscheinend brachte Johanna die Erinnerung an Maria Bödiker regelrecht in Rage. Der Kopf des Huhns schwang unter ihren Fingern so wild hin und her, als wäre das Tier zu neuem Leben erwacht und wollte dagegen protestieren, wie rüde ihm die Federn ausgerissen wurden.
    »Und ich war dabei, als man das Geld gefunden hat, das sie dem Bürgermeister gestohlen hatte«, fuhr Johanna fort. »Der Schrei einer Katze hatte mich und die anderen Mägde geweckt, und wir gingen vorsichtig nach draußen. Der Geldbeutel lag vor |207| der Tür, und als die erste von uns das Säckchen berührte, ging ein lautes Knarzen durch alle Balken. Glaubt mir, so etwas Unheimliches habe ich noch nie erlebt. Später hat man gemunkelt, die Bödiker habe das Geld gestohlen, um sich die Dienste eines Dämons zu erkaufen. Weiß der Himmel, was mit uns geschehen wäre, wenn sie ihr Vorhaben durchgeführt hätte.«
    Die Magd glaubte tatsächlich an das, was sie sagte. Für einen schlichten und furchtsamen Geist, wie Johanna ihn besaß, wurde die angebliche Hexenkunst der Maria Bödiker allein durch diese Verdächtigungen unumstößlich bewiesen. Vielleicht wäre er selbst vor nicht allzu langer Zeit von der Schuld dieser Frau überzeugt gewesen, doch da Sara ihm die Augen geöffnet hatte, sah er diese angeblichen Fakten nun mit weitaus mehr Argwohn. Auch im Fall der Bödiker gab es ebenso wie gegen die Ameldung und die Modemann keine eindeutigen Indizien für die Anwendung von Hexerei. Maria Bödiker war durch Peltzers Verleumdungen eines Diebstahls beschuldigt worden, den sie, wie Jakob von Mathias Klare wußte, nicht begangen hatte. Anschließend trug der Bürgermeister dafür Sorge, daß seine Magd der Hexerei angeklagt wurde, und verursachte damit die Verfolgung der Hexen.
    »Man könnte fast meinen, Ihr wolltet Partei für diese Hexe ergreifen«, meinte Johanna und nahm sich das zweite Huhn vor.
    »Nein, natürlich nicht«, log Jakob. Er stand auf, ignorierte Johannas enttäuschten Blick und ging auf das Haus zu. Sein Kopf schmerzte von all den Grübeleien. Ein wenig Ruhe würde ihm guttun.
    Als er zufällig einen Blick nach oben warf, erhaschte er Peltzers Gesicht an einem der Fenster im ersten Stock. Der Bürgermeister schaute finster und abschätzend auf ihn herab. Schlimmste Befürchtungen überfielen Jakob, vor allem die Sorge, daß Peltzer tatsächlich von dem Treffen in der Apotheke erfahren haben könnte.
    Er hoffte, dem Bürgermeister nicht zu begegnen, doch als er |208| die Tür zu seiner Kammer erreicht hatte, tauchte Peltzer hinter ihm auf und folgte ihm ins Zimmer.
    »Auf ein Wort, Jakob«, bat Peltzer und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen im Raum auf, während Jakob sich auf das Bett setzte und auffällig gähnte.
    »Ich bin müde und würde mich gerne eine Stunde ausruhen«, versuchte Jakob ihn abzuwimmeln.
    »Aber nicht müde genug, um meine Magd von der Arbeit abzuhalten.«
    »Ich habe nur ein paar belanglose Worte mit ihr gewechselt.«
    Ein spöttisches Lächeln huschte über Peltzers Gesicht. »Mir scheint, es gefällt Euch, Eure Zeit mit Frauen aus den niederen Ständen zu verschwenden.«
    Wollte Peltzer ihn provozieren? »Was meint Ihr damit?« verlangte Jakob zu wissen.
    »Nun, mir ist zu Ohren gekommen, daß die Tochter des Goldschmieds Euch öfter zu Gesicht bekommt als die Menschen in diesem Haus.«
    »Ihr wißt doch selbst, was Sara Meddersheim für mich getan hat.«
    »Gewiß«, wiegelte Peltzer diesen Einwand ab. »Ihr steht in der Schuld dieser schwangeren Frau. Trotzdem halte ich nicht für richtig, daß ihr einer solch zweifelhaften Person wie ein verliebter Gockel hinterherlauft. Besinnt Euch auf Eure Pflichten. Ihr seid mein Gast, weil ich möchte, daß Ihr Euer Wissen über die Rechtsprechung gegen Hexerei und Zauberwerk erweitert. Sollte ich allerdings bemerken, daß Ihr diese Pflichten nicht ernst zu nehmen wißt, werde ich Euch zu

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