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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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Person zu mir steht. Besäße Modemann die Macht, mich von einem Blitz erschlagen zu lassen – ich hätte wohl kaum das erste Frühlingsgewitter überlebt.«
    Ein spöttisches Lachen ging durch die Reihen der Ratsherren, während Peltzer eine zufriedene Miene aufsetzte. Daß er Modemann der Lächerlichkeit preisgab, schien seinen Zuhörern zu gefallen.
    »Ich stelle also die Frage: Darf sich der Rat dieser Stadt von solchen Machenschaften beeindrucken und beeinflussen lassen? Und ist es legitim, diesem Gremium das Recht abzusprechen, über einen Bürger dieser Stadt zu richten, so wie es Osnabrück seit nunmehr fast 500 Jahren durch das
privilegium non evocando
des Kaisers Friedrich I. garantiert wurde? Einige unter Ihnen mögen es für ein Risiko halten, den Einwand der Kanzlei zu mißachten. Natürlich könnte solch eine Weigerung die Ungnade des Landesherrn hervorrufen, doch ein Nachgeben in dieser Angelegenheit würde für diese Stadt den Verlust geschätzter Privilegien und Vergünstigungen bedeuten. Privilegien, ohne die wir das Schicksal der Osnabrücker Bürger endgültig den gierigen Händen der schwedischen Besatzer überlassen.«
    Ein zustimmendes Murmeln erhob sich im Saal, während Stoltens Feder den Ausführungen des Bürgermeisters wie ein kratzendes Echo folgte.
    »Lassen Sie uns also endlich darüber entscheiden, ob das Verfahren gegen die der Zauberei angeklagten Frauen Modemann |212| und Ameldung fortgesetzt werden soll.« Peltzer schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Ich selbst jedoch habe mich dazu entschlossen, mich in dieser Angelegenheit der Stimme zu enthalten. Die Gründe dafür kennen Sie bereits. Niemand soll behaupten, ich treibe diesen Prozeß voran, um bestimmten Personen Schaden zuzufügen. Trotzdem rate ich an, dergestalt zu schließen, daß die Privilegien der Stadt bewahrt und vor Gott und jedermann verantwortet werden mögen.«
    Mit einem flauen Gefühl im Magen verfolgte Jakob die nun folgende Abstimmung. Peltzer war ein geschickter Schachzug gelungen. Mit der Stimmenthaltung nahm er seinen Gegnern den Wind aus den Segeln, aber dennoch hatte seine engagierte Rede den Rat aufgefordert, das Verfahren gegen Anna Modemann und Anna Ameldung voranzutreiben, auch wenn dies eine öffentliche Auflehnung gegen die landesfürstlichen Räte bedeutete. Der Bürgermeister wagte viel. Letztendlich würde er sich durch diese Vorgehensweise wohl entweder selbst zu Fall bringen oder aber seine Macht in dieser Stadt immens stärken und auf Jahre hinaus sichern.
    Das Ergebnis der Abstimmung stellte für Jakob keine große Überraschung mehr dar. Außer dem Bürgermeister enthielten sich nur noch zwei weitere Ratsmitglieder der Stimme, alle anderen sprachen sich für eine Weiterführung des Prozesses aus. Gegenstimmen gab es keine.
    Nachdem der Beschluß, das Verfahren fortzusetzen, von Peltzer offiziell bestätigt worden war, galt die Ratssitzung als beendet. Die Ratsherren erhoben sich von den Bänken, einige nahmen ihre Diskussion mit dem Nebenmann wieder auf, andere verließen umgehend den Ratssaal. Auch Jakob wollte dem Rathaus schleunigst den Rücken kehren. Er mußte Sara unbedingt über das Vorgehen des Rates in Kenntnis setzen. Modemann und Ameldung hatten sich zu sicher gefühlt, indem sie den Rat als handlungsunfähig eingeschätzt hatten. Nun würde man die Schuldfrage der beiden Angeklagten bereits innerhalb der nächsten |213| Tage unter Anwendung der Wasserprobe klären, die ihren Pakt mit dem Teufel beweisen sollte. Danach würde der Prozeß nicht mehr aufzuhalten sein.
    Bevor Jakob jedoch die Tür erreicht hatte, trat Wilhelm Peltzer auf ihn zu.
    »Hättet Ihr die Güte, mich zu begleiten?« fragte der Bürgermeister, aber in gewisser Weise kam seine Frage einem Befehl gleich.
    »In Euer Haus?«
    Peltzer lachte leise. »Nein. An die Hase. Wir wollen doch Zeuge werden, ob die Hexen schwimmen oder nicht.«
    »Die Probe wird schon heute durchgeführt?«
    Der Bürgermeister nickte. »Wir haben bereits zu viel Zeit verloren, meint Ihr nicht auch?«
    Jakob schluckte unwillkürlich. »Entschuldigt mich bitte«, sagte er und trat mit schnellen Schritten aus dem Rathaus. Dieses schroffe Verhalten mochte auffällig sein, doch er mußte fort von Peltzer, an dessen offen zur Schau getragener Genugtuung er zu ersticken drohte.
     
    Die Nachricht, daß der Rat beschlossen hatte, das Verfahren gegen Anna Ameldung und Anna Modemann voranzuführen und sie der Wasserprobe zu unterziehen,

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