Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
gesehen. Nicht einmal er selbst wäre dazu in der Lage. Wesen wie er und Arsakes konnten ihre Kräfte nur zur Vernichtung einsetzen, nicht um zu helfen und zu heilen.
„Er ist verbrannt“, sagte sie plötzlich in die nachfolgende Stille hinein. Sie sprach so leise, dass er sie kaum verstand.
„Von wem sprichst du?“, fragte Cyrill erstaunt.
„Von diesem … Goranov. Ich war dort, weil ich Theo suchte. Dann sah ich dich. Sah, wie du aus dieser Krypta kamst. Und da hat er mich erwischt.“
Cyrill war blass geworden. Seine Kiefermuskeln spannten sich an, sie konnte förmlich seine Zähne knirschen hören. „Ich hätte ihn gleich umbringen sollen.“
„Er schwor, euch zu töten und dann wollte er von mir Blut trinken, um gestärkt zu werden. Er sagte auch etwas über seinen Gebieter. Einen gewissen …“, sie überlegte, „Arsa…“
„Arsakes“, half ihr Cyrill mit tonloser Stimme aus.
„Ja. Kennst du ihn?“
„Leider. Aber erzähle weiter.“
„Goranov drängte mich an die Wand. Und dann befahl er mir, die Hände zu heben. Als ich das tat, konnte ich das Tageslicht spüren. Den Schein der untergehenden Sonne, der durch ein kleines Fenster fiel. Und dann berührte der letzte Sonnenstrahl meine Hand. Ich war so zornig und wollte ihn vernichten. Und dann war alles voll Feuer ….“ Sie schloss die Augen. In Gedanken erlebte Charlie diesen Moment wieder. Die Wärme auf ihrer Haut, das Gefühl der Macht, das ihr die Sonne verlieh.
Cyrill tat einige schwere Atemzüge. Sie musste nicht weitersprechen. Er konnte sich nun vorstellen, was geschehen war, auch wenn er niemals damit gerechnet hätte. Sie war noch weit begabter, und ihre Magie reifer als Agatha vermutete.
Sie klang unsicher, scheu, so, als könnte sie selbst nicht glauben, was passiert war. „Ich bin hinausgelaufen und fand diese verletzte Frau, dieses blutige Tuch um ihr zerrissenes Handgelenk. Ich war so erschrocken, wollte ihr helfen, und mit einem Mal … meine Finger schimmerten, als wären sie in Licht gehüllt. Als ich sie berührte, heilten die Wunden. … Ich wusste, dass es einmal kommt, aber ich hatte keine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt. Es ist sehr beängstigend, wie leicht … wie leicht ich damit töten kann.“
Er wandte den Kopf ab, damit sie nicht sehen konnte, was in ihm vorging. Er hätte sie gerne in die Arme genommen, sie getröstet, und ihr versichert, dass alles in Ordnung war. Neben ihm saß eine lebendig gewordene Sage. Und ihn trennten Welten von ihr. Sie war zu gut für ihn, viel zu schade. Sie war Horatios Tochter, an dessen Tod er mitschuldig war. Megana hatte recht gehabt: Charlies Licht und seine Liebe zu ihr würden ihn innerlich zerstören. Agatha wollte, dass er ihr über diese Zeit hinweghalf, sie dabei unterstützte, ihre Kräfte kennen und beherrschen zu lernen. Er würde verflucht viel damit zu tun haben, seine Liebe zu ihr zu unterdrücken und ihr nicht mehr zu sein als ein Freund. Aber er war es ihr und vor allem ihrem Vater schuldig.
„Cyrill?“
Er wandte sich nur widerwillig um, aber ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Sie saß zusammengekauert da, hatte die Arme um sich geschlungen, wie um sich zu wärmen, und ihre sonst so hellen grauen Augen waren dunkel wie tiefe Seen. „Wenn es dir nichts ausmacht, würdest du mich dann bitte in die Arme nehmen? Ich habe Angst … vor mir selbst.“
„Charlie …“ Im nächsten Moment war sie in seinen Armen und er zog sie eng an sich und flüsterte ihr leise, beruhigende Worte zu, bis sich ihr Zittern gelegt hatte. Er schloss die Augen und legte seine Wange auf ihren Kopf. Er ahnte, was in ihr vorging. Als er damals seine Kräfte zum ersten Mal erkannt, sie benützt hatte, war ihm so ähnlich zumute gewesen. Allerdingshatte er ein ganzes Heer hingeschlachtet, während Charlie nur einen einzelnen Vampir aus Notwehr getötet hatte. Er hatte damals jemanden gefunden, der ihm geholfen hatte, zu verstehen und mit seinen unfassbaren Kräften fertig zu werden, sie zu beherrschen, und nicht wie Arsakes in die Dunkelheit zu sinken.
Dieser Mann hatte Horatio di Marantes geheißen.
Als sie heimkamen, war Agatha tatsächlich noch da. Sie erschrak, als sie Charlie sah und eilte auf sie zu. Cyrill bemerkte gerührt und amüsiert zugleich, wie besorgt die sonst so überlegene alte Hexe sich um ihre Enkelin bemühte. Sie legte den Arm um Charlie, zog sie sanft von ihm weg und brachte sie hinauf auf ihr Zimmer, wobei sie Laute von sich gab, die Cyrill
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