Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
dabei wächst deine Magie noch.“
Ihre Großmutter nahm ihre Hand zwischen ihre beide und hielt sie tröstend und warm fest. Charlie starrte vor sich hin. Ihre Augen folgten dem floralen Muster des Bettvorhangs, während sie nachdachte, Bilder aus ihrer Erinnerung zusammensetzte, die jetzt deutlicher und verständlicher wurden.
„Was hatte Cyrill damit zu tun? Es heißt, er wäre der Letzte, der Vater lebend gesehen hätte.“
„Das war er nicht. Ach, Charlie.“
Sie hatte ihre Großmutter nur einmal so leise und sanft sprechen hören. Das war an dem Tag gewesen, als sie eines Morgens zusammen mit ihrem kleinen Bruder in einem fremden Bett aufgewacht war, und erfahren hatte, dass ihre Eltern nicht mehr zurückkommen würden. Von diesem Tag an waren sie gereist, viele Monate hindurch, vielleicht sogar länger als ein Jahr, bis sie sich in Wales niedergelassen hatten. Jetzt wusste Charlie, dass sie vorden Wesen geflohen waren, die ihre Mutter getötet und ihren Vater in den Wahnsinn getrieben hatten.
Sie zuckte zusammen, als ihre Großmutter weitersprach. „Cyrill hat deinen Vater mehrmals besucht, um nach ihm zu sehen, und …“
„Cyrill kannte ihn gut?“, unterbrach Charlie sie.
„Ja, sie waren sehr alte Freunde. Dein Vater war so etwas wie ein … Mentor für Cyrill“, sagte Agatha sanft, als sie Charlies überraschten Blick bemerkte. „Aber das soll er dir erzählen. Ich weiß nur, er hätte niemals etwas getan, das deinem Vater geschadet hätte. Wäre Cyrill hier gewesen, als
sie
euch angriffen, wäre deine Mutter nicht gestorben.“
„
Sie
sind ebenfalls Dämonen?“ Und Cyrill? Was war er? Wenn ihr Vater sein Mentor gewesen war, war es dann nicht wahrscheinlich, dass auch Cyrill ein Dämon war?
„Nicht nur … es … ist schwierig. Cyrill könnte dir das besser erklären. Es hängt auch damit zusammen, dass er sich schuldig fühlt. Aber glaube mir eines, Kind, er hätte sein Leben gegeben, um das deines Vaters zu retten. Cyrill kam jedenfalls an dem Abend nach Bedlam, als dein Vater wieder zu sich fand. Sie verabredeten, dass Cyrill am nächsten Tag kommen wolle, um ihn abzuholen. Cyrill informierte mich darüber, und ich ging heimlich hin, um vorher noch mit Horatio zu sprechen. Es gab so viele Fragen, die noch offen waren.“
Sie verstummte, und Charlie wünschte sich, sie würde auch weiterhin schweigen. Die Welt um sie herum schien sich auf das Gesicht ihrer Großmutter zu verengen. Sie hatte keine Vorstellung, was passiert war, aber ein dumpfes Gefühl sagte ihr, dass sie es auch gar nicht mehr wissen wollte.
„Charlie, die letzte, die ihn lebend gesehen hat, war ich. Er war tatsächlich wieder bei sich.“ Es schien Agatha unglaubliche Kraft zu kosten, zu sprechen. „Ich … habe Horatio getötet.“
„Weshalb?“ Charlies Stimme war nur ein Hauch. Die Kälte begann in Charlies innerstem Wesen und drang von dort nach außen. Sie ließ zuerst ihr Herz erkalten, dann ihren Magen. Ihre Kehle. Ihre Arme, ihre Finger, bis alles eiskalt und taub war.
Ihre Großmutter brauchte einige Zeit, um zu antworten. Sie schien ihre Worte tief aus ihrem Inneren zu holen, wie etwas, das man hatte vergessen wollen. „Er war wieder völlig zu sich gekommen. Er war so verzweifelt, so zornig über den Tod deiner Mutter, keinen Vernunftgründen mehr zugänglich. Er war dabei, seine menschliche Form abzulegen.“ Agatha schloss die Augen. „Er wollte Rache, und die dämonische Seite seines Seins trat mit jedem Moment deutlicher hervor. Das Haus erbebte, als er die Kräfte der Finsternis entfesselte, um sie den Mördern deiner Mutter nachzujagen. Etwas, das ihm in den vielen, langen Jahren, die ich ihn gekannt hatte,niemals eingefallen wäre. Er wollte Rache und auch euch beschützen, vor allem dich. Ich versuchte, ihn davon abzuhalten, er wollte jedoch nicht hören. Er war nicht mehr zurechnungsfähig, so blind vor Hass.“
Charlie schluckte. So ähnlich hatte sie sich gefühlt, als sie diesen Vampir getötet hatte, und sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie empfunden hätte, wäre Theo tot neben ihr gelegen … oder … gar Cyrill.
Sie zuckte zusammen, als ihre Großmutter sagte: „Ich musste … etwas tun. Ihn aufhalten. Er vertraute mir, und ich traf ihn völlig unvorbereitet.“ Agatha legte die Hand über die Augen. Sie schwieg lange, bis sie sagte: „In dem Tumult, den er verursacht hatte, konnte ich das Haus wieder ungesehen verlassen. Ich kehrte zu euch zurück und bat Cyrill,
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