Hexenvisionen: Romantic Thriller (German Edition)
sein Dietrich, die Ausrüstung reichte nicht aus. Nun gut, er hatte Geduld. Er würde zunächst gehen, die Fundstücke untersuchen lassen, und dann mit dem passenden Werkzeug zurückkehren. Denn hinter dieser Tür musste etwas sein, das nicht für jedermanns Augen zugänglich sein sollte, das also seine Aufmerksamkeit fesseln würde, dessen war er sicher.
*
Helen erwachte einmal mehr aus einem totenähnlichen Schlaf. Doch diesmal war sie fest entschlossen, sich nicht wieder in das angenehme Dunkel hinabsinken zu lassen. Noch war sie sich dessen nicht voll bewusst, aber irgendetwas stimmte hier nicht, das fühlte sie. Und so zwang sie sich selbst dazu, wach zu bleiben und sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Außerdem hatte sie quälenden Durst. Wenn sie sich doch nur aufraffen könnte, um aufzustehen.
Aber da war diese Wand zu ihrer rechten. Wie kam die dahin?
Mühsam stand sie auf, zumindest versuchte sie es. Doch ein Schwindelgefühl erfasste sie, das sie zur Übelkeit trieb, sobald sie den Kopf hob. Sie ballte die Hände zu Fäusten, dass sich die Fingernägel ins Fleisch bohrten. Der Schmerz brachte sie für kurze Zeit zur Besinnung. Nun setzte sie sich auf und spürte unter ihren nackten Füßen kalten Steinfußboden.
Nackte Füße? Steinfußboden?
Entsetzt stellte sie fest, dass sie nur Unterwäsche trug, allerdings ein langes T-Shirt darüber. Wer hatte sie umgezogen? Und wo war sie hier nur?
Erinnerungsfetzen blitzten durch ihr Gedächtnis: Der merkwürdige Geruch von Kerzen, ein blaues Leuchten - und was suchte Brody in all diesen Erinnerungen?
„Verflixt!“, schimpfte sie leise, wobei ihre Stimme ihr selbst fremd vorkam. „Wenn es hier doch wenigstens Licht gäbe.“
Eine Tür öffnete sich, greller Lichtschein flutete herein, und Helen schloss geblendet die Augen.
„Wie schön, dass Sie wach sind“, sagte eine weiche, fast vertraute Stimme. Helen kannte diesen Klang. Sie fühlte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten, während sie den Worten lauschte. Kyle O’Bannon, dieser Name entstand in ihrem Gehirn. Plötzlich wusste sie auch wieder, woher sie ihn kannte und was am Abend geschehen war. Unklar blieb jedoch, wie sie hierhergekommen war.
„Was ist passiert?“, fragte sie dann mühsam. „Was mache ich hier?“
„Wissen Sie das wirklich nicht mehr?“, fragte der Mann sanft.
Helen schüttelte den Kopf, was sie gleich darauf bereute.
„Sie hatten sich in den Hexenkünsten versucht“, erwiderte er zufrieden. „Und glauben Sie mir, meine Liebe, Sie sind die stärkste Hexe, die ich je kennengelernt habe.“
*
Seit ungefähr zehn Minuten lief Sir Thomas durchs Haus und suchte seinen Butler. Es war noch nie vorgekommen, dass Jenkins nicht augenblicklich zur Stelle war, wenn Harding einen Wunsch hatte. Nun gut, er hatte ihm freigegeben - Sir Thomas hielt inne. Klar, Jenkins hatte frei. Ungewöhnlich genug, doch Jenkins nutzte vielleicht die Gelegenheit, um für sich persönlich etwas zu erledigen. Obwohl Harding beim besten Willen nicht glauben konnte, dass sein Butler überhaupt ein Privatleben hatte. Dieser Vorfall zeigte dem Wissenschaftler jedoch, dass er noch längst nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war. Immerhin hatte er im Auto noch gewusst, dass Jenkins aus war. Und jetzt war es ihm einfach wieder entfallen.
Jetzt aber ging er kurzerhand in die Küche, er hatte plötzlich Hunger bekommen. Dann stand er vor dem offenen Kühlschrank und starrte hinein. Der Kühlschrank war gut gefüllt, doch der Professor wusste nicht so recht, was er mit all den vielen Zutaten anfangen sollte. Etwas wahllos türmte er Käse, Schinken, Wurst, Butter, ein paar Gurken und Brot auf den Tisch und begann alles Mögliche auf dem Brot übereinanderzulegen. Als er damit fertig war, betrachtete er sein Kunstwerk. Nun, der Hunger war ihm erst einmal wieder vergangen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Jenkins kam herein. Er ließ sich keine Überraschung darüber anmerken, dass sein Chef hier in der Küche damit beschäftigt war, Stillleben zu erschaffen.
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“, fragte er stattdessen ruhig.
Sir Thomas deutet etwas fahrig auf sein überdimensionales Sandwich.
„Sagen Sie mir, was ich damit machen soll.“
„Essen, Sir?“
„Nein, ich glaube nicht“, erwiderte Harding plötzlich voller Abscheu.
„Wenn Sie Appetit haben, werde ich Ihnen gern eine Kleinigkeit zurechtmachen. Möchten Sie vielleicht wieder in die Bibliothek
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