Hexenvisionen: Romantic Thriller (German Edition)
ließ, die man ihr unbemerkt verabreicht haben musste. Und der Himmel mochte wissen, ob sich nicht weitere Drogen in dem Essen vor ihr befanden.
Es war unglaublich schwer zu widerstehen, stellte sie widerwillig fest. Ihr Magen knurrte vernehmlich, und ihre Augen wurden wie magisch von dem frischen köstlichen Wasser angezogen. Aber noch beherrschte sie sich. Doch der Drang wurde mehr und mehr übermächtig.
Zögernd griff sie nach dem Wasserkrug und goss ein Glas voll. Mit zitternden Fingern führte sie es an die Lippen und begann zu trinken.
In diesem Augenblick öffnete sich wieder lautlos die Tür, und Dalrina schlüpfte herein. Sie erfasste mit einem Blick die Situation, in der Helen sich befand und lächelte beruhigend.
„Das Wasser können Sie unbesorgt trinken“, stellte sie fest. „Die Drogen sind im Essen.“
Helen erwiderte nichts. Stattdessen trank sie wie eine Verdurstende und verschluckte sich prompte daran, bis sie einen Hustenanfall bekam.
Dalrina schüttelte verständnisvoll den Kopf, nahm ihr aber schließlich das Glas aus der Hand.
„Das muss reichen“, sagte sie dann. „Kommen Sie, ich bringe Sie hier heraus.“
Helen stand auf. Sie fühlte sich ziemlich wackelig auf den Beinen, aber darauf konnte sie im Moment wirklich keine Rücksicht nehmen. Sie wollte auf jeden Fall weg von hier.
Dalrina zog sie hinter sich her in einen langen dunklen Gang hinein. Eine Tür wurde unvermittelt geöffnet, und heller Lichtschein durchflutete den Gang.
Dalrina drückte sich eng an die Wand, und Helen tat es ihr gleich. Beiden klopfte das Herz bis zum Halse. Würde man sie jetzt und hier entdecken?
Sie hörten O’Bannons Stimme, begriffen aber den Sinn der Worte nicht. Dann schloss sich die Tür wieder, ohne dass jemand herausgekommen war.
„Kommen Sie, rasch“, sagte Dalrina und zog Helen weiter mit sich. Beide nahmen sich keine Zeit, um erleichtert aufzuatmen.
Jetzt ließ Dalrina jedoch eine Taschenlampe aufflammen und leuchtete den Weg voraus.
Es ging weiter ins Unbekannte, und Helen konnte nicht verhindern, dass ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken lief.
*
Sir Thomas Harding und Jenkins blickten in ein hochmodern eingerichtetes Labor. In Glaskolben und Reagenzgläsern brodelten verschiedene Flüssigkeiten vor sich hin, ein penetranter Geruch lag in der Luft, aber je länger die beiden Männer diesen Duft einatmeten, um so angenehmer erschien er ihnen.
Ein kleiner hutzliger Mann stand an einem langen Tisch und packte ein graues Pulver in kleine Tütchen hinein. Er hatte die beiden Eindringlinge noch nicht bemerkt.
„Drogen!“, flüsterte Harding entsetzt und fassungslos. „Das hier ist ein Drogenlabor.“
Jenkins schnupperte noch einmal. „Aber nicht für Heroin“, stellte er dann mit Bestimmtheit fest. „Ich denke, hier werden die Hexenzutaten gemischt und abgepackt. Damit kann man auch gutes Geld verdienen.“
Das Flüstern hatte den Mann aufmerksam gemacht. Er blickte hoch und starrte den beiden Männern unwillig entgegen.
„Die Lieferung ist noch nicht fertig, Sie müssen noch etwas warten“, sagte er dann.
Augenscheinlich hielt er sie für Kuriere.
Jenkins schaltete blitzschnell. „Das macht nichts, wir können noch ein bisschen warten“, meinte er und ging wie unabsichtlich näher auf den Mann zu. Schließlich stand er dicht neben ihm.
„Sagen Sie, wer bekommt das Zeug eigentlich alles?“, fragte er dann, scheinbar uninteressiert. Es klang wie einfache Konversation.
Der Mann, der wohl eine Art Wissenschaftler sein musste, antwortete gedankenlos.
„Natürlich alle gemeldeten Hexenzirkel im Lande. Aber - das müssten Sie doch eigentlich wissen.“ Er betrachtete Jenkins und Sir Thomas plötzlich argwöhnisch, blinzelte dann durch seine dicken Brillengläser und räusperte sich.
„Ich kenne Sie gar nicht. Wer sind Sie eigentlich? Sie sind doch keine Kuriere?“
Harding antworte ganz gemütlich. „Wir sind diejenigen, die jetzt diesen Hexenspuk auflösen werden.“
Ohne groß auszuholen, verpasste er dem Mann einen gezielten Kinnhaken. Abrupt sackte der kleine Körper zusammen. Harding fing ihn auf und legte ihn fast zärtlich auf den Boden.
„Ein guter Schlag, Sir“, stellte Jenkins fest. Dann betrachtete er das ganze Labor voller Abscheu. Und schließlich begann er systematisch alles zu zerstören, indem er wahllos auf den Tischen alles herumwarf und zu Boden fegte.
Auch Sir Thomas blieb nicht untätig. Er suchte und fand eine Art Eimer,
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