Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle

Aberglaubens gemacht, und sie verfolgt uns noch immer. Eine Hohepriesterin ist eine Geistliche. Und abgesehen von den repräsentativen Aufgaben, die du erwähnt hast, muss sie auch für die Mitglieder ihres Konvents als Ratgeberin und Lehrerin da sein und sich oft genug mit Dummköpfen herumschlagen, die zwar mehr Macht wollen, aber keine Ahnung von unseren Gesetzen und unserem Handwerk haben. Wir sind die Hüterinnen unserer Sache .«
    Ich bemerkte, dass Holly bei dem letzten Satz den Kopf hochriss und sie scharf ansah, als hätte Suzanne gerade einen geheimen Code verwendet. Hollys Hände ballten sich zu Fäusten.
    Ich räusperte mich und warf ein: »Verglichen damit ist das Abwaschen von schmutzigem Geschirr doch ziemlich einfach .«
    »Wenn man nichts gegen niedere Tätigkeiten hat « , antwortete Hunter.
    »Ich bin mir dafür nicht zu schade « , gab ich zurück.
    »Aber eine Hohepriesterin hat Wichtigeres zu tun, wie ich gerade eben dargelegt habe « , sagte sie, bevor sie hinzufügte, »das hat nichts mit Arroganz oder Stolz zu tun, das ist eine Tatsache .«
    »Und du bist bereit dafür ?« , fragte Maria und spülte ihre Hände ab.
    »Bist du es ?« , fragte Hunter zurück.
    Maria trocknete sich die Hände mit einem Handtuch. »Natürlich, sonst hätte ich nicht gefragt. Aber mir ist aufgefallen, dass gerade Frauen, die eine hohe Meinung von sich selbst haben – und sich zum Beispiel zu schade sind, abzuwaschen, weil das Wasser ihre hübschen, falschen Nägel ruinieren könnte – , sich schnell angegriffen fühlen und dann mit einer Gegenfrage kontern, um unangenehme Fragen nicht beantworten zu müssen .« Sie warf ihre graubraunen Zöpfe über die Schultern. »Wie wäre es also, wenn du mir jetzt eine Antwort gibst ?«
    HunterstrafftedieSchulternundnahmeineherrischePoseein.»Ja,ichbinbereitfürdasAmtderHohepriesterinundfürdieVerantwortungundArbeit,dieesmitsichbringt.Undwennihresunbedingtwissenmüsst,ichbingegendiemeistenSpül-undWaschmittelallergisch.ZuHauseverwendeichspezielleProdukte,undichbezweifle,dasssiehierdiegleichenbenutzen .«
    Maria warf ihr das Handtuch zu. »Dann trocknest du ab .«
    Sie fing es auf. »Das tue ich gern .« Aber aus ihrer Miene sprach etwas anderes.
    »Dass wir es auch mit Vampiren, Wærwölfen, Möchtegernen, Schwindlern und Feen zu tun haben, hat bisher noch niemand erwähnt « , meldete sich Holly zu Wort.
    »Ganz genau « , sagte Hunter triumphierend, »und wenn man das berücksichtigt, erscheint das Abwaschen von schmutzigem Geschirr irgendwie « , sie betrachtete das Handtuch mit Abscheu, »absurd .«
    »Dann würdest du es also lieber mit Vampiren aufnehmen, als gefahrlos Geschirr abzuwaschen ?« , hakte Maria nach.
    »Ja .«
    »Hast du denn schon einmal einem wütenden Vampir gegenübergestanden ?« , fragte ich.
    Sie fuhr zu mir herum. »Du etwa ?«
    »Ja « , sagte ich, »und du hast meine Frage nicht beantwortet .«
    Sie begriff, dass sie in die Falle getappt war, gab aber nicht klein bei. »Ich kann nur mein Bestes geben. Wie wir alle. Erst wenn das Eximium vorbei ist, werden wir wissen, wer die Beste von uns ist .«
    Meine Frage hatte sie damit zwar immer noch nicht beantwortet, aber ihre Worte klangen gut und wie etwas, das eine Hohepriesterin sagen würde. Die Gruppe begann, Partei zu ergreifen, manche insgeheim, manche ganz offen, indem sie sich zu Maria und mir oder zu Hunter gesellten. Bei der Göttin, ich hasste politische Manöver. Es widerstrebte mir zutiefst, mich auf diese Weise vereinnahmen zu lassen.
    Also stellte ich das Geschirr zusammen und ließ das Wasser in das Spülbecken laufen. Dabei beobachtete ich misstrauisch, wie die anderen sich gegenseitig taxierten. Gut, wenn ich ehrlich war, verhielt ich mich nicht anders – allerdings nicht, um mir Mitstreiter zu suchen, als wären wir in einer Realityshow. Ich wollte herausfinden, wer von ihnen für dieses Amt geeignet war. Wem sollte ich den Weg ebnen?

16
    Ich lag auf meinem Feldbett, kämpfte gegen die Schläfrigkeit an, die immer mit vollem Magen einhergeht, und zermarterte mir den Kopf, wie ich es anstellen konnte, nicht das Misstrauen der Ältesten zu wecken. Diese Runde musste ich noch überstehen. Wäre ich später an der Reihe gewesen, hätte ich noch Zeit für ein längeres Schläfchen gehabt. Ausgeruht wäre mir vielleicht etwas eingefallen, doch mein tierisches Los hatte anders entschieden.
    Nach der mündlichen Prüfung blieben mir ungefähr zwei Stunden, um mich auszuruhen. Sollte ich