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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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genug war, um etwas Brauchbares damit anzufangen, und versuchte deshalb, die nötige Hitze direkt von den Kolibris abzuzapfen. Sie waren zwar klein, aber es waren viele, also würde es vielleicht reichen.
    Sie hatte die Kolibris gerade erst angezapft, da blieb ihr die Luft weg. Es war, als wollte sie sich an einem Lagerfeuer wärmen und wäre stattdessen in den Krater eines Vulkans gestolpert - die Kolibris hatten immense Mengen an Energie gespeichert, sie waren wie kleine, fliegende Glutbälle. Marla spürte, wie ihre Körpertemperatur in null Komma nichts in den gefährlichen Bereich hinaufschoss, dann schleuderte sie die Hitze zurück auf die Vögel.
    Rondeau und B. schrien auf und duckten sich weg, als die Kolibris alle gleichzeitig in Flammen aufgingen und rauchend auf den Boden hinabregneten.
    Marla stupste einen der Vögel mit dem Fuß an, dann blickte sie in die Runde ihrer Begleiter und fletschte die Zähne. Das war es, wofür sie lebte, worauf sie hoffte, wenn
sie morgens aufstand, und wovon sie träumte, wenn sie nachts schlafen ging. »Vorwärts und rein«, sagte sie. »Und haltet euch von den Fröschen fern, wenn ihr kein Schlangengott seid wie Ch’ang Hao oder einen magischen Schlangengürtel tragt wie ich.«
    Nachdem das Überraschungsmoment bereits dahin war, marschierte Marla geradewegs den Pfad entlang, der zu Mutex führte. Nach wenigen Sekunden sah sie den Buddha. Er ähnelte seinem Vorbild nicht mehr im Entferntesten. Er war beinahe um das Doppelte gewachsen und jetzt fast sechs Meter hoch. Seine Umrisse waren aufgeweicht und dahingeschmolzen, man konnte nichts mehr darin erkennen, er war nur noch ein formloser, sich aufblähender Bronzeklumpen, dessen Proportionen vage an einen Frosch erinnerten. Doch ein Maul und einen schwarzen, gähnenden Schlund hatte das Ding, groß genug, um einen Brotkasten zu verschlingen. Mutex stand davor, umgeben von seinen gelben Fröschen, sein Körper mit Blut beschmiert. Den Rücken überstreckt und den Kopf in den Nacken geworfen hatte er sich in beschwörender Ekstase aufgebaut und hob die Arme in die Luft. Über der Statue flatterte ein Schwarm Kolibris. Wieder trugen sie den Grenzstein an silbernen Fäden, genauso wie auf Strawberry Hill, doch schwebten sie diesmal über dem neugeborenen Froschgott.
    Der Gestank von verfaulender Vegetation war überwältigend.
    Immer noch rennend brüllte Marla: »Mutex! Das ist für Lao Tsung!«
    Mutex gab keinen Hinweis, dass er sie gehört hatte, doch ließ er seine Arme mit einer ausladenden Geste wie ein Dirigent fallen.

    Im selben Moment stoben die Kolibris alle in verschiedene Richtungen auseinander und durchtrennten damit die magischen Bande, die den Grenzstein hielten. Der Stein - Marlas einzige Hoffnung zu überleben, der Grund, warum sie überhaupt in diesen ganzen Wahnsinn mit hineingezogen worden war, das eigentliche Ziel der ganzen Unternehmung - fiel direkt in den riesigen, ächzenden Schlund der wiedergeborenen Tlaltecuhtli.
    Die Froschstatue ließ ihr Maul zuschnappen, und Marla konnte sehen, wie sie schluckte.
    Der Grenzstein war futsch.
    Ohne ihr Tempo zu verlangsamen, wendete Marla ihren Umhang.

    Mit seiner übernatürlichen Sehfähigkeit erkannte B. sofort, dass das nicht mehr Mutex war, dass sein Geist die Hülle gewechselt und genau in dem Moment, als der Grenzstein in den Schlund des Monsters fiel, seinen Körper mit der immer riesiger werdenden Tlaltecuhtli getauscht hatte. Doch Marla merkte es nicht. Sie verwandelte sich in eine rasende Bestie, einen Panther aus tief violetten Schatten. Sie sprang und zerquetschte ein Dutzend Frösche unter ihren Pranken, als sie noch einmal kurz auf dem Boden aufkam, und mit ihrem nächsten Sprung stürzte sie sich auf das, was einmal Mutex gewesen war.
    B. versuchte sich vorzustellen, was Tlaltecuhtli empfinden musste. Sie war gerade erst nach sehr, sehr langer Zeit wieder zum Bewusstsein erwacht, hatte ihre wiedererwachende Kraft gespürt, um sich dann plötzlich in diesem viel zu kleinen Körper wiederzufinden und nur wenige Augenblicke später von einer wütenden Furie in Stücke
gerissen zu werden, die gerade hatte zusehen müssen, wie ihre einzige Überlebenschance im Schlund eines Monsters verschwand.
    Die violette Schattenbestie verschwand wieder. An ihrer Stelle erschien Marla, die in ihrem weißen Umhang zwischen den Überresten von Mutex’ Körper kauerte. Kleine, goldene Frösche hüpften um sie herum, aber sie beachtete sie gar nicht. Stattdessen

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