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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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und schon einen Augenblick später hörte man, wie das Schloss aufsprang und der Riegel nachgab. Marla drückte das Tor
gerade so weit auf, dass sie hindurchpasste, und spähte in den Garten.
    Der Japanische Teegarten war wunderschön, der Gesamteindruck der Anlage jedoch künstlich genug, dass Marla nicht dieses unbehagliche Gefühl überkam, wie es in der freien Natur so oft der Fall war. Sie sah Kieswege, grazil geschwungene Brücken, kleine Bächlein und Statuen. Auf einem der Wege lag außerdem ein toter Tourist in Khakishorts, aber selbst dieser Anblick störte die Schönheit des Gartens nur geringfügig. Marla gab Cole und Ch’ang Hao ein Zeichen, dann schlüpfte sie hinein.
    Im Inneren der Anlage änderte sich die Atmosphäre schlagartig: Die Luft war dick, elektrisch geladen, aufgewühlt. Hier war ein mächtiger Zauber am Werk. Cole spürte es auch. »Hier soll nicht nur ein Gott zum Leben erweckt werden«, sagte er. »Ich spüre sein Gewicht, das bereits in der Luft liegt, aber ich rieche noch etwas anderes, einen weiteren Zauber. Mutex führt noch etwas im Schilde.«
    Noch bevor er weitersprechen konnte, erschienen die Kolibris.Vielleicht hatte Mutex sie entdeckt und seine Kolibris geschickt, vielleicht handelten die Vögel aber auch ohne seine Anweisung. Sie senkten sich aus der Luft auf sie herab und bauten sich vor Marla und ihren Verbündeten zu einer drei Meter hohen Wand auf - so dicht aneinandergedrängt, dass ihre flirrenden Silhouetten sich ineinanderfügten wie bei einem Bild von M. C. Escher. Marla versuchte, um sie herumzugehen, aber die Vögel bewegten sich mit ihr, blieben direkt vor ihr und hinderten sie daran, auch nur einen Schritt nach vorne zu machen. »Flankiert sie«, sagte Marla, und Cole und Ch’ang Hao bezogen jeder auf einer Seite der Vogelmauer Stellung.

    Noch mehr Kolibris kamen, und jetzt bildeten sie einen Halbkreis mit Marla, Cole und Ch’ang Hao im Zentrum.
    »Vögel«, sagte Hao verächtlich und schlug mit einer Faust nach ihnen.
    Er keuchte laut und zog seine Hand mit weit aufgerissenen Augen wieder zurück: Die Haut über den Knöcheln war geplatzt, und eine gelbliche Substanz quoll heraus - das Blut eines Schlangengottes.
    »Das sind keine normalen Vögel«, sagte Marla. »Es sind die Geister verstorbener Krieger, und sie sind so gut wie unverwundbar. Rondeau hat zwei von ihnen mit einem Fluch erledigt, aber ich habe keine Ahnung, wie wir das anstellen könnten.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie irgendwie umgehen.« Die Vögel schwebten vor ihr in der Luft, eine Myriade stecknadelgroßer, schwarzer Augen unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.
    »Marla«, sagte Cole, und als sie ihn ansah, war sie sofort bestürzt über die nackte Angst, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte. »Ich weiß jetzt, worum es sich bei dem anderen Zauber handelt. Ich weiß jetzt, was Mutex noch vorhat.«
    Hinter der nahezu undurchsichtigen Wand aus Kolibris erhob sich ein gewaltiges, kehliges Brüllen.

    »Warten Sie«, sagte Rondeau. »Hier ist eine Tankstelle, ich brauche nur eine Sekunde.« Er fuhr hinein, parkte den Wagen quer über zwei Stellplätze und rannte in den Minimarkt, noch bevor B. protestieren konnte. Wenige Augenblicke später kam er mit zwei Dosen Haarspray und einer Hand voll billiger, durchsichtiger Feuerzeuge zurück.
    »Wollen Sie Ihre Haare noch einmal stylen und ein paar
Zigaretten rauchen?«, fragte B., als Rondeau sich wieder ins Auto schwang.
    »Nope«, antwortete Rondeau. »Ich habe nur über Mutex und sein Zirkus-Gefolge nachgedacht. Die Frösche sind seine große Nummer, ja, aber er hat auch noch diese Kolibris, und die kleinen Biester scheinen kaum umzubringen zu sein. Ich habe zwei von ihnen verflucht, und das haben sie nicht überlebt. Jetzt dachte ich daran, was passiert ist, als ich sie verfluchte: Sie gingen in Flammen auf. Hamil hat uns erzählt, dass die Kolibris Krieger des Sonnengottes sind, und wenn ich so darüber nachdenke - Messer bringen sie nicht um, Schläge bringen sie nicht um, aber vielleicht …«
    »Feuer«, sagte B. »Hab schon verstanden. Haarspray und Feuerzeuge sind die klassischen Zutaten für einen selbstgebastelten B-Movie-Flammenwerfer, der genauso gut in der eigenen Hand explodieren kann, wie er Flammen spuckt.«
    »Sehen Sie?«, sagte Rondeau. »Vielleicht spiele ich ja doch eine entscheidende Rolle für das Schicksal der Menschheit.«
    Kurz danach erreichten sie den Park. Rondeau parkte gleich hinter dem Eingang in

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