Hexer-Edition 02: Als der Meister starb
und mein Rückgrat würde brechen!
Ein dritter, noch heftigerer Schlag traf die LADY OF THE MIST. Das Schiff legte sich auf die Seite. Irgendwo über uns in den Masten zerbrach etwas; zertrümmertes Holz und Segeltuch regneten auf das Deck herab, und das Schiff stöhnte wie unter Schmerzen auf. Mannings wurde von einem armlangen Balken gestreift, bäumte sich auf und brach wie vom Blitz getroffen zusammen.
Aber es war nur eine winzige Atempause, die mir gegönnt war. Das Schiff stampfte und zitterte ununterbrochen, rings um uns herum kochte das Wasser, und der Wind steigerte sich von einem Atemzug auf den anderen zu einem tobenden Orkan, der die Segel zerfetzte und die Masten sich biegen ließ. Aber das Toben der Elemente behinderte die Lebenden weit mehr als die Toten! Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie die Leichensäcke, in die die Leichname der Matrosen eingenäht worden waren, endgültig zerrissen. Totenhände arbeiteten sich ins Freie, und als ich aufsprang und verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte, grinste mich einer der Männer an, der in der Pinasse gewesen war, als Yog-Sothoth das erste Mal zuschlug.
Ich war eingekreist. Vor mir standen die Toten auf, und der Weg zum Achterdeck hinab wurde von Mannings und Barton versperrt. Noch griffen sie nicht an, aber ihre Absicht war eindeutig – sie wollten mich weiter zum Bug hinabtreiben, direkt in die Arme der anderen Untoten, die langsam wieder zu diabolischem Leben erwachten.
Und genau in diesem Augenblick, als wäre dies alles nichts als ein Vorspiel zu kommendem Schrecken gewesen, barst der Ozean rings um die LADY OF THE MIST in einer titanischen Fontäne aus Schaum und siedendem Wasser auseinander, und etwas Ungeheures, formlos Grauenhaftes hob sein schreckliches Haupt aus dem Meer. Die Schreckensschreie der Männer gingen in einem ungeheuerlichen Brüllen unter, einem Laut, wie ich ihn nie zuvor in meinem Leben gehört hatte; ein Schrei, der das Firmament zum Beben und das Meer zum Erzittern brachte. Rings um das Schiff wuchs ein Wald peitschender grüner Arme aus dem Meer, oberschenkeldicke Tentakel, besetzt mit glitzernden grünen Schuppen und tödlichen Mäulern. Andara schrie etwas, das ich nicht verstand, breitete die Arme in einer abwehrenden Geste aus und warf sich dem Ungeheuer entgegen; ein winziger, verlorener Mensch gegen einen Titanen aus der Vorzeit.
Und doch waren seine Kräfte denen Yog-Sothoths gewachsen …
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich den Eindruck, ein unerträglich helles, blendendes Licht zu sehen, das aus den Fingerspitzen des Magiers brach und in den aufgedunsenen Leib des Monsters schlug. Die peitschenden Schlangenarme zuckten zurück, als hätten sie sich verbrannt, und wieder schrie das Wesen; diesmal aber vor Schmerz. Die gewaltige Masse seines monströsen Körpers flutete zurück, und die zitternden Krakenarme, die auf das Schiff und die hilflosen Männer auf seinem Deck herabstoßen wollten, vollendeten ihre Bewegung nicht. Andara rief etwas; ein Wort in einer Sprache, die ich nicht verstand und nie zuvor gehört hatte. Die gewaltigen Tentakelarme zuckten, peitschten wieder auf das Deck herab und prallten erneut im letzten Moment zurück. Es war ein Ringen unsichtbarer, unbeschreiblicher Kräfte, dem ich zusah, ein Kampf zwischen Gewalten, die sich dem menschlichen Begreifen entzogen, vielleicht den Urkräften der Schöpfung, Gut und Böse, selbst.
Um ein Haar hätte mich meine Unachtsamkeit das Leben gekostet.
Ich war abgelenkt. Für Sekunden hatte ich die Gefahr, in der ich nach wie vor schwebte, vergessen.
Eine eisige Hand berührte mich an der Schulter. Ich fuhr herum, sah eine missgestaltete Kralle auf mein Gesicht zuschießen und duckte mich instinktiv. Ein heißer Schmerz zog eine flammende Linie über meine Wange. Ich schlug die Hand, die mich gepackt hielt, beiseite, trat nach den Knien des Untoten und versuchte ihn auszuhebeln, wie ich es zuvor mit Mannings gemacht hatte. Aber meine Füße fanden auf dem bockenden Deck keinen Halt; ich verlor das Gleichgewicht, fiel auf die Knie und riss schützend die Arme vor den Kopf, als ein zweiter Schatten über mir emporwuchs. Ein Schlag traf mich, schleuderte mich hintenüber und raubte mir fast das Bewusstsein.
Sie waren überall. Nicht nur Mannings und Barton, sondern auch die anderen Toten drangen von allen Seiten auf mich ein, schlugen nach meinem Gesicht und zerrten mit erstarrten, eiskalten Fingern an meinen Kleidern.
»Robert! Das
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