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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein mochte.
    »Wir reden darüber«, sagte ich halblaut. »Aber nicht hier, Bannermann. Und nicht jetzt. Lassen Sie uns nach Goldspie hinuntergehen und ein Hotel suchen. Danach reden wir.«
    »Ein Hotel?« Bannermann lachte humorlos. »Und wovon gedenken Sie die Zimmer zu bezahlen, Mister Craven? Ich habe lächerliche zwei Dollar, und meine Männer keinen Penny. Wir müssen uns an die Behörden wenden, um …«
    »Es wird in Goldspie ja wohl eine Bank geben«, unterbrach ich ihn. Allmählich begann mir sein Starrsinn auf die Nerven zu gehen. Der Mann, der vor mir stand, schien kaum noch etwas mit dem Bannermann zu tun zu haben, den ich an Bord der LADY kennen gelernt hatte.
    Aber man musste ihm wohl zugute halten, dass er sein Schiff und den größten Teil seiner Mannschaft verloren hatte. Und das unter Umständen, die acht von zehn Männern glatt in den Wahnsinn getrieben hätten.
    »Ich werde versuchen, einen der Kreditbriefe einzulösen, die … Montague mir gegeben hat«, sagte ich. Das unmerkliche Stocken in meiner Stimme musste ihm auffallen, aber er spielte das Spiel mit. Die Männer, die uns begleiteten, mussten nicht die ganze Wahrheit erfahren. Was sie gesehen und erlebt hatten, war schon zu viel. »Wenn es nicht geht, marschieren wir schnurstracks zur nächsten Polizeiwache«, versprach ich.
    Bannermann zögerte noch immer, aber sein Widerstand schwand bereits. So wie die Male zuvor. Es war seltsam – aber es schien, als müsse ich einem Menschen nur scharf genug in die Augen sehen, um ihm meinen Willen aufzuzwingen …
    Ich schob den Gedanken hastig von mir, drehte mich um und ging los. Bannermann wechselte hinter mir ein paar Worte mit seinen Männern, aber nach einer Weile folgten sie mir. Ich ging langsamer, damit sie nicht laufen mussten, um zu mir aufzuschließen.
    Wir marschierten schweigend. Ich versuchte, die Uhrzeit anhand der Sonne zu schätzen, aber ich bin nie sehr gut in solchen Dingen gewesen und gab bald wieder auf. Es war Morgen, der zweite Morgen nach unserer Ankunft in England, und in wenigen Stunden würden wir wieder in anständigen Betten schlafen, sicher vor den Nachstellungen irgendwelcher prähistorischer Monster oder rachsüchtiger Zauberer …
    Bannermann machte ein paar schnelle Schritte, um an meine Seite zu gelangen, sagte jedoch nichts, sondern schritt schweigend neben mir her.
    Es war eine seltsame, karge Landschaft, durch die wir gingen. Ich hatte keine bestimmten Vorstellungen von England gehabt, als wir New York verließen – aber dieses karge, von niemals ganz verebbendem Wind und einer kaum mit Worten zu beschreibenden Leere erfüllte Land überraschte mich doch. Dies war jedenfalls nicht das England, von dem mir mein Vater erzählt hatte.
    Aber schließlich war unser Ziel auch nicht die nördlichen Highlands gewesen, sondern London. Und es grenzte schon an ein Wunder, dass wir die Küste überhaupt lebend erreicht hatten.
    Eine Stunde verging, dann zwei. Der Pfad schlängelte sich in sinnlos erscheinenden Kehren und Windungen bergab, und der blaue Küstenstreifen wuchs langsam vor uns heran. Ich fühlte mich beklommen, stärker, je mehr wir uns der Stadt näherten. Vielleicht waren Bannermanns Befürchtungen doch nicht so haltlos, wie ich mir einzureden versuchte. Man würde uns fragen, warum wir nicht nach Durness gegangen waren, kaum fünf Meilen von der Stelle entfernt, an der das Schiff zerschellt war. Statt dessen hatten wir den nördlichen Teil der britischen Insel (der an dieser Stelle allerdings kaum vierzig Meilen maß) zur Gänze durchwandert und nun die gegenüberliegende Küste erreicht. Was sollte ich antworten, wenn man mir diese Frage stellte? Dass unser einziger Wunsch gewesen war, möglichst schnell und möglichst weit von der Küste wegzukommen, vom Meer und dem Monster, das auf seinem Grunde auf uns lauerte? Kaum.
    Bannermann berührte mich am Arm und riss mich aus meinen Überlegungen. Ich sah auf und blickte ihn fragend an, aber Bannermann erwiderte meinen Blick nicht, sondern sah an mir vorbei nach Süden. Ich folgte seinem Blick.
    Beinahe parallel zu der Stelle, an der wir uns befanden, und weniger als eine halbe Meile von der Straße entfernt, lag ein kleiner, runder See. Im grellen Licht der Vormittagssonne glänzte er wie eine gewaltige Silbermünze, die ein verspielter Riese zwischen die Hügel geworfen hatte, und der Ring saftigen grünen Gebüsches und Unterholzes um sein Ufer hob sich angenehm von der kargen Heidelandschaft ab.
    »Ein

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