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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vollends auf – und blieben erstaunt wieder stehen.
    Drei von Bannermanns Matrosen versuchten mit aller Kraft, einen Mann niederzuringen, der sich wie rasend wehrte, während der vierte sich um den letzten Mann unserer kleinen Schar bemühte, der zusammengesunken auf dem Boden hockte und die Hände gegen seinen blutenden Schädel presste.
    »Ford!«, entfuhr es Bannermann. »Was ist mit Ihnen?«
    Der Angesprochene antwortete nicht, aber der Mann, der neben ihm kniete, hob den Kopf. »Er ist okay, Captain. Nur ein Kratzer.«
    »Was ist passiert?«, blaffte Bannermann. Plötzlich war er wieder der Bursche, als den ich ihn kennen gelernt hatte.
    »Das weiß ich auch nicht«, antwortete der Matrose. »Der Bursche da -« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Fremden, der sich noch immer mit aller Kraft gegen die drei Matrosen zur Wehr setzte. Und so, wie es aussah, standen seine Chancen nicht schlecht. »Der Kerl ist plötzlich aus dem Gebüsch gesprungen und hat Ford eins über den Schädel gezogen. Keine Ahnung, warum.«
    Bannermann runzelte die Stirn und blieb noch einen Herzschlag lang reglos stehen, ehe er zu den Kämpfenden hinüberging. Selbst zu viert gelang es ihnen kaum, den Mann zu bändigen.
    »Dreht ihn herum!«, keuchte Bannermann. »Auf mein Kommando. Eins … zwei … jetzt!«
    Mit einem einzigen, harten Ruck packten die Matrosen den Tobenden, drehten ihn auf den Bauch und drückten ihn mit aller Kraft zu Boden.
    »Craven!«, befahl Bannermann. »Fesseln Sie seine Hände, schnell!«
    Zwei seiner Leute zwangen die Arme des Fremden auf dem Rücken zusammen, während Bannermann selbst und ein Matrose auf seinen Beinen hockten und sie niederzuhalten versuchten. So, wie es aussah, mussten sie dazu ihre ganze Kraft aufbieten.
    »Verdammt noch mal, Craven – halten Sie hier keine Maulaffen feil, sondern tun Sie endlich, was ich sage!«, keuchte Bannermann.
    Ich erwachte aus meiner Erstarrung und eilte hinzu. In Ermangelung eines Strickes löste ich meinen Gürtel, band die Handgelenke des Tobenden damit zusammen und sah mich nach etwas um, womit ich seine Beine binden konnte. Bannermann löste sein Halstuch und hielt es mir hin. Ich griff danach, band die Fußgelenke des Mannes so fest zusammen, wie ich konnte – und brachte mich mit einem hastigen Sprung in Sicherheit, als Bannermann und die drei anderen aufsprangen.
    Der Mann brüllte. Sein Körper spannte sich wie eine Stahlfeder, federte in einer unmöglich erscheinenden Drehung herum und kam mit einem schmerzhaft harten Schlag wieder auf dem Boden auf.
    »Verdammt, ist der Kerl denn völlig übergeschnappt?«, keuchte Bannermann. »Was ist denn bloß mit ihm los?«
    Der Fremde begann zu sprechen, aber seine Worte waren unverständlich, wenig mehr als ein unartikuliertes Gurgeln und Keuchen, in das sich nur ab und zu halbwegs menschliche Töne mischten. Schaum trat vor seinen Mund. Seine Augen schienen zu brennen.
    »Ich glaube, er ist wirklich verrückt«, murmelte ich. »Sehen Sie sich seine Augen an, Bannermann. Das sind die Augen eines Wahnsinnigen!«
    Bannermann nickte. Die Bewegung wirkte abgehackt und mühsam. Plötzlich war die alte Furcht wieder in seinem Gesicht, und als er sich umsah, war sein Blick der des Gehetzten, der nach dem Jäger Ausschau hielt.
    Zögernd ging ich an ihm vorbei und näherte mich dem Gefesselten, blieb jedoch in ausreichendem Abstand stehen. Auch wenn er gebunden war, hatte ich keine Lust, von seinen Füßen getroffen zu werden. Dass die allgemeine Redensart, Wahnsinnige verfügten über übermenschliche Kräfte, kein leeres Gerede war, hatte er uns gerade bewiesen.
    In zwei Schritten Entfernung von ihm ließ ich mich in die Hocke sinken. »Können Sie mich verstehen?«, fragte ich.
    Etwas in seinem Blick schien zu flackern. Sein Kopf ruckte herum, und für eine halbe Sekunde hörte er auf, zu toben und unartikulierte Laute hervorzustoßen. Sein Blick klärte sich. Aber der Moment verging so rasch, wie er gekommen war, und er begann wieder zu kreischen und sich wie ein Wurm zu winden.
    »Können Sie mich verstehen?«, fragte ich noch einmal. Diesmal zeigte er keine Reaktion, aber ich war trotzdem sicher, dass er meine Worte verstand.
    »Hören Sie zu«, sagte ich, sehr langsam und übermäßig betont, damit er auch jedes Wort mitbekam. »Wir wissen nicht, wer Sie sind, und wir wissen auch nicht, warum Sie unseren Mann überfallen haben. Aber wir sind nicht Ihre Feinde. Wir sind fremd in der Gegend und suchen nur

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