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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hilfe.«
    »Mörder«, keuchte der Mann. »Ihr seid … verdammtes Mörderpack … Ihr alle. Alle. Alle aus Goldspie.«
    Bannermann fuhr erschrocken zusammen und wollte etwas sagen, aber ich brachte ihn mit einer raschen Bewegung zum Schweigen. »Wir sind nicht aus Goldspie«, sagte ich. »Wir sind fremd hier, glauben Sie uns.«
    »Ihr … seid Mörder!«, keuchte der Fremde. Der Schaum in seinen Mundwinkeln wurde rot. Er musste sich in seiner Raserei auf die Zunge gebissen haben. »Ihr habt es gewusst!«, stammelte er. »Gewusst habt ihr es. Ihr … wolltet, dass es uns umbringt. Ihr habt es gewollt! Ihr seid schuld.«
    »Was haben wir gewollt?«, fragte ich eindringlich.
    Die Antwort bestand in einem hysterischen Kreischen. »Die Bestie!«, keuchte er. »Ihr … ihr habt es gewusst. Ihr habt gewusst, dass sie … kommen wird. Um Mitternacht kommen wird. Ihr habt es gewusst, aber ihr habt uns nicht gewarnt. Ihr seid Schuld an Steves Tod! Die Bestie …« Er begann zu stammeln, schließlich zusammenhanglos zu schreien und erneut unartikulierte Töne hervorzustoßen.
    Bannermann berührte mich an der Schulter. »Das hat keinen Zweck mehr, Craven«, sagte er. »Der Kerl redet wirres Zeug, merken Sie das denn nicht?«
    Ich starrte noch einen Moment auf unseren Gefangenen herab, ehe ich mich mit einem resignierenden Seufzen erhob und ein Stückweit zurückwich.
    »Sind Sie sicher?«
    Bannermann riss erstaunt die Augen auf. »Sie nicht?«, fragte er. »Was für eine Bestie soll das denn sein, die hier ihr Unwesen treibt?« Er versuchte zu lachen, aber ganz gelang es ihm nicht.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte ich unschlüssig. Ich fühlte mich verwirrt und hilflos wie nie zuvor in meinem Leben. »Ich weiß nur, dass …«
    »Dass was?«, fragte Bannermann misstrauisch, als ich nicht weitersprach.
    »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich immer genau weiß, ob jemand die Wahrheit sagt oder mich anlügt«, antwortete ich.
    Bannermann nickte stumm.
    »Vielleicht funktioniert meine Gabe bei Wahnsinnigen nicht«, murmelte ich. »Aber ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass dieser Mann nicht lügt, Bannermann.«
    »Das behauptete ich auch gar nicht«, antwortete Bannermann ungerührt. »Er glaubt ja auch daran. Er hat Ihnen genau das gesagt, was er für die Wahrheit hält. Der Mann ist verrückt.«
    »Das stimmt, Captain, aber …«
    Ich brach mitten im Satz ab, als ich sah, wie sich Bannermanns Augen vor Entsetzen weiteten, fuhr mit einer abrupten Bewegung herum und erstarrte ebenfalls.
    Unser Gefangener hatte aufgehört, zu schreien, aber er bäumte sich noch immer vergeblich gegen seine Fesseln, rollte sich hierhin und dorthin und warf sich mit aller Macht herum.
    Ein schmales, in ein weißes Taschentuch eingeschlagenes Bündel war aus seiner Tasche geglitten, und eine weitere Bewegung hatte es davonrollen und aufplatzen lassen.
    Im ersten Moment weigerte ich mich einfach, das rotweiße Ding darin als das zu erkennen, was es war.
    Aber nur im ersten Moment. Schließlich kann man die Augen nicht ständig vor der Wahrheit verschließen.
    Der Gegenstand, der dem Mann aus der Tasche geglitten war, war eine Hand.
    Eine menschliche Hand.
     
    »Er lebt!«, donnerte die Stimme. Sie war plötzlich in dem kleinen Raum, mit der Unvorhersehbarkeit eines Sommergewitters und genauso übermächtig. Die Gläser auf dem dunkelbraunen Wandregal begannen beim Klang dieser Stimme zu zittern, und selbst die Flammen im Kamin schienen sich angstvoll zu ducken.
    Der Mann in dem hochlehnigen, braunen Lederstuhl unter dem Fenster zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Er hatte gewusst, dass die Stimme kommen würde. Er wusste es immer vorher. Aber das nahm ihr nichts von ihrem Schrecken.
    »Er lebt!«, wiederholte die Stimme. »Er lebt, und er weiß alles. Du hast versagt!«
    »Aber er … niemand wird ihm glauben«, stotterte der Mann. Seine Lippen waren trocken und rissig vor Aufregung, und seine Hände gruben sich so tief in die ledernen Armstützen seines Sessels, dass seine Fingernägel zu bluten begannen. Sein Blick war starr auf das geschlossene Fenster gerichtet. Er hatte die Läden geschlossen und die Vorhänge zugezogen, um das Sonnenlicht auszusperren. Trotzdem war der Raum von gleißender Helligkeit erfüllt.
    Grüner Helligkeit.
    Es war nicht das Licht der Flammen, die im Kamin prasselten, auch nicht das der Petroleumlampe, die er mit hierher gebracht und auf dem Tisch abgestellt hatte, sondern der unheilige, grüne Schein,

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