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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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irgend etwas biss schmerzhaft und scharf in meine Seite. Ich rollte blitzschnell herum, duckte mich – und sprang Leyman mit weit ausgebreiteten Armen an!
    Seine Reaktion kam um eine halbe Sekunde zu spät. Die Schrotflinte entglitt seinen Händen, als ich gegen ihn prallte, und die Ladung des zweiten Laufes fuhr harmlos in die Decke. Hinter uns glühten Dutzende von kleinen, gelben Flammen auf.
    Ich ließ Leyman nicht einmal die Spur einer Chance. Meine Knie trafen seine Rippen und trieben ihm die Luft aus den Lungen. Er keuchte, versuchte eine schwache Abwehrbewegung zu machen und sank vollends zurück, als ich ihm einen Kinnhaken versetzte.
    Ich wartete nicht darauf, ob er sich von dem Schlag erholte. Mit einer blitzschnellen Bewegung sprang ich auf, lief zur Tür und rammte sie kurzerhand mit der Schulter ein. In einem Hagel von Glassplittern und zerbrechendem Holz taumelte ich auf die Straße, verlor das Gleichgewicht und fiel. Ich sprang sofort wieder auf und lief weiter, aber vorher gelang es mir noch, einen Blick in den Laden zurückzuwerfen.
    Leyman hatte sich von meinem Hieb erholt und war halbwegs auf die Füße gekommen, machte aber keinen Versuch, den Laden zu verlassen. Seine Augen waren unnatürlich weit aufgerissen, und noch während ich herumfuhr und losrannte, begann er zu schreien.
    Vielleicht, weil rings um ihn herum das Geschäft in Flammen aufzugehen begann.
    Aber vielleicht auch, weil er den Blutstropfen auf seiner Wange gespürt hatte.
    Mein Blut.
     
    Der See lag glatt wie ein überdimensionaler, blinkender Spiegel unter der Sonne. Obwohl der Wind an Kraft zugenommen hatte, kräuselte nicht die geringste Welle seine Oberfläche, und die Stille, die hier ohnehin immer um eine Spur tiefer war als anderenorts, schien sich noch verstärkt zu haben, und das Sonnenlicht hatte hier, direkt über dem See, ein ganz kleines bisschen an Kraft verloren, als läge eine unsichtbare Kuppel über Loch Shin, die Licht und Laute gleichermaßen dämpfte.
    Auch die Schritte des Mannes, der sich von Osten her dem See genähert hatte, klangen gedämpft. Er taumelte. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um neue Kraft zu schöpfen, aber es war zu erkennen, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand. Er war querfeldein hierher gelaufen, auf dem kürzesten Weg, ohne Rücksicht auf sich oder seine Kleider zu nehmen. Seine schwarze Polizeiuniform war verdreckt und zerrissen, und auf seinen Händen und dem Gesicht glänzten Dutzend von kleinen, blutenden Kratzern, die er sich zugezogen hatte, als er rücksichtslos durch Gebüsch und dorniges Unterholz gebrochen war. Sein Atem ging schnell und keuchend. Sein Blick flackerte.
    Schließlich erreichte er den See, taumelte die Böschung herab und fiel – mit den Knien schon im Wasser – dicht vor dem Ufer zu Boden. Sein Blick glitt suchend über die spiegelnde Oberfläche des Sees.
    Zeit verging. Minuten, Stunden – Donhill wusste es nicht. Sein Zeitgefühl war erloschen, lange, bevor er hierher gekommen war. Alles, wofür in seinem Inneren noch Platz war, war Angst.
    Schließlich begann sich tief unter der unbewegten Oberfläche des Sees ein Schatten zu bewegen. Zuerst war es nicht mehr als ein verschwommener Schemen, dann ein gewaltiger, aufgedunsener Umriss, der schließlich zu einem Körper heranwuchs, einem gigantischen, walähnlichen Ding; groß, ungeheuer groß und drohend, obwohl es noch immer tief unter der Wasseroberfläche blieb. Donhill glaubte einen gewaltigen Kopf zu erkennen, einen schlanken, unmöglich langen Schlangenhals, kurze, zu Flossen zurückgebildete Beinchen …
    Aber er war sich nicht sicher. Das Wesen blieb dicht unterhalb der Grenze, an der er mehr Einzelheiten hätte erkennen können.
    »Komm!«, flüsterte Donhill. Seine Stimme bebte, aber er wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Leyman hatte ihm deutlich genug gesagt, was geschehen würde, wenn sie versagten.
    »Komm!«, sagte er noch einmal: »Zeige dich! Ich befehle es dir!«
    Der Schatten im See bewegte sich stärker, begann unruhig im Kreise zu schwimmen und sich hierhin und dorthin zu wenden, tauchte aber nicht weiter auf.
    Dafür geschah etwas anderes.
    Über dem See, genau über seiner Mitte, begann ein sanftes, grünes Licht zu leuchten. Donhill blinzelte verwirrt, setzte sich halb auf und erstarrte mitten in der Bewegung, als das Licht stärker wurde, zu einem flammenden, gleißenden Ball heranwuchs und immer noch an Leuchtkraft zunahm. In seinem Zentrum begann sich etwas Dunkles zu

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