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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich nicht, ob ihr Großvater oder sonst wer einen Fluch auf sich geladen hat oder nicht! Das ist Ihr Problem, Craven, nicht meines, also sehen Sie zu, wie Sie es lösen, und lassen Sie mich da raus! Ich habe endgültig genug!«
    Ich starrte ihn an. Von dem ruhigen, stets gefassten und überlegten Mann, als den ich ihn gekannt hatte, war nichts mehr geblieben. Bannermann zitterte. Sein Gesicht war bleich wie die Wand, vor der er stand, und in seinen Augen flackerte ein gefährliches, warnendes Feuer. Seine Hände waren erhoben und halb geöffnet, als wolle er mich packen. Aber sein Zorn verrauchte so schnell, wie er gekommen war.
    Unsicher blickte er mich an, schluckte ein paarmal und fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht, ehe er sich abwandte. »Verzeihen Sie«, sagte er. »Ich … habe die Beherrschung verloren.«
    »Das macht nichts«, antwortete ich. »Ich verstehe Sie, Bannermann.«
    Sein Kopf flog mit einem Ruck in die Höhe, und für einen Moment fürchtete ich schon, erneut einen Fehler begangen zu haben. Aber seine Stimme war ruhig, als er antwortete: »Sie sagen, wir müssen weg?«
    Ich nickte. Bannermanns Worte hatten mich den eigentlichen Grund meines Hierseins beinahe vergessen lassen. »Sofort«, sagte ich. »Rufen Sie Ihre Leute zusammen, Bannermann. Dieser Ort ist eine Falle. Ich kann es Ihnen jetzt nicht erklären, aber ich bin gerade mit knapper Not einem Mordanschlag entkommen, und sie werden es wieder versuchen.«
    Bannermann sah sich im Zimmer um, als erwache er aus einem tiefen, von üblen Träumen geplagten Schlaf. »Gut«, murmelte er. »Gehen Sie … ins Nebenzimmer und holen Sie Ford und Billings. Ich … rufe die anderen.«
    Ich verließ das Zimmer, stürmte über den Gang und betrat ohne anzuklopfen einen der anderen Räume. Die beiden Matrosen lagen komplett angezogen auf ihren Betten und schliefen; ich musste sie mit aller Macht schütteln und anschreien, um sie wach zu bekommen, und selbst dann war ich mir nicht sicher, ob sie meine Worte wirklich verstanden.
    Das Läuten der Brandglocke war lauter geworden, als wir zu dritt auf den Flur hinausstürmten, und von der Straße wehten die aufgeregten Stimmen zahlreicher Menschen herauf. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein, um den brennenden Laden zu löschen. Auch Bannermann und die drei anderen Männer waren bereits wieder auf dem Korridor.
    Ohne ein weiteres Wort fuhr ich herum, stürmte an Bannermann vorbei auf die Treppe zu – und prallte zurück.
    Wir waren nicht mehr allein!
    Der Fäulnisgeruch und das Tappen von Schritten wären nicht einmal mehr nötig gewesen, um mir zu sagen, dass außer uns noch jemand – oder etwas! – im Treppenhaus war …
    »Craven – was ist los?«
    Bannermann berührte mich unsanft an der Schulter und schüttelte mich. Ich starrte ihn an, versuchte etwas zu sagen, bekam aber nur ein hilfloses Krächzen heraus. Bannermanns Augen wurden schmal, während er an mir vorbei zur Treppe hinabsah.
    »Was ist das?«, murmelte er.
    »Sie … Sie spüren es auch?«, fragte ich. Bannermann nickte verkrampft. Seine Hände spielten nervös an seiner Jacke.
    »Was ist das?«, murmelte er erneut. »Dieser Gestank, und … die Schritte.«
    Der Unsichtbare war näher gekommen. Wie eine Pestwolke wehte sein Gestank zu uns hinauf, und wenn man angestrengt lauschte, konnte man hören, wie die ausgetretenen Holzstufen unter seinem Gewicht knarrten. Auch Bannermanns Männer schienen die Annäherung des Unheimlichen zu spüren. Keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort, aber ich sah, wie die Nervosität auf ihren Gesichtern wuchs.
    »Zurück!«, befahl Bannermann. »Wir müssen einen anderen Weg finden. Weg hier!«
    Die Männer gehorchten stumm, und selbst ich fügte mich widerspruchslos seinen Anweisungen. Ich war beinahe froh, dass plötzlich jemand da war, der mir sagte, was ich zu tun hatte. Schritt für Schritt wichen wir zurück, bis wir das Ende des Ganges erreicht hatten. Das unsichtbare Etwas folgte uns, aber langsamer und in großem Abstand, fast, als schrecke ihn die Anwesenheit einer so großen Zahl von Menschen ab. Allmählich glaubte ich unter den Schritten das Geräusch schwerer, hechelnder Atemzüge zu vernehmen. Ein Laut wie das Schnüffeln eines übergroßen Bluthundes …
    »Das … das ist eine Falle«, stammelte einer der Männer. »Hier kommen wir nie mehr lebend raus.«
    »Billings!«, sagte Bannermann scharf. »Reißen Sie sich zusammen!«
    Billings schluckte. Sein Blick flackerte

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