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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwarze Lack auf dem Eisen begann zu glänzen, als wäre er poliert, und im Zentrum der mannshohen, rechteckigen Fläche begann sich ein verschwommener Umriss abzuzeichnen.
    O’Banyon keuchte ungläubig, fuhr mit einem Ruck hoch und sank wieder zurück, als die Kette schmerzhaft in sein Handgelenk schnitt. Er spürte es kaum. Sein Blick saugte sich an dem lang gestreckten, dunklen Umriss fest, der auf dem spiegelnden Metall der Tür sichtbar geworden war …
    »Mein Gott …«, keuchte er. »Herr im Himmel – was … was ist das?«
    Der Schatten begann sich zu verdichten, dunkler, deutlicher zu werden. Für einen Moment glaubte O’Banyon ein mannsgroßes, flackerndes Oval zu erkennen, dann verdichtete sich der Schatten weiter, bildete Arme, Beine und einen Kopf und wurde zum verzerrten Spiegelbild eines Menschen …
    O’Banyon wollte schreien, aber das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. Alles, was über seine Lippen kam, war ein unartikuliertes Stöhnen.
    Die bizarre Veränderung ging weiter. Aus dem dunklen Fleck auf der Tür wurde der schwarze, tiefenlose Schatten eines Menschen.
    »Fürchten Sie sich nicht, O’Banyon«, sagte eine Stimme. »Ich bin nicht hier, um Ihnen zu schaden.«
    O’Banyon registrierte die Worte kaum. Sein Mund stand vor Entsetzen offen, und seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handballen. Aber nicht einmal das merkte er.
    »Satan!«, wimmerte O’Banyon. »Du … du bist gekommen, um mich zu holen!«
    Ein leises, dunkles Lachen antwortete ihm. Aus dem Schatten auf der Tür war mittlerweile das Bild eines Menschen geworden; das gut zwei Meter große, dreidimensionale farbige Bild eines schlanken Mannes in altertümlicher, aber durchaus geschmackvoller Kleidung. Sein Gesicht war schmal und von einem dünnen, sorgsam ausrasierten King-Arthur-Bart eingerahmt. Über seinem rechten Auge zog sich ein drei Finger breiter, wie ein erstarrter gezackter Streifen schlohweißen Haares bis fast zum Scheitel hinauf.
    Und dann machte das Bild einen Schritt und trat aus der Tür heraus in die Zelle hinein …
    O’Banyon kreischte, fuhr hoch und presste sich gegen die Wand, so fest er konnte. In seinen Augen flackerte der Wahnsinn. »Nein!«, keuchte er. »Geh! Geh weg! Lass mich!« Er krümmte sich, verbarg den Kopf zwischen den Armen und streckte der Erscheinung abwehrend die Hände entgegen. Aus seinem Mund drangen unartikulierte, wimmernde Laute.
    Der Fremde blieb einen Herzschlag lang hoch aufgerichtet vor O’Banyons Bett stehen, schüttelte dann den Kopf und berührte den Mann flüchtig an der Schulter.
    O’Banyon hörte auf zu kreischen. Langsam, noch immer am ganzen Leib wie Espenlaub zitternd, aber schon wieder halbwegs beherrscht, richtete sich O’Banyon auf und starrte zu der Erscheinung hoch. Seine Lippen bebten, und seine Augen waren unnatürlich geweitet.
    Der Fremde lächelte. »Geht es besser?«, fragte er. Seine Stimme klang dunkel und irgendwie seltsam, als käme sie von weit, weit her, aber nicht unbedingt unfreundlich.
    »Wer sind Sie?«, wisperte O’Banyon. »Und wie … wie kommen Sie hierher?«
    »Mein Name ist Andara«, antwortete der Fremde. Er lächelte erneut, ging mit gemessenen Schritten um die Pritsche herum und ließ sich an ihrem Fußende auf die Bettkante sinken. Als er durch den schmalen Streifen flirrenden Lichtes schritt, der durch das Fenster hereinfiel, sah O’Banyon, dass das Licht durch seinen Körper hindurchschimmerte, als wäre er nichts als ein Trugbild.
    »Und was die Frage angeht, wie ich hierherkomme«, fuhr Andara fort, »das ist eine lange Geschichte, und ich fürchte, mir bleibt nicht die Zeit, sie zu beantworten. Aber ich bin nicht Ihr Feind, O’Banyon.«
    O’Banyon schluckte krampfhaft.
    »Sie … Sie kennen mich?«, fragte er.
    Andara nickte. »Ja. Sie und Ihren Freund.«
    »Steven?« O’Banyon setzte sich kerzengerade auf und sank mit einem neuerlichen Keuchen zurück, als die Kette abermals tief in sein Handgelenk schnitt. Andara beugte sich vor und berührte die Handschelle mit zwei Fingern. Für den Bruchteil einer Sekunde glühte der metallene Ring auf wie unter einem inneren Feuer. Dann verschwand er.
    O’Banyon starrte fassungslos auf sein Handgelenk. »Gott!«, keuchte er. »Wie … wie haben Sie das gemacht?!«
    »Auch für diese Antwort bleibt im Moment keine Zeit, fürchte ich«, sagte Andara. »Glauben Sie mir einfach, dass ich Ihr Freund bin und nur Ihr Bestes will, O’Banyon. Ich werde Sie aus diesem Gefängnis

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