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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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uns beobachteten. Ich konnte ihre gereizte Stimmung fast riechen. Wenn wir dort hinausgingen, würde keiner von uns lebend das Gefängnis erreichen.
    »Sie haben recht«, murmelte ich. »Das reicht.«
    Donhill runzelte die Stirn und sah mich fragend an. Sein Finger näherte sich dem Abzug der Schrotflinte. In seinen Augen begann ein misstrauischer Funke aufzuglühen.
    Ich gab ihm keine Gelegenheit, über den tieferen Sinn meiner Worte nachzudenken. Mit einer fast gemächlichen Bewegung ergriff ich die Hand des neben ihm stehenden Bankkassierers, zog ihn zu mir heran und verdrehte ihm mit einem plötzlichen Ruck den Arm.
    Aus dem erschrockenen Aufschrei des Mannes wurde ein verzweifeltes Keuchen, als ich ihn herumzerrte, meinen Arm von hinten um seinen Hals schlang und mir den zappelnden Burschen wie einen lebenden Schutzschild vor den Körper hielt.
    »Lassen Sie die Waffe fallen, Donhill!«, sagte ich scharf.
    Donhill keuchte, machte einen halben Schritt auf mich zu und blieb abrupt stehen, als ich den Druck auf Gellics Genick um eine Winzigkeit verstärkte. Ich hatte nicht vor, den Mann wirklich umzubringen, nicht einmal, ihm weh zu tun. Aber das konnte Donhill schließlich nicht wissen.
    Wenigstens hoffte ich das.
    »Damit kommen Sie nicht durch!«, sagte Donhill. »Sie …«
    Statt meiner Antwort verdrehte ich Gellics Arm noch ein bisschen mehr, wartete, bis er sich instinktiv gegen den Druck stemmte – und versetzte ihm einen Stoß, der ihn haltlos gegen Donhill taumeln und beide zu Boden stürzen ließ.
    Donhill kam nicht einmal dazu, einen Schreckensschrei auszustoßen. Bannermann sprang mit einem wütenden Knurren an mir vorbei, entriss ihm das Gewehr und schlug ihm den Kolben wuchtig in den Nacken. Donhill bäumte sich auf, verdrehte die Augen und erschlaffte.
    »Raus hier!«, brüllte Bannermann. »Zur Hintertür!« Gleichzeitig drehte er das Gewehr herum, richtete den Lauf auf die Tür – und drückte ab.
    Das dumpfe Krachen der Schrotladung vermischte sich mit den Schreckensschreien aus einem Dutzend Kehlen. Donhills Lynchkommando spritzte auseinander, als die Schrotladung unter die Männer fuhr. Die winzigen Bleikügelchen waren nicht mehr tödlich, auf diese Entfernung, nicht einmal mehr wirklich gefährlich. Aber sie rissen schmerzhafte kleine Wunden und trieben die Männer vielleicht gründlicher zurück, als es eine normale Waffe getan hätte. Die einseitig bemalten, deckenhohen Fensterscheiben des Hotels zerbarsten und überschütteten die Männer auf der Straße zusätzlich mit einem Hagel kleiner, scharfkantiger Glassplitter.
    Bannermann lachte schrill, fuhr herum und versetzte mir einen derben Stoß, der mich hinter seinen Männern zum rückwärtigen Teil der Halle taumeln ließ. Ich war viel zu verwirrt und überrascht, um überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Bannermann zerrte mich wie ein Kind am Arm hinter sich her, stieß mich in einen Korridor und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    »Dort entlang!« Am Ende des kurzen Korridors war ein Fenster. Bannermann stürmte darauf zu und schlug es ohne viel Federlesens ein. Das Klirren, mit dem die Scheibe zerbarst, erschien mir in der Enge des Raumes wie ein Kanonenschuss. Der Laut musste bis zum anderen Ende des Ortes zu hören sein.
    Bannermann feuerte seine Leute mit ungeduldigen Gesten an, stieg schließlich selbst durch das Fenster und streckte mir die Hand entgegen. Als ich das Hotel verließ, erbebte die Tür hinter uns unter einem ersten, wuchtigen Schlag.
    »Sie verlieren keine Zeit«, knurrte Bannermann. »Kommen Sie!«
    Keuchend sah ich mich um. Wir befanden uns in einer schmalen, von den nahezu fensterlosen Rückseiten der Häuser flankierten Straße. Von links drangen erregte Schreie und Rufe zu uns herein, auf der anderen Seite war der schmale blaue Streifen des Meeres zu sehen. Die Gasse musste unmittelbar zum Strand hinunterführen.
    »Okay«, sagte Bannermann. »Hört zu: Wir trennen uns – sechs einzelne Männer sind nicht so leicht zu fangen wie eine ganze Gruppe. Wir treffen uns nach Dunkelwerden unten am Strand. Und jetzt los!«
    Geduckt huschten wir los. Drei von Bannermanns Männern tauchten ohne ein weiteres Wort in eine schmale Seitenstraße ein und verschwanden, der vierte blieb noch bei uns. Es war Ford, der Mann, der unten am See verletzt worden war.
    Wir erreichten das Ende der Straße und blieben stehen. Vor uns lag ein halbrunder, freier Platz, vielleicht zwanzig, allerhöchstens fünfundzwanzig Yards im

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