Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wenigen Augenblicken passiert hatten, warf einen gehetzten Blick über die Schulter zurück und rannte los. Bannermann und ich folgten ihr. Unsere Schritte verursachten harte, klackende Echos auf dem harten Straßenpflaster, und für einen Moment bildete ich mir ein, der Lärm musste bis zum anderen Ende der Stadt zu hören sein. Aber es waren nur wenige Schritte, und die Toreinfahrt war dunkel und groß genug, uns genügend Deckung zu geben. Hastig duckten wir uns neben Priscylla in den Schatten des künstlichen Gewölbes.
    Nach einer Weile hörte ich ebenfalls Schritte. Schnelle, schwere Schritte; die Schritte von Menschen, die es sehr eilig hatten. Ich strengte mich an, in der blaugrauen Dämmerung jenseits des Tores etwas zu erkennen, konnte aber nicht viel mehr als ein paar gedrungene, rasch ausschreitende Schatten wahrnehmen, die auf der anderen Straßenseite an unserem Versteck vorübergingen.
    Mit angehaltenem Atem wartete ich, bis sie vorbei waren und ihre Schritte wieder in der Nacht verklangen.
    Ein dumpfer, einzelner Trommelschlag wehte vom anderen Ende der Stadt zu uns herüber.
    »Was war das?«, flüsterte Bannermann.
    Priscylla sah ihn an, schüttelte irritiert den Kopf und stand auf. »Nichts«, sagte sie. »Nichts Wichtiges.«
    Bannermann knurrte, streckte blitzschnell die Hand aus und riss sie unsanft am Arm zurück. »Einen Moment, Kindchen«, murmelte er. »Bevor wir weitergehen, möchte ich ein paar Antworten von dir.«
    Priscylla versuchte ihren Arm loszureißen, aber Bannermann hielt sie unbarmherzig fest. Sein Griff musste ihr weh tun, und für einen winzigen Moment spürte ich ein Gefühl irrationalen Zornes in mir aufsteigen. Priscylla warf mir einen Hilfe suchenden Blick zu.
    »Sie tun ihr weh, Bannermann«, sagte ich, etwas lauter, als in unserer Lage vielleicht gut war.
    Bannermann knurrte etwas, das ich nicht verstand, lockerte aber seinen Griff um Priscyllas Handgelenk, ohne sie jedoch ganz loszulassen. Ich sagte nichts mehr. Alles, was ich wollte, war so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, aber ich konnte Bannermann auch verstehen. Seit wir das Haus verlassen hatten, hatten wir praktisch kein Wort mehr miteinander gesprochen. Und er spürte so deutlich wie ich, dass in dieser Stadt irgend etwas vorging.
    »Lassen Sie mich los, Captain«, sagte Priscylla flehend. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Eine Gelegenheit wie diese bekommen wir nie wieder.«
    »Eine Gelegenheit?«, hakte Bannermann nach. »Was für eine Gelegenheit?«
    Ein Schatten huschte über Priscyllas Gesicht. Sie sah aus wie jemand, dem eine Bemerkung herausgerutscht war, die er lieber nicht gemacht hätte. »Von hier zu verschwinden«, sagte sie ausweichend. »Sie sind alle beschäftigt. Mit etwas Glück merken sie erst bei Sonnenaufgang, dass wir weg sind.«
    »Beschäftigt?«, fragte Bannermann lauernd. »Womit beschäftigt?«
    Ein zweiter, etwas lauterer Paukenschlag durchbrach das Schweigen der Nacht, und für einen ganz kurzen Moment glaubte ich, einen schrillen, trompetenden Laut sehr, sehr weit entfernt zu hören. Wie eine Antwort …
    Priscylla atmete hörbar ein und versuchte erneut, ihren Arm aus Bannermanns Griff zu befreien. Ihr Blick wurde flehend, und ich spürte einen dünnen, schmerzhaften Stich in der Brust. Es war seltsam – ich kannte dieses Mädchen erst seit wenigen Stunden, aber sie war mir so vertraut, als wären es Jahre. Es schmerzte mich, zuzusehen, wie ihr jemand weh tat. Trotzdem senkte ich nur den Kopf und wich ihrem Blick aus.
    »Sie versammeln sich«, sagte Bannermann. »Nicht wahr? Sie gehen alle zum Marktplatz hinunter, oder nicht?« Er deutete in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Über den Dächern im Zentrum der Stadt loderte roter Widerschein. Sie mussten Feuer entzündet haben. Sehr viele Feuer.
    Priscylla nickte abgehackt. »Ja.«
    »Und wozu?«, fragte Bannermann. »Wozu ist diese Trommel? Und diese Feuer? Wozu dienen sie?«
    »Ich … ich weiß es nicht«, stammelte Priscylla.
    »Du lügst!« Bannermann verdrehte ihren Arm; nur eine Winzigkeit, gerade genug, ihr ein wenig weh zu tun und zu zeigen, dass er sich nicht weiter mit Ausreden abspeisen lassen würde. Meine Hände zuckten. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre aufgesprungen und hätte auf ihn eingeschlagen.
    »Ich … bin mir nicht sicher«, keuchte Priscylla. »Es ist … die … die Trommel ruft die … die Bestie. Aber es ist … unmöglich. Vollmond ist vorbei, und …«
    »Aber vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher