Hexer-Edition 02: Als der Meister starb
riss erstaunt die Augen auf. »Mein Gott, Craven!«, keuchte er. »Ihre Hände! Was ist mit Ihren Händen geschehen?«
Ich sah ihn einen Moment verständnislos an, blickte auf meine Hände herab – und unterdrückte im letzten Augenblick einen erschrockenen Ausruf.
Meine Hände waren verbrannt.
Die Fingerspitzen waren schwarz, als hätte ich glühende Kohlen angefasst, und meine Finger waren bis zu den Knöcheln herab rot und mit Brandblasen übersät. Da und dort sah das nackte Fleisch hervor.
Und jetzt, als ich die Verletzung sah, begann ich auch den Schmerz zu spüren.
»Das ist … nichts«, sagte ich, musste aber dabei die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen. »Es … geht schon.«
Bannermann sah mich mit einer Mischung aus Sorge und Furcht an, setzte sich – diesmal weit vorsichtiger – auf und blickte einen Herzschlag lang auf den verkohlten Fleck, der als einziges Zeugnis des Blutdämons zurückgeblieben war.
»Was war das?«, murmelte er.
»Das Craal«, antwortete ich. »Eine kleine Überraschung, die unser Freund Leyman für uns hatte. Die gleiche Bestie, die Bellings im Hotel umgebracht hat.«
Bannermann schüttelte beinahe zornig den Kopf. »Das meine ich nicht, Craven«, sagte er. Plötzlich klang seine Stimme ganz anders als bisher. Zorn war darin, aber auch noch etwas anderes.
»Ich meine Sie«, fuhr er fort. »Wie haben Sie das gemacht?«
Ich antwortete nicht sofort. Ich hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde. Ich setzte mich ganz auf, blickte einen Moment auf meine geschundenen Hände herab und versuchte die Finger zu bewegen. Es ging, aber es schmerzte höllisch.
»Das war nicht ich«, sagte ich.
»Das waren …?« Bannermann brach mitten im Wort ab, starrte mich an und stand umständlich auf. »Das waren nicht Sie?«, wiederholte er misstrauisch. »Was soll das heißen, das waren nicht Sie?«
»Es war … nicht meine Kraft, die das Craal vernichtet hat«, sagte ich stockend. Mit aller Macht musste ich ein hysterisches Lachen unterdrücken, als ich weitersprach. Aber so verrückt die Erklärung klang – es war die einzige, die ich hatte.
»Es war Andara«, sagte ich. »Mein Vater.«
Bannermann schnaubte. »Ihr Vater ist tot, Junge. Ich habe mitgeholfen ihn zu begraben.«
»Ich weiß«, antwortete ich mühsam. »Und trotzdem ist es so. Er … ist nicht tot. Nicht so, wie wir bisher glaubten.«
»Ach?«, machte Bannermann. »Ich wusste gar nicht, dass es verschiedene Arten gibt, tot zu sein.«
»Bitte, Bannermann«, sagte ich halblaut. »Ich weiß, wie es in Ihren Ohren klingen muss, aber es ist so. Was gerade geschehen ist, lag nicht in meiner Macht. Mein Vater lebt, irgendwie und irgendwo. Ich … habe heute schon einmal mit ihm gesprochen.«
»Gesprochen?«, wiederholte Bannermann. »Sie? Mit Ihrem toten Vater?«
Allmählich begann Zorn in mir aufzusteigen. »Verdammt noch mal, Bannermann, von mir aus halten Sie mich für verrückt, aber es war so! Was muss eigentlich noch passieren, damit Sie endlich begreifen, dass es mehr …«
»Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt«, unterbrach mich Bannermann. »Jaja, Craven. Ich kenne den Spruch.« Er schüttelte den Kopf, ließ sich auf die Couch sinken und verbarg für einen Moment das Gesicht in den Händen.
»Verzeihen Sie, Craven«, murmelte er. »Ich … es war einfach zu viel.«
Ich nickte. In Anbetracht der Umstände hielt sich Bannermann sogar noch gut. Andere Männer in seiner Lage wären längst unter der Belastung zusammengebrochen.
»Schon gut«, murmelte ich. Ich stand auf, stieß mir schon wieder den Schädel an einem Balken und humpelte steifbeinig zu ihm hinüber. Erst jetzt dachte ich wieder an Priscylla. In der Aufregung und dem Schrecken hatte ich sie für den Moment fast vergessen.
Das Mädchen stand noch immer schreckensbleich an der Wand, an die sie zurückgewichen war, als der Blutdämon auftauchte. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren. Ihre Hände zitterten, und in ihrem Blick loderte eine Furcht, die alles übertraf, was ich jemals zuvor gesehen hatte.
»Priscylla«, murmelte ich. »Ich …«
»Was war das, Robert?«, flüsterte sie. Ihre Stimme hörte sich brüchig an; wie die einer alten Frau. »Mein Gott, Robert, was …«
Ich schwieg einen Moment, ging zu ihr hinüber und hob die Hand, wie um sie an der Schulter zu berühren, tat es aber dann doch nicht.
»Es ist vorbei«, sagte ich, so sanft ich konnte. »Du hattest
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