Hexer-Edition 02: Als der Meister starb
haben sie neue Opfer für sie«, knurrte Bannermann. »So ist es doch, nicht wahr? Sie rufen das Ungeheuer, um ihm ein Opfer zu bringen. Oder mehrere.«
Priscylla antwortete nicht mehr, sondern bäumte sich jetzt mit aller Kraft gegen seinen Griff auf. Bannermann packte etwas fester zu, ließ aber los, als ich herumfuhr und ihn grob an die Schulter herumriss.
»Lassen Sie sie los, Bannermann!«, zischte ich. »Niemand hat etwas davon, wenn Sie ihr weh tun.«
Bannermann ließ Priscyllas Gelenk los, schlug meine Hand mit einer wütenden Bewegung zur Seite und funkelte mich an. »Ach?«, schnappte er. »Niemand hat etwas davon? Sind Sie eigentlich blind, Craven, oder nur verrückt vor Angst?«
»Was … worauf wollen Sie hinaus?«, fragte ich verwirrt. Priscylla war ein paar Schritte zurückgewichen und hatte sich angstvoll gegen die Wand gepresst. Ihr Blick wanderte zwischen Bannermann und mir hin und her.
»Worauf ich hinaus will?«, wiederholte Bannermann. Er gab sich jetzt keine Mühe mehr, leise zu sein, sondern schrie fast. »Auf etwas, was ich schon die ganze Zeit vermutet habe, Sie Narr. Was glauben Sie, warum wir so leicht entkommen können, wenn diese Stadt doch angeblich eine einzige große Falle ist?«
»Weil … weil sie …«
»Beschäftigt sind«, unterbrach mich Bannermann. »Ja. Und soll ich Ihnen sagen, womit? Sie opfern wieder Menschen. Sie bringen diesem Ungeheuer Menschenopfer dar. Deshalb nimmt niemand Notiz von uns, Craven. Weil sie uns im Moment nicht brauchen.«
»Das stimmt nicht!«, sagte ich impulsiv. »Das …«
»Und ich will Ihnen auch sagen, wen sie opfern«, fuhr Bannermann fort. Seine Stimme zitterte vor Erregung. »Meine Männer. Deshalb wollte sie nicht, dass wir zum Strand hinuntergehen und uns mit ihnen treffen, Craven. Weil sie ganz genau wusste, was geschehen wird. Wenigstens hat sie es gehofft. Sie opfert meine Männer, damit wir entkommen können!«
»Das stimmt nicht«, behauptete ich. »Das …«
»Dann fragen Sie doch dieses kleine Flittchen!«, brüllte Bannermann.
Ich schlug ihn. Ich weiß nicht, wer überraschter war – er oder ich. Meine Hand schien sich fast ohne mein Zutun zur Faust zu ballen und auf sein Gesicht zu zielen. Bannermann taumelte, prallte unsanft gegen die Wand und hob die Fäuste. Aber er schlug nicht zurück, sondern starrte mich nur voller Verachtung an.
»Ist Ihnen jetzt wohler?«, fragte er ruhig.
»Ich … verzeihen Sie«, stammelte ich. »Ich wollte das nicht.«
Bannermann lächelte kalt. »Schon gut. Ich hätte das nicht sagen sollen. Aber ich habe trotzdem recht – oder?«
Das letzte Wort war an Priscylla gerichtet gewesen. Das Mädchen starrte ihn an, schluckte ein paarmal und wandte den Kopf, um seinem Blick auszuweichen. Ihre Lippen zitterten.
Mit einem raschen Schritt trat ich auf sie zu, legte die Hand unter ihr Kinn und zwang sie, mich anzusehen. »Ist das wahr?«, fragte ich.
Ihre Augen schimmerten feucht, als sie mich ansah. »Ja«, flüsterte sie. »Sie … rufen die Bestie nur, wenn … wenn sie ein Opfer für sie haben.«
»Aber du hast mir doch gesagt, dass sie es nur bei Vollmond tun«, sagte ich ungläubig.
Bannermann schnaubte. »Es ist Vollmond, Craven, wenigstens fast. Außerdem wird sich Donhill ein so prächtiges zusätzliches Opfer kaum entgehen lassen.«
»Das ist nicht wahr«, murmelte ich. »Sag ihm, dass das nicht wahr ist, Priscylla.«
Priscylla schluckte. Ihre Hände glitten mit kleinen nervösen Bewegungen an meiner Brust empor, tasteten über meine Schulter und suchten die meinen. Ich zuckte schmerzhaft zusammen. Meine verbrannten Finger taten noch immer weh, und der Fausthieb, den ich Bannermann versetzt hatte, hatte die Wunden wieder aufbrechen lassen. Unter meinen Fingernägeln sickerte Blut hervor und hinterließ dunkle Flecke auf ihrem Umhang.
»Es ist wahr«, flüsterte sie.
»Und du hast es gewusst?«
Sie nickte. »Ja. Ich … habe zwei von Donhills Helfern belauscht, als ich vorhin draußen war, um … die Kleider für euch zu beschaffen«, sagte sie stockend. »Aber es war die einzige Chance, Robert, versteh mich doch.«
»Chance?«, fragte Bannermann wütend. »Für wen? Du wolltest mit dem Leben meiner Männer für deine Freiheit bezahlen.«
»Und auch für unsere, Bannermann«, sagte ich grob. »Halten Sie endlich den Mund.«
»Er hat recht«, sagte Priscylla leise. Ihre Stimme schwankte. Sie begann zu weinen. »Ich … ich muss hier weg, Robert«, wimmerte sie. »Und es gibt
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