Hexer-Edition 02: Als der Meister starb
Kraft. Ich hatte etwas Ähnliches schon einmal erlebt, aber diesmal war es ungleich stärker und machtvoller. Ich war in diesem Moment wenig mehr als ein Werkzeug, das einem anderen, überlegenen Willen gehorchte. Macht, eine unglaubliche, unbezwingbare Macht pulsierte durch meinen Körper. Mein Blick begann sich zu verschleiern. Wie durch einen wogenden Vorhang hindurch sah ich, wie der Schattenleib des Dämons zurückprallte, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Etwas Gewaltiges, Unsichtbares brach aus meinen Fingerspitzen, kleine blaue Flämmchen wie feurige Spuren hinterlassend, traf das Craal und schleuderte es erneut zurück.
Das Ungeheuer schrie; schrill, wütend und gleichermaßen voller Schmerz wie Zorn. Kleine blaue Flammen liefen wie Elmsfeuer über seinen Leib, zeichneten die Konturen seines Körpers nach.
Aber so schnell gab sich der Blutdämon nicht geschlagen. Mein plötzlicher Angriff hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen, die blauen Flammen, die über seinen Körper rannten, mussten ihm nahezu unerträgliche Schmerzen bereiten. Trotzdem griff er erneut an.
Ein Schatten jagte auf mich zu. Ich duckte mich und machte instinktiv einen Schritt zurück, aber meine Bewegung war nicht schnell genug.
Es war ein Gefühl, als würde ich von einer glühenden Eisenstange getroffen. Ein plötzlicher Schmerz explodierte in meiner Schulter. Ich taumelte, fiel schwer auf den Rücken und riss blind vor Schmerzen und Angst, die Hände vor das Gesicht. Ein gewaltiger Schatten tauchte über mir auf, ein grünes, schleimiges Ding, das nur aus Fangarmen und tödlichen Mäulern zu bestehen schien. Der Schmerz in meiner Schulter steigerte sich zur Raserei, als der Dämon erneut auf mich eindrang. Einer seiner Tentakel ringelte sich um meine Schulter und begann an meinem Arm zu zerren.
Robert! Wehre dich! KÄMPFE! Ich wusste nicht, woher die Stimme kam. Sie war einfach in mir. Ich erkannte sie nicht einmal.
Aber ich gehorchte …
Irgendwo in meinem Inneren war noch immer diese fremde, pulsierende Macht, dieses Etwas, das nicht zu mir gehörte und trotzdem ein Teil meiner Selbst zu sein schien, halb verborgen unter einem Sumpf von Schmerz und Verzweiflung. Mit einer verzweifelten Anstrengung griff ich danach, versuchte, sie zu lenken und auf den Unheimlichen zu werfen.
Ein greller Blitz drang durch meine geschlossenen Lider. Der Griff um meine Schulter löste sich. Der Blutdämon torkelte brüllend zurück. Sein Körper loderte. Die Flämmchen, die bisher über seine Glieder gelaufen waren, steigerten sich zu greller Weißglut und begannen seinen Leib zu verzehren.
Es war ein bizarrer Anblick. Der Körper des Unheimlichen begann wieder zu verblassen, verlor erneut an Substanz und wurde innerhalb weniger Sekunden unsichtbar.
Aber die Flammen brannten weiter.
Ich spürte keine Hitze, obwohl der Unheimliche noch immer auf Armeslänge vor mir stand. Sein Körper war verschwunden, aber statt dessen tobte ein lautloses, grellweißes Höllenfeuer vor mir, Flammen, die die Konturen seines Leibes nachzeichneten wie eine feurige Feder. Ich sah, wie er taumelte, mit einem schwerfälligen Zucken in die Knie brach und sich auf dem Boden zu wälzen begann. Seine Arme peitschten wie dünne, feurige Schlangen über den Boden – und vergingen.
Es war wie das Verkohlen eines trockenen Blattes. Das Ungeheuer sank wie ein Häufchen trockenen Laubes in sich zusammen, wurde zu einem winzigen, rauchenden Ascheklumpen und verschwand schließlich vollends.
Alles, was blieb, war ein lang gestreckter, grob menschenähnlich geformter Brandfleck auf den Fußbodenbrettern.
Mühsam setzte ich mich auf. Das Zimmer begann sich um mich herum zu drehen, und alle Geräusche hörten sich plötzlich an, als kämen sie von weit, weit her. Ich stöhnte, fuhr mir mit den Händen durch das Gesicht und zwang mich, die Augen offen zu halten.
Neben mir krümmte sich Bannermann auf dem Boden. Sein Rock war dort, wo ihn der Schattenarm des Unheimlichen berührt hatte, verkohlt und zerrissen, die Schulter darunter rot und mit Brandblasen übersät.
Erschrocken beugte ich mich zu ihm herab. »Bannermann! Sind Sie in Ordnung?«
Der Captain schluckte mühsam, nickte verkrampft und versuchte sich aufzusetzen, sank aber mit einem Schmerzlaut zurück, als seine verletzte Schulter unter dem Gewicht seines Körpers nachgab.
»Es … geht«, sagte er mühsam. »Ich glaube nicht, dass ich … ernsthaft verletzt bin.« Er seufzte, hob den Kopf und
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