Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
beschleunigt. Aber es hätte nichts geändert, wenn Sie nicht gekommen wären. So geht es nur schneller.«
    Das Monster kam näher. Seine Tentakel peitschten, öffneten sich wie zu einer schwerfälligen, tödlichen Umarmung …
    Irgendwo hinter ihm bewegte sich etwas. Es war Carradine, der mühsam wieder auf die Füße kam und sich aus verschleierten Augen umsah. Er war noch immer benommen und schien Mühe zu haben, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Verwirrt blickte er erst mich an, dann das Ungeheuer und schließlich den jungen Mann.
    »Charles?«, murmelte er. »Du …?«
    »Charles? Sie sind Charles? Der Mann, dessen Namen Jenny gerufen hat?«
    Für den Bruchteil eines Augenblickes wirkte Charles verunsichert. Ein sonderbarer Ausdruck blitzte in seinen Augen auf, eine Mischung aus Unglauben und Schrecken. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann verschleierte sich sein Blick wieder.
    »Jenny …«, murmelte Carradine. »Wo … ist sie?« Plötzlich begann seine Stimme zu beben. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    »Halten Sie den Mund, Carradine«, sagte Charles verärgert.
    »Sie …«
    Carradine sprang mit einem Schrei vor, packte Charles an den Schultern und versuchte ihn zu schütteln, aber Charles versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ. Carradine stolperte, verlor das Gleichgewicht – und stürzte mit einem Schrei durch den glitzernden Vorhang aus Spinnenseide.
    Dahinter kam ein reglos ausgestreckter, fast zur Gänze in glänzendes, weißes Gewebe eingesponnener Kokon zum Vorschein. Der Körper eines jungen Mädchens …
    Carradines Schrei hatte nichts Menschliches mehr. Der Anblick schien den hypnotischen Bann, der sich um seinen Geist gelegt hatte, vollends zu zerbrechen. Seine Finger zerrten an dem weißen Kokon, der den Körper umgab, zerrissen das empfindliche Gewebe.
    »Carradine!« Charles’ Stimme überschlug sich fast. »Hören Sie auf!«
    Carradine reagierte nicht. Wie ein Tobsüchtiger zerrte und riss er an dem Spinngewebe, zerfetzte in Sekunden den Kokon, an dem die Tiere stundenlang gearbeitet haben mussten.
    »Hören Sie auf!«, schrie Charles. »Sie machen alles zunichte, Sie Narr!« Er stürzte vor, brach rücksichtslos durch den Vorhang aus Spinnseide und versuchte Carradine zurückzuzerren.
    Carradine wirbelte herum. Sein verunstaltetes Gesicht zuckte vor Schmerz und Grauen. Mit einer blitzschnellen, kraftvollen Bewegung zuckten seine Hände vor, krallten sich um Charles’ Kehle und drückten zu. Charles keuchte. Verzweifelt warf er sich zurück, zerrte einen Moment an Carradines Handgelenken und begann mit den Fäusten auf sein Gesicht einzuschlagen. Ich sah, wie Carradines Körper unter den Schlägen erzitterte. Seine Augenbrauen und Lippen platzten auf, Blut floss über sein Gesicht und verwandelte es in eine Furcht einflößende Fratze.
    Aber Angst und Verzweiflung schienen Carradine übermenschliche Kräfte zu geben. Seine Hände krallten sich nur noch fester um Charles’ Kehle und drückten fest zu. Allmählich begannen Charles’ Schläge an Kraft zu verlieren.
    Der GROSSE ALTE stieß ein fast klägliches Zischen aus. Seine Tentakel peitschten. Der Blick seines einzigen, flammend roten Auges wanderte unentschlossen zwischen mir und den Kämpfenden hin und her. Ich spürte, wie das Band aus magischer Energie, das sich zwischen ihm und dem hilflos daliegenden Mädchen gespannt hatte, dünner wurde und nahezu zerriss. Und ich spürte auch, dass das Ungeheuer für einen Moment abgelenkt und verwirrt war.
    Mit einer entschlossenen Bewegung riss ich meinen Degen hoch, umklammerte ihn mit beiden Händen und stieß mit aller Macht zu. Das Ungeheuer wirbelte herum. Seine Tentakel peitschten nach meinem Gesicht.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Ein weißglühender Dolch schien sich tief in meinen Schädel zu bohren. Ich schrie, taumelte, von der Wucht meiner eigenen Bewegung nach vorne gerissen, weiter auf das Monster zu. Der Degen blitzte auf, zuckte auf das lidlose Auge des Ungeheuers herab – und bohrte sich bis zum Griff hinein!
    Das Ungeheuer begann zu schreien, hoch, spitz und schrill wie ein verwundetes Tier. Seine Tentakel schlugen in irrsinniger Raserei, aber die Hiebe waren nicht mehr gezielt und nur noch ein Ausdruck seines Schmerzes. Sein Körper begann zu zucken und beben. Das flammende Auge war erloschen. Schwärzliche, zähe Flüssigkeit sickerte aus dem zerfransten Loch, das einmal sein Auge gewesen war.
    Aber davon bemerkte ich kaum

Weitere Kostenlose Bücher