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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in all dem Staub erkannte. Sie schienen unverletzt zu sein, waren aber bis ans gegenüberliegende Ende der Halle zurückgewichen und husteten ununterbrochen.
    »Ich bin unverletzt!«, schrie ich zurück.
    »Dann bleib, wo du bist!«, antwortete Howard. »Wir suchen einen anderen Weg, um hinaufzukommen.«
    Ich überlegte einen Augenblick. Der Gedanke, allein weiterzugehen, gefiel mir nicht sonderlich. Aber ich musste. Die Zeit lief unbarmherzig ab.
    Langsam richtete ich mich auf, klopfte mir den ärgsten Staub aus den Kleidern und sah mich unschlüssig um. Es war fast ein Dutzend Türen, die von der Galerie abzweigten. Die meisten waren verschlossen, nur eine oder zwei standen auf und gaben den Blick auf die dahinter liegenden, verwüsteten Räume frei. Die steinerne Galerie begann unter meinen Füßen zu beben, als ich mich in Bewegung setzte.
    »Robert! Verdammt noch mal, was tust du?« Howards Stimme überschlug sich fast vor Schrecken. »Bleib, wo du bist! Es ist zu gefährlich!«
    Ich ignorierte ihn. Das Wispern und Flüstern in meinem Inneren war verstummt, aber ich wusste einfach, welche Tür die richtige war. Vorsichtig ging ich weiter. Meine Hand kroch unbewusst zum Gürtel und legte sich um den versilberten Knauf des Stockdegens, den ich aus der Bibliothek gerettet hatte.
    »Verdammt, Robert – bleib stehen!«, schrie Howard. »Du weißt nicht, worauf du dich einlässt!«
    Aber selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht stehen bleiben können. Es war die letzte Tür, ganz am Ende der Galerie, und meine Beine schienen sich fast ohne mein Zutun zu bewegen. Langsam streckte ich die Hand aus, zögerte einen unmerklichen Moment und berührte die bronzierte Klinke.
    Das Metall war eisig. Wieder zögerte ich einen Moment, dann drückte ich die Klinke herunter, stemmte mich mit der Schulter gegen die Tür und drückte sie langsam nach innen.
    Ein Hauch eisiger Luft und Modergeruch schlugen mir entgegen, wispernde, huschende Geräusche wie von winzigen Füßchen, die über feuchten Stein und Erde huschten, und dunkelgrüner, flackernder Lichtschein. Hinter der Tür lag kein Zimmer, sondern ein dunkler, gewölbter Gang mit niedriger Decke, dessen Wände sich irgendwo in unbestimmbarer Entfernung verloren. Das grüne Licht machte es unmöglich, Entfernungen zu schätzen, aber es mussten hundert oder mehr Yards sein – viel mehr, als das Haus überhaupt groß war.
    Aber in diesem Haus war ja nichts normal.
    Ich zögerte einen Moment, trat dann mit einem entschlossenen Schritt in den Gang und zog die Tür hinter mir zu. Howards Stimme verklang, als das altersschwache Schloss einrostete.
    Stille hüllte mich ein. Das Wispern und Huschen verklang und von einem Augenblick auf den anderen war es so ruhig, dass ich mir einbildete das Klopfen meines eigenen Herzens zu hören. Die Wände waren feucht. Moder und weißlicher Schimmelpilz nisteten in Ritzen und Fugen und in dem sanften Windzug, der mir ins Gesicht fächelte, bewegten sich staubige Spinnweben unter der Decke. Die Luft war so trocken, dass ich nur noch mit Mühe ein Husten unterdrücken konnte.
    Nach einer Weile begann sich meine Umgebung zu verändern. Die rohen, lieblos aufeinandergesetzten Steinquader, die bisher die Wände des Stollens gebildet hatten, machten nackter Erde Platz, braunem Lehm und schwarzen, wie verbrannt wirkenden Flächen, die nur noch durch ihr eigenes Gewicht und den Druck, der auf ihnen lastete, zusammengehalten wurden. Ich glaubte das Gewicht der Fels- und Erdmassen, die sich über meinem Kopf türmten, körperlich zu spüren. Dieser Gang gehörte längst nicht mehr zu dem Haus in Schottland, in dem wir gewesen waren. Ich wusste nicht wie und ich wollte es auch gar nicht verstehen, aber ich war in eine fremde, vollkommen andere Welt geraten, im gleichen Augenblick, in dem ich die Tür durchschritten hatte.
    Eine Treppe tauchte vor mir auf. Die Stufen waren schräg und unterschiedlich hoch und breit; das Gehen war schwierig und erforderte meine ganze Konzentration. In den Wänden waren Bilder: verschlungene, sinnverwirrende Linien und Formen, Dinge, die Übelkeit und Schwindel erregten, wenn man zu lange hinsah. Die Winkel der Wände waren falsch, aber ich vermochte nicht zu sagen, wieso. Der Boden fiel, auch nachdem ich die Treppe hinabgestiegen war, weiter steil ab, sodass ich mit weit ausgebreiteten Armen und vorsichtig gehen musste. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mich einen steil ansteigenden Hang hinaufzukämpfen.
    Ich weiß

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