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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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selbst über die große Entfernung hinweg sehen, wie er noch blasser wurde, als er ohnehin schon war. »Bist du verrückt geworden? Das sind zwanzig Fuß!«
    Bensen grinste, trat einen Schritt von der Wand zurück, um Norris Platz zu machen, und drehte sich achselzuckend um. Wäre es nach ihm gegangen, dann wäre Mahoney gar nicht erst mitgekommen. Aber Norris hatte darauf bestanden ihn mitzunehmen, und vermutlich hatte er Recht. Floyd Mahoney war vielleicht der größte Feigling, den es im Umkreis von hundert Meilen gab – aber er war auch der beste Taucher in Durness; sie brauchten ihn.
    Vielleicht.
    Norris landete mit einem federnden Satz neben ihm im Sand, richtete sich auf und betrachtete einen Moment lang stirnrunzelnd seine Hände, die genauso zerschunden und blutig waren wie die Bensens. Dann drehte er sich um und blickte auf das Meer hinaus. Die Windstille hielt weiter an, und die Ebbe hatte den Wasserspiegel sinken lassen, sodass der Strand jetzt breiter war, dreißig, vielleicht vierzig Fuß feuchtglänzender weißer Sand, wo während der Nacht weiße Gischt gekocht hatte. Zwischen Norris’ Brauen entstand eine tiefe Falte, die ihn älter und ernster aussehen ließ, als er war. »Nichts zu sehen«, murmelte er.
    Bensen kramte eine Zigarette aus der Tasche und riss mit klammen Fingern ein Streichholz an, ehe er antwortete. »War es deine Idee oder meine, hierher zu kommen?«
    Die Falte zwischen Norris’ Brauen vertiefte sich. »Verdammt, ich weiß schließlich, was ich gesehen habe«, sagte er unwillig. »Es ist hier.«
    Bensen nahm einen tiefen Zug, hustete ein paarmal und schnippte die Zigarette mit einem Fluch in die Brandung. Der Rauch schmeckte bitter und sein Atem ging noch immer keuchend und mühsam. Die kurze Kletterpartie hatte ihn doch mehr angestrengt, als er bisher gemerkt hatte. Norris verfolgte sein Tun mit gerunzelter Stirn, hütete sich aber, etwas zu sagen. Schweigend warteten sie, bis Mahoney mühsam und umständlich zu ihnen heruntergeklettert kam und sich zu ihnen gesellte. Sein Gesicht war bleich und trotz der Kälte glitzerte feiner Schweiß auf seiner Stirn.
    »Hat einer von euch eine Idee, wie wir wieder raufkommen?«, fragte er leise.
    Bensen grinste. »So, wie wir runtergekommen sind, Floyd. Klettern.«
    Mahoney wurde noch blasser, verbiss sich aber vorsichtshalber jede Antwort und blickte an Bensen und Norris vorbei auf die See hinaus. Die Wellen waren flach und kraftlos geworden und selbst das Geräusch der Brandung war nur noch ein leises Murmeln, als hätte der Ozean seine ganze Kraft verbraucht.
    »Ich sehe kein Schiff«, sagte er nach einer Weile.
    »Es ist aber da«, antwortete Norris. Seine Stimme klang beinahe trotzig. »Ich hab’s ganz deutlich gesehen. Muss ein Drei- oder Viermaster gewesen sein. Er war in der Mitte durchgebrochen, aber man konnte …«
    Bensen verdrehte die Augen und unterbrach ihn mit einer unwilligen Handbewegung. »Ist ja schon gut, Kleiner«, sagte er. »Wir glauben es dir. Außerdem«, fügte er nach sekundenlangem Überlegen und mit veränderter Stimme hinzu, »ist es ziemlich genau die Stelle, die mir dieser Verrückte beschrieben hat.« Er seufzte. »Fangen wir an.«
    Norris löste schweigend die Schnallen seines Rucksackes und half Bensen auch seine Last abzusetzen. Nur Mahoney rührte sich nicht.
    »Was ist?«, knurrte Bensen unwillig. »Keine Lust?«
    »Nicht die geringste«, antwortete Mahoney kopfschüttelnd. »Die Sache gefällt mir nicht, Lennard.« Er schürzte die Lippen, streifte nun doch den Rucksack von seinem Rücken und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Meer hinaus. »Die See ist zu ruhig. Und es ist verdammt kalt.«
    »Das soll im November ab und zu vorkommen«, erwiderte Bensen spitz. »Was ist los mit dir? Hast du Angst vor einem Schnupfen?« Er lachte. »Phillips zahlt jedem von uns fünfzig Pfund, Junge. Dafür kann man sich auch mal nasse Füße holen, oder?«
    »Darum geht es nicht«, murmelte Mahoney. »Ich …« Er brach ab, seufzte hörbar und schüttelte noch einmal den Kopf. »Mir gefällt die ganze Sache einfach nicht, das ist alles.«
    Norris wollte etwas sagen, aber Bensen hielt ihn mit einem raschen, warnenden Blick zurück. Er wusste besser, wie er Mahoney zu behandeln hatte. »Mir auch nicht«, sagte er, so sanft, dass Mahoney überrascht aufsah. »Mir wäre auch wohler, wenn wir ein Boot und eine vernünftige Ausrüstung hätten, aber dafür bleibt uns keine Zeit. Dieser Phillips wird Himmel und Hölle

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